Donnerstag, 30. Oktober 2014

Tschüss
 und alles Gute!

Bis nächstes Jahr!


Danke allen, die meinen Weg begleitet haben! 

Jetzt sitzen Piz und ich im Zug. Wir fahren gerade in 14h die Strecke zurück, für die wir mit Lothar 2 Jahre gebraucht haben.
Lothar hingegen steht im Schwarzwald bei seiner neuen Herde. Diesmal ging die Eingewöhnung nicht mehr so ganz rasant wie letztes Jahr, wo er ab der ersten Minute kein Interesse mehr für mich gezeigt hat. Vielleicht ist er auch mittlerweile schon ein drittel Mensch und ein drittel Hund, wie eben der Rest seiner Sommerherde. Und muss sich seines Kuhseins erst wieder erinnern.
Gestern war ich noch zwei Stunden auf ihrer schönen Weide bei sommerlichen Temperaturen. Habe ihnen zugeschaut und war teils umringt und Teil von ihnen. Hab ihn auch noch geritten, nachdem ich merkte, dass er auch noch den Kontakt zu mir gesucht hat. Dann habe ich sie aber in Ruhe gelassen bin nur zum letzten Verabschieden zu Lothar gegangen und wollt ihn nochmal kraulen. Doch da hat er mir gezeigt, dass er jetzt zu seinen Damen gehört. Ist weg von mir und hin zu ihnen und hat angefangen eine ganz intensiv zu lecken.
Das hats mir dann leichter gemacht ihn dort zurückzulassen.

Das war also unsere zweite Saison gewesen.
Und mit mir wird auch dieser Blog wieder in den Winterschlaf gehen. Wer im nächsten Jahr benachrichtigt werden will, wenns wieder weiter geht, kann mir eine Email schicken und wird dann von mir im Frühjahr informiert.

Wie es nächstes Jahr weiter gehen wird weiss ich noch gar nicht. Doch dass diese Art von Leben mein Leben ist und mich noch länger begleiten wird, das spüre ich. Und das erfüllt mich mit Freude. Und nur ganz manchmal mit Angst.

Auch wenn ich mal zwei Jahre an einem Ort bleiben werde, dann wird das auch nur deshalb sein, um mir ein zukünftiges Zugochsenpaar auszubilden, damit es dann mit neuer junger Energie weitergehen kann.

So vieles gibt es noch für mich zu lernen. Zu viele Fragen habe ich noch.

Freitag, 17. Oktober 2014

Ein kleiner Einblick in die Saison 2014

Der viele Regen hat mich auf den Hut gebracht
Emma mit Molli



Eine Pause nach Lothars Geschmack. Zwei Schubkarren voll Heu waren kein Problem und wäre ich nicht eingeschritten wärens auch noch mehr geworden




900kg wiegt Lothar 2014


Auf dieser Wiese fand jeder seinen Platz











 Dem Wunderwunderschönen, so Sanften und sich Bemühenden, ihm gilt wieder all mein Dank und meine Liebe!





Sonntag, 12. Oktober 2014

Fast ists vorbei!

Winterquartiere sind gefunden, zuerst meins, dann der Kutsche ihres und zuletzt erst Lothars.
Es hat wieder geklappt, erstaunlicherweise, innerhalb von drei Wochen.
Lothar wird eine Herde haben. Drei schicke, behornte Vorderwälder/Limousin Kalbinnen werden ihm Gesellschaft leisten. Die erste Zeit werden sie auf einer mir-gehört-die-Welt-Wiese verbringen, auf der auch ich sofort bleiben würde. 2ha, hoch gelegen, im Halbmond umrandet von Wald, mit weitem, offenen Blick in den Schwarzwald.  Im Stall wird er dann noch mehr Gesellschaft haben, aber nur Blickkontakt. Eine Mutterkuhherde, auch behornte Vorderwälder, und ein Stier. Deshalb bin ich froh, dass es nur beim Blickkontakt bleibt.
Ja und Piz und ich werden uns wieder um viele andere Tiere kümmern. Diesmal in St. Gallen. Leider seh ich nur in der Ferne meine geliebten Berge. Aber wir haben wieder einen Stall voll Kühe, das entschädigt, und auch ein paar Schafe (Piz jauchzt!) und diesmal sogar Schweine. Ich bin gespannt. Auch deshalb, weil ich mich 2 h pro Tag um den vierjährigen Sohn meines Chefs kümmern werde. Völlig neuer Aufgabenbereich! Tiere liegen mir ja erstmal näher.
Wie‘s wohl diesmal wird, wieder in festen 4 Wänden zu wohnen? Festgelegten Tagesablauf? 6 1/2 Tage die Woche?

Jetzt gilt es die Kutsche Winterfest zu machen und noch an zwei Kindergeburtstagen einen Haufen Kinder durch die Gegend zu kutschieren. Und Lothars Gegenwart zu geniessen. Von ihm hatte ich jetzt in den letzten drei Wochen, wo es einfach viel zu viel nur ums Organisieren ging, ziemlich wenig.

Und dann ists schon wieder vorbei. Am 20.10 habe ich Ochs und Kutsche in ihr Winterquartier begleitet.
Sind wir nicht grad erst losgelaufen?

Samstag, 4. Oktober 2014

"Eva, wie ist das mit dir und dem Leben?"

„Hmm, ich glaub wir haben uns gern. Und wir spielen miteinander, spielen uns gegenseitig Dinge zu und schauen, wie der andere reagiert."

„Wie soll ich mir das vorstellen?"

„Naja, z.B. so: ich gebe mein Zuhause auf und eine gesicherte Zukunft, ziehe los (halte mich also in langsamer Bewegung) und sage dann zum Leben: ‚hier bin ich, hier stehe ich sozusagen nackt vor dir, was machst du jetzt draus?'
Und dann schaue ich und nehme war und erstaunlicherweise fängt dann das Leben wirklich an, mir Dinge zuzuspielen. Menschen, Ansichten, Plätze, Möglichkeiten die es für mich als solche zu erkennen gilt und wo ich dann sagen kann: „Blödsinn, Leben, was soll ich denn damit?“, oder „Cool!“.  Meistens ist jedoch ein „cool“ und spannend. Und selbst der „Blödsinn“ ist im Nachhinein oft gut. Auf jeden Fall kann das Leben Dinge an mich bringen, von denen ich vorher keine Vorstellung hatte eben dadurch, DASS ich keine Vorstellungen, Pläne, Ziele hatte.
Und so spielen wir schon eine ganze Weile miteinander. Ich schlage neue Wege ein, lerne von ihm, reiche auch manches weiter, halte mich aber immer offen und frei. Und das Leben komuniziert weiter durch Ereignisse mit mir und passt auf mich auf. Im Grunde ist das ziemlich leicht.
Nicht ich lebe mein Leben alleine, noch es lebt mich, sondern ich würde sagen es ist eine Kooperation.“


Samstag, 27. September 2014

Vertrauen ins Leben


Vertrauen ins Leben, das habe ich gelernt durch mein Unterwegs sein, aber es will auch jeden Tag aufs Neue wieder gelernt werden.
Denn wenn sich die Welt auf einmal wieder schnell um uns dreht, meine langsame Welt nicht mehr durch die Schnelle hindurchgleitet, sondern ich in ihr bin, in Städten bin, viele Menschen, Eindrücke und Geschwindigkeiten um mich habe, dann gerät diese Tatsache schnell in Vergessenheit. Sie verschwindet einfach, wird überlagert, übertönt, überfahren. Und mit dem Überlagert-sein einher geht Angst oder vielleicht auch nur Unsicherheit. Aber dies ist ein Teufelskreis, denn diese Angst kappt mich nur mehr ab vom Zugang zum Leben. Macht mich anfällig für noch mehr Unsicherheit, Zukunftsangst, Gier oder Neid.

Und dann muss ich mich wieder herausreissen und wie aufwachen und mich eigentlich schelten. Leben, wie konnte ich dich vergessen? Ich weiss doch, dass du für mich sorgst! Und schon spüre ich wieder die Offenheit, Weite und Vertrautheit und das Getragen sein. Und verstehe nicht ganz, wohin ein so starkes Gefühl von jetzt auf plötzlich verschwinden konnte. Dämlicher Kopf.
Ich wünsche mir sehr, dass ich es eines Tages schaffen werde, dass mir das Grundvertrauen bleibt. Ist noch ein weiter Weg zu gehen, aber unsere Reise ist sicher ein Teil davon.

Freitag, 19. September 2014

Lothar und ich sind pünktlich


Eigentlich wäre es nicht besser planbar gewesen. Ich breche in Ungarn im Mai 2013 auf um im September 2014 pünktlich am Nachmittag vor der Einschulung meines Patenkindes in der Nähe von Freiburg einzutreffen und diesen grossen Tag mit ihm feiern zu können (hab ja genug andere derweil verpasst).
Hätte ich das geplant, hätte es mich ganz schön gestresst und unter Druck gesetzt. Doch so bin ich voller Freude darüber. Doch nicht nur deswegen. Sondern weil mich dieser Bub auch noch die letzten zweieinhalb Tage vor meinem Eintreffen zum grössten Teil ganzallein begleitet hat und mir eine Wiese mit Stall!! organisiert hat, wo ich erstmal bleiben hätte können. Und wir haben eine neue Art der auch über Stunden zufriedenstellenden Fortbewegung für Kinder herausgefunden: er durfte auf Lothar reiten, während dieser die Kutsche zieht.
In dieser Zeit hat er nur leider meine Phobie des ungefragt Fotografiertwerdens übernommen. So dass, wenn jemand mit Fotoapparat am Strassenrand parat stand ohne um Erlaubnis zu bitten, er auch seinen Hut vom Kopf nahm um sein Gesicht zu bedecken.
Doch auch ich habe von ihm übernommen. Nämlich den Menschen am Wegesrand einfach nur glücklich zuzuwinken.
Und so zogen wir von knapp 1000m im Schwarzwald auf Forstwegen Meter für Meter runter auf knapp 400m. Durch Wälder und noch mehr Wälder. Mit Felsen, bemoosten Steinen, Abhängen und einem Schwerholztransporter, der uns leider an einem solchen Hang begnete (Doch Lothar, einfach nur cool, lässt sich an den Abhang stellen, die Räder der Kutsche trennen fast nichts mehr vom Nichts und lässt den riesigen Kolloss vorbei).
Hinab zur Einschulung, wo es warscheinlich den einzigen Bub seid langem gab, der ein Ochsengespann mit Reiter auf seiner Schultüte hatte.

Donnerstag, 11. September 2014

Es ist September, die Abende werden kühler, die Nächte lang und die lange Unterhose schon mal ausprobiert. Das heißt, Lothar, Piz und ich befinden uns langsam auf:
Winterquartiersuche
Was wir suchen ist nicht strikt festgelegt. 
Es könnte sich bei unserem Winterquartier um einen Platz für Lothar und mich zusammen handeln, es darf aber, sollte Lothar eine Herde haben können, auch gern getrennt sein. 
Was braucht Lothar:
Lothar wünscht sich einen Offenstall, oder einen Laufstall, oder eine Weide mit Unterstand, wo er wie gesagt mit anderen Tieren zusammen ist. Keine Anbindehaltung. Er war schon mit Yaks, Pferden, Schafen, Ziegen und Schweinen zusammen auf einer Wiese. Am liebsten sind ihm natürlich Kühe, ist klar. Zum Fressen Heu, kein Kraftfutter.
Was braucht Piz:
Eigentlich am Wichtigsten eines: mit mir zusammen sein zu dürfen. Wenn man sie natürlich selber frägt würde sie sagen: ARBEIT. Also ein paar Schafe, Kühe oder Hühner mit denen sie arbeiten darf. Aber ich sage, das Wesentliche ist, dass sie bei meiner Arbeit mit darf, auch wenns nur Rumliegen ist.
Was brauche ich:
Für mich gilt erstmal, dass ich Lothar und Piz gut versorgt weiss. Natürlich muss ich Geld verdienen, damit es nächste Saison weiter gehen kann. Am liebsten arbeite ich natürlich mit Tieren, aber kann mir prinzipell vieles Vorstellen zu machen. Nicht nur draussen, sondern auch drinnen. Denn ich lerne gerne neues. 
Am meisten habe ich bisher mit Kühen und Schafen und Ziegen gearbeitet. Wie letzten Winter, in dem ich einem Schweizer Bauern seinen Stall gemacht und seine Kühe gemolken habe, damit er auswärts arbeiten gehen konnte. Also irgendwas in der Landwirtschaft wäre schon toll, ist aber nicht zwingend notwendig. 
In Holz habe ich aber auch schon viel gebaut, da brauche ich aber Anleitung.
Generell gilt, dass ich zuverlässlich und handwerklich geschickt bin und nach guter Einarbeitung gerne selbständig arbeite. Auch kann ich den Winter über viele Wochenstunden machen.
Und ich brauche dann natürlich auch eine Wohnmöglichkeit, doch da stell ich keine Ansprüche.

Wo?
Jetzt laufe ich Richtung Freiburg im Breisgau, also für Lothar gerne einen Platz 100km Umkreis Freiburg. Für mich ists egal. Gerne Raum Freiburg, oder im Schwarzwald, sehr gerne aber auch in der Schweiz. Oder auch ganz woanders.  

Zeitraum?
Von 1.11.14 bis 31.3.15 
 
Falls du also irgendetwas weisst, für Lothar oder Piz und mich, dann melde dich bitte telefonisch bei mir. 

Hoffentlich klappts wieder so gut wie letzten Winter!

 

Donnerstag, 4. September 2014

Lothar trifft fast den Verkehrsminister


Bad Urach, Schwäbische Alb. Wer diese Stadt kennt, der weiss, dass es nicht die Gegend für einen Zugochsen ist. Weil es dort entweder 270 Höhenmeter rauf oder 270 Höhenmeter runter geht. Mir wurde zwar gesagt, „da wirds steil“, doch das wird mir oft gesagt, ohne dass es sich gross bewahrheitet.
Nun, diesmal hat es das und als ich die ersten 270m runter bin mit Lothar (auf 2km, d.h. wenn Lothar mit 1-2km/h steil bergab geht, dann hingen wir 2h an dem Berg), graute es mir vor der anderen Seite und ich verfluchte mich und war ziemlich ziemlich ziemlich schlecht gelaunt. Lautstark fluchte ich und bangte, nicht hinter der nächsten Kurve zammgefahren zu werden. Ich hoffe, das haben Lothar und Piz nicht zu arg abbekommen.
Die andere Seite war nun leider genauso steil. Soviel konnte ich sehen. Dort gabs zwei Strassen: eine steil (10%), die andere sehr steil (Steigung 15%). Also entschied ich für uns für steil und wir liefen nächsten morgen los (Gott sei Dank gabs da unten ne Wiese. Hätt ja auch sein können es gäb nur Fluss und Bundesstrasse).
Bald versperrten mir zwei Strassenmeisterrei Autos den Weg und ich bat sie zur Seite zu fahren. Diese Männer sagten mir, dass seit einem Jahr die weniger steile Strasse gesperrt sei und nur die sehr Steile offen sei. Die andere hätte aber heute Einweihung um 14 Uhr mit dem Verkehrsminister und grossem Tamtam. Ich müsste entweder bis am anderen Tag warten, oder die sehr Steile gehen, wovon mir aber eh abgeraten wurde wegen zu vieler Verkehrsunfälle. Was für eine Perspektive!
Da ich ja nicht das erste Mal vor einer Baustelle stehe, fragte ich einfach, ob sie nicht von jemandem die Genehmigung für mich einholen könnten, dass wir auch vor der öffentlichen Einweihung hoch dürften. Tatsächlich hatte ich 3 Minuten später die Erlaubnis mit der Auflage, allen Mist wegzumachen, denn die Kehrmaschine sei schon gefahren. Also los. Meine Warnweste zog ich mir trotzdem über und wir zogen in den Berg.
Ich hab vorher Lothar erklärt, dass es steil werden würde, aber dass wir da wirklich hoch müssten.
Und Lothar zog! Relativ schnellen Schrittes zog er die Kutsche auf natürlich menschenleerer neuen sauberen schicken Strasse den Berg hoch. Und hoch und hoch. Und Gelegentlich musste ich die Strasse putzen. Und weiter ging es noch mehr Höhenmeter und mein Ochse zog und zog und zog weiter bis wir oben waren!!! Ohne zu murren, ohne langsam zu werden, schaffte er unsere Kutsche 270 Höhenmeter auf 2 km hochzuziehen! Ich kann es immer noch nicht glauben.
Im Grunde war die Sperrung unser Segen gewesen! Denn so konnten Lothar und ich uns nur auf das Hochkommen konzentrieren, ohne auf Autos aufzupassen und Angst zu haben, dass uns eine Auto übersieht.
Danke, Strassenmeisterei und dank dir, Lothar, für deinen Einsatz!!

Freitag, 29. August 2014

Entschuldigung!!!

 oder: Der Preis für abgelegene Wiesen
Eigentlich erst seid dieser Saison frage ich gezielt nach Wiesen „ab vom Schuss“ wie ich es auszudrücken pflege. Ich geniesse es dann Abends, nach einem Tag des gesehen, fotografiert und bestaunt werdens einfach Feierabend zu haben ohne dabei auch noch beobachtet zu werden. Nur leider haben diese Wiesen natürlich auch keinen Internetanschluss und so vergehen im Moment oft Wochen, bis ich wieder so nah an Häusern dran bin und somit wieder was auf meinem Blog veröffentlichen kann. Das ist aber dann auch der einzige Nachteil dieser Wiesen.
Aber ich schreibe wöchentlich für euch und stelle das dann eben z.T. erst nachträglich ins Netz. Ich bitte um Nachsicht!

Es berührt mich dann sehr, dass wenn ich mal nicht Termingerecht einen neuen Eintrag mache, ich damit rechnen kann, dass mich irgendjemand anruft, um zu fragen, ob auch alles in Ordnung ist. Ich freue mich, dass so auf mich/uns aufgepasst wird!
Was für ein Geschenk, diese enge Beziehung aufbauen zu dürfen mit einem so grossen und doch auch fremdartigen Wesen, wie Lothar es ist. An einen solchen Riesen einfach rantreten und sich anlehnen zu dürfen, den  Ochsengeruch in der Nase. Oder sich neben ihn hinlegen zu dürfen ins Gras, während er liegt und wiederkäut, ohne Angst, dass was passieren könnte, mit auf einmal ganz anderer Perspektive. Er als ruhender einen weit überragenden Koloss neben einem und doch so Ruhe ausstrahlend und friedlich.
Doch Freundschaft ist es eben nicht. Und die Nähe ist auch sofort weg, wenn Lothar wieder eine Herde hat. 
Doch für diese paar Monate im Jahr bilden wir diese eigenartige, ich muss es wohl Gemeinschaft nennen, in der wir einander tagtäglich brauchen und uns unsere Fähigkeiten gegenseitig zur Verfügung stellen. Er mir seine Kraft und ich ihm meine Sprachvermögen, um nach einer neuen, anderschmeckenden, saftigen Wiese zu fragen.


Auf der schwäbischen Alb


700 Schafe. Mit so vielen Schafen wurden Piz und ich auch mal alleine gelassen, als wir einem Schäfer auf der schwäbischen Alb halfen. Auf für erfahrene Schäfer einfach zu hütendem Gelände natürlich. Aber für mich?
Piz ist dadurch wieder ein tief entspannter Hund geworden. Für sie war wieder der Himmel auf Erden, doch ich habe sicher minimum 50 graue Haare mehr. Denn: Himmel, wo sind denn alle? Wo ist der Anfang und wo das Ende? Und sinds überhaupt noch 700 oder haben sich 50 schon abgeseilt und fressen jetzt im Getreideacker (wo sie nicht hin sollen), auf der schönen saftigen Wiese (wo sie auch nicht hin sollen), oder sind sie gar schon auf der Strasse (wo sie auf keinen Fall hin sollen)? Gehe ich nachschauen und riskiere dabei, dass sich auf der anderen Seite andere 50 davonstehlen?
Eine wirklich anspruchsvolle Arbeit für mich und Hund, der uns beide schnell an unsere Aufmerksamkeitsgrenzen gebracht hat. Piz hat dann irgendwann, wenn ihr 700 zu viel wurde, die Hälfte abgetrennt, damits wieder übersichtlicher ist und die Strecken zu laufen auch nicht mehr so lang, aber dann gabs Feierabend für sie.
Und ich war ehrlicherweise doch immer erleichtert, wenn ich das rote Tuch des Schäfers wieder in der Ferne erblickt habe. Sehr froh aber auch für die Aufgabe, die Verantwortung, die Erfahrung und das Vertrauen, was ich bekommen habe.

Mein letztes Hemd


Ich kann ohne elektrischen Herd auskommen, ohne elektrisches Licht auch. Kann auf vieles verzichten und fühle mich mit wenig Eigentum eher bereichert. Aber ohne eine Sache möchte ich nicht mehr leben: die Waschmaschine. Zwei Jahre wusch ich meine Kleidung schon von Hand. Während meiner Wanderschaft ohne Tieren, die Anfangszeit in Ungarn, mein Winter in Kirgistan und in der Mongolei. Eins wurde mir dabei wirklich klar: es ist zeitraubend, anstrengend und das Ergebnis immer unzufriedenstellend!
Dank Lothar wird mir sehr oft eine Waschmaschine angeboten, doch halt auch nicht immer. Gelegentlich muss ich doch noch für die wichtigsten Kleidungsstücke zur Seife greiffen, aber ich schiebs bis aufs absolut Unvermeidliche hinaus. So trug ich jetzt mein letztes T-Shirt, meinen vorletzen Pulli und wann hatte ich zuletzt Hose gewechselt? Das muss vor meinem Geburtstag gewesen sein...also irgendwann...darf man sowas schreiben?...Ende Juli? Äh, ja, tja, also weiter im Text: Länger liess es sich wirlich nicht mehr schieben und bedrückte mich nicht unwesentlich. Und dann - tada- genau an dem Tag, wo ich mich dann tatsächlich hätte überwinden müssen werden mir wieder mal ganz nette Leute geschenkt, die mir sogar noch extra Brotzeit für den nächsten Tag besorgen gehen und die mir mit ihrer Freundlichkeit ermöglichen zu fragen: darf ich meine Wäsche bei ihnen Waschen? Was für ein Segen das: Ja, klar!

Und heute erfreue ich mich allein an dem Gedanken, die Kutsche voller sauberer, wohlriechender Kleidung zu haben. Da kann ich doch sogar einen kleinen Luftsprung machen.

Samstag, 9. August 2014

Ungerecht!

                            

                                 Ungerecht!
Ja, Piz, da hast du recht. Es ist ungerecht, dass du bisher kaum Erwähnung fandest, wo du doch auch ein sehr wesentlicher Drittel der Reise bist. Das ändere ich hiermit:

Also Piz ist eine zweieinhalb jährige Bordercollie Hündin. Ihr Name leitet sich vom ungarischen Wort für „Kleine“ - Pici (gesprochen Pizi) ab. Das zweite „i“ fand ich nur irgendwann blöd. Eigentlich heisst sie Bea, doch ruft sich dieser Name in die Distanz nicht so gut wegen dem „a“ am Ende. Hingegen kann man aus Piz Pizi machen und zur Not auch noch Pizi-ke, was soviel heisst wie kleine Kleine und das hat so viele „i"s und „e"s (welche gut und einfach in die Distanz gehen), dass sie‘s - bis es fertig ausgesprochen ist- schon gehört haben sollte.

Also diese Piz dient nicht nur fantastisch als lebendige Wärmflasche, sondern kann auch was (meistens).
Als einjährige Hündin hat sie nach dreimonatiger Trainingsphase mir eine Schafherde dort hingebracht, wo ich sie haben wollte, während ich aus einiger Entfernung ihr die Kommandos zurief. Das war ihre beste Zeit. Danach wurde sie bedingt durch einen Ortswechsel eine Zeit lang mehr Schoss- als Arbeitshund. Da wird schon so einiges vergessen unter dem vielen Gekrault werden, ganz schön viel. Deshalb bräuchte sie um an diese Leistung wieder ranzukommen einige Tage intensives Training. Jetzt ist sie einfach zu enthusiastisch, wenn sie mal wieder Tiere hüten darf und hört da gern mal nur auf ihren Kopf. Da klappts nicht mehr so mit dem „lay down“...
Doch auch jetzt hat sie ihre Kommandos und Aufgaben. Sie hat Worte für die Benutzung der rechten Strassenseite, muss an gefährlicheren Stellen parallel mit Lothar laufen (mag sie gar nicht) und hilft mir morgens ihn auf der Weide einzufangen, in dem sie ihn umkreist und ihn - zumindest gefühlt - dadurch an Ort und Stelle hält. Jegliche anderen Tiere werden entlang der Strasse angehütet, ob Pferde, Kühe, Schafe, Hühner, Katzen, auch mal nur leere Zäune. Ich erkenne meistens an ihrem „Hütegang“, dass wir uns wieder Tieren nähern.

Sie ernährt sich -leider- viel von dem, was andere Leute aus dem Autofenster schmeissen, mit dem Auto überfahren, oder ihren Katzen vor die Tür gestellt haben. Phasenweise, v.a. wenn wir an viel befahrenen Radwegen entlang laufen, ist diese Suche so ergiebig, dass sie ihr eigenes Futter nicht mehr anrührt. Und wenn mal was zu lange tot ist, um es zu fressen, dann kann Hund sich zumindest noch genüsslich drin wälzen und schläft dann aber NICHT mehr im Zelt.

Insgesamt ist Piz aber ein genauso wichtiger Teil wie Lothar, weil sie eine Geselligkeit, Wärme, Verkuscheltheit und Freude mit ans Camp bringt, die ihresgleichen sucht.

Und Piz, bist du jetzt zufrieden?

Samstag, 2. August 2014

Lothar und Kinder





Ich glaube, dass diese Bilder genug ausdrücken für diesmal. Also bis nächste Woche!

Sonntag, 27. Juli 2014

Langsamkeit

Lothar ist langsam. Daran lässt sich nicht rütteln. Erst vorhin hat er sich mit seinen 1-2 km/h den Berg raufgeschleppt .Und es war ein langer Berg gewesen. Er könnte auch anders, aber er will es nicht. Das bietet genug Zeit sich die Landschaft absolut on detail anzuschauen, Zeitungzulesen, zu denken, in der Nase zu bohren oder alles zusammen. Aber darauf will ich gar nicht heraus.
Das Erstaunliche an dieser Tatsache ist nämlich, dass wir trotzdem wahnsinnig schnell vorrankommen. In diesem Jahr zumindest. Obwohl wir viele Pausetage haben, aufgrund meiner verstreuten bayerischen Verwandtschaft. Und obwohl wir uns nicht stressen.
Setze ich mich hingegen in ein Auto, so erscheinen mir mittlerweile die Distanzen lang. Wie kann ich mit einem Auto eine Stunde brauchen, wenn ich mit Lothar da in weniger als einer Woche wäre?, denke ich mir dann. So lange zieht sich die Zeit am Auto, hingegen mit Lothar - wusch- sind wir da.

Und so schrumpft im Moment die Welt zusammen. Die Distanzen, die lange erschienen werden zu einem Katzensprung. Die Landschaft fliegt förmlich an uns vorbei. Wie das geht? Ich hab keine Ahnung.

Freitag, 18. Juli 2014

Achtung: Neue Telefonnummer


Bis zum nächsten Blogeintrag um den 25.7. werde ich eine neue deutsche Simkarte in meinem Handy benutzen. Die neue Nummer lautet: 0157-88801118, schön einfach zu merken. Meiner österreichische und schweizer Nummer ändert sich dadurch nicht und kann weiter gespeichert bleiben für die Zeit, wo ich wieder dort bin.

Traurige Tage


Gleich nach meinem Diplom als Bildhauerin habe ich mich auf Wanderschaft begeben. Zunächst noch ohne Tiere, nur mit einem kleinen Wägelchen, auf den mein Rucksack geschnürt war. Diese Reise hat mich u.a. durch Österreich, ein bisschen Slowenien und dann Ungarn geführt. Dort hatte ich dann einen Platz und Menschen getroffen, der für die nächsten 7 Jahre mein Ankerpunkt wurde.

Wirklich sesshaft war ich auch in diesen Jahren nicht. Immer ein paar Monate da, dann wieder dort.
Ein paar Monate im Jahr aber sicher immer in Ungarn und dort habe ich eine kleine Landwirtschaft mit aufgebaut. Das gute an dem Platz war, dass ich mich ziemlich ausprobieren konnte im Bauen mit Holz, ob Unterstände für die Tiere oder eine Sauna, im Umgang mit Pferden, Schafen, Ziegen und Schweinen, meinen Ochsen natürlich und auch im Bereich der eigenen Nahrungsherstellung, ob Käsen, im grossen Gemüsegarten oder im späteren Verlauf dann im Schlachten von eigenen Tieren. Alles Abgerundet vom Leben in der Jurte. So schön wie das alles klingt und äusserlich auch war, war es aber von der menschlichen Seite her nie einfach und innerlich fühlte ich mich immer so, als würde ein wichtiger Teil von mir verkümmern.

Aber egal wie es mir ging, ich wusste die ganzen Jahre, dass egal wo ich mich mal wieder aufhalte um was anderes zu lernen: nach Ungarn kann ich immer kommen, bin willkommen und kann dort sein und arbeiten.

In dieser Zeit wuchs auch der Wunsch nach einer mehrjährigen Wanderschaft mit einem Ochsen bis er schlussendlich gross genug war, alles was ich in den letzten Jahren mit aufgebaut hatte zurückzulassen.

Noch im ersten Jahr meiner, nein da wars ja schon unsere Wanderschaft, also Lothars, Piz‘s und meiner, hätte ich noch dorthin zurück können, obwohl ich für mich die Abreise von dort immer als endgültigen Abschied gesehen habe, auch wenn die ungarische Seite sich geweigert hat es so zu sehen.

Seid drei Wochen weiss ich jetzt, dass eine Rückkehr auf diesen Platz auch von dortiger Seite nicht mehr möglich ist.
Das heisst also, das es diesen Anker, der mich auch 7 Jahr mit getragen hat durch all meine Projekte, jetzt entgültig nicht mehr gibt. Ohne kleinstes Hintertürchen.
Und das macht die Tage im Moment nicht wirklich einfach für mich. Nochmal Abschied zu nehmen - entgültig - von diesem Anlaufpunkt zu dem ich nicht mehr zurück wollte, der mich aber so lange begleitet hat.

Aber auch hier lässt mich das Leben nicht im Stich. Es lässt alles so passieren dass ich mich getragen und umsorgt fühle und nicht wütend sein muss, sondern eigentlich nur in Ruhe traurig sein darf.
Und so kann ich auch allen Beteiligten, ob Mensch oder dem Platz dort aus tiefem Herzen alles gute Wünschen.

Aber trotzdem tuts ganz schön weh.

Samstag, 12. Juli 2014

Sociallothar


Bei meiner Grossmutter bin ich natürlich vorbeigelaufen, wenn ich schon im süddeutschen Raum bin. Sie ist 86 Jahre alt und versucht ihr Leben noch alleine in ihrer Wohnung südlich von München gestalten zu können. Im Nachbarort ist mein Grossonkel, um die 90 Jahre alt, in einem Heim, schön gelegen auf einem Hügel mit alten Bäumen drumherum. Beiden wollte ich Lothar vorstellen, nachdem ich ihnen schon Jahre bei jedem Besuch von diesem Projekt erzählt habe.

Also auf mit Lothar zum Alten und Pflegeheim Ebenhausen.

Als ich meinem Grossonkel von dem Besuch erzählen wollte und sein Zimmer betrat, erzählte er mir gleich von Lothar und unserer Reise und begrüsste Piz herzlich und beim Namen. Nur meinen Namen erinnerte er nicht. Egal. 

Die Heimleitung war unserem Besuch zugetan und so durften wir an einem Samstag Vormittag auf das Gelände, wurden sogar diesem Bild angekündigt:


Und so stand Lothar umringt von weisshaarigen Menschen im Rollstuhl oder mit Gehwagen im eisernen Eingangstor des Heimes, wie immer in solchen Situationen: wiederkäuend. Ich erzählte und erzählte und nach einer längeren Weile, ganz zögerlich, begannen die Menschen auch zu fragen und selbst zu erzählen, von ihren fünf Ochsen früher im Stall.



Zwei Tage später war es ähnlich, doch der Altersunterschied betrug im Schnitt mehr als 80 Jahre. Wir waren im Kindergarten eingeladen, der von unserem Besuch im Heim mitbekommen hatte. Also liefen wir als letzte Aktion an diesem Ort schon mit fertig bepackter Kutsche auch noch dort vorbei. Ganz anders diese Fragen und Aufregung: Wieso Lothar Mist an den Schuhen habe und ob er sie auf die Hörner nehmen würde, kämen sie raus. Highlight auch wieder das, was bei unserem bisher einzigen anderen Kindergartenbesuch Highlight war: wie Lothar vor den Kindergarten pinkelt.



Doch ziemlich ausgeredet traten wir gegen Mittag dann unsere Weiterreise an.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Projekt Hufschuhe: wie läufts?

Gut, muss, kann und darf ich sagen. Die schweizer Hufschuhe stellen sich als erfreulich gute Alternative zum Beschlag heraus. Mit allem was nicht so perfekt ist lässt es sich gut arrangieren.
Zwei Monate laufen „wir“ jetzt mit und in ihnen und bis auf einen Schuh, werden sie auch noch einen Monat, also insgesamt drei, halten. Nur vorne Links scheint er komisch abzurollen und somit hat er an die Spitze schon ein Loch reingelaufen.

Aber auch dafür gibt es einen Schutz.
Hier ein Foto vom neuen Schuh:  Und hallo? DREI MONATE. Beim Beschlag waren kaum drei Tage ohne Nachnieten.

Der Zwischenklauenspalt hat sich auch an seine neue Situation des eng eingequetscht Seins, gewöhnt. Auch bei heissem Wetter blieb es dort immer Trocken. Musste ich anfangs noch alle zwei Tage Buchenholzteer schmieren um komischem Geruch und somit unerwünschten Vorgängen entgegenzuwirken, schmierte ich nach einem Monat nur noch jeden dritten Tag und jetzt eigentlich nur noch nach Gefühl bzw. Geruch, bzw. Feuchtigkeit. Die Haut im Zwischenklauenspalt scheint sich also auf die neue Situation einstellen zu können. Sehr erfreulich.

Auch so haben wir uns mit dem Gebrauch gut arrangiert. Die hinteren Schuhe, die ich ja nicht richtig eingestellt habe und die daher zu locker sind (falsch nach Angabe des Herstellers, aber erst bei der nächsten Garnitur kann ichs ändern) schnalle ich fest an seinen Fuss. So verlieren wir sie nicht. Es entstehen dadurch aber keine Scheuerstellen. Auch sehr erfreulich, obwohl Lothar sehr feine dünne Haut hat. Geht es ganz steil bergauf und noch dazu ungeteert, ziehe ich Lothar die Schuhe vorher aus, weil er dann bei Unebenheiten mehr Haftung hat und sie eh sonst nur verlieren würde.

Einmal im Monat mache ich Klauenpflege, damit er seinen Schuhen nicht entwächst. Wenn möglich lasse ich Lothar vorher hinten einen Tag und vorne zwei Tage ohne Schuhe laufen, das spart mir Arbeit.
Die Abnutzung der Schuhe selbst ist schon erstaunlich und verwundert mich jeden Tag aufs Neue, hält das Material doch viel länger als Eisen. Schaut euch mal die Fotos an und stellt euch vor, dass mit diesen Schuhen (links im Vergleich immer ein neuer) ein 800kg Ochse täglich 6h auf Asfalt unterwegs war.
Hier die Fotos (zum Vergleich ist daneben ein neuer Schuh, aber in kleinerer Grösse)
Schuh hinten links
Schuh hinten links
Schuh hinten links
Schuh vorne links

Schuh vorne links

Schuh vorne links


Horn, Fessel und Haut sieht man das Schuhetragen so gut wie gar nicht an und es verändert z.B. die Sehnen nicht. D.h. ich kann ihn auch ohne Schuhe noch Kutsche ziehen lassen.


Thema: Rollklaue
Lothars Rollklaue, letztes Jahr Dauerproblemthema, meldet sich bei den Hufschuhen nicht als Nachteilig. Es ist schon so, dass die Klauenhälfte mit der Rollklaue ja dicker ist und somit auf der dünneren Seite eventuell eine Einlage bräuchte (von oben her innen drangenietet), denn so rutscht sich der Schuh von selber in eine leicht gedrehte Position. Der Schuh schützt diese nachteilige Klauenform aber so gut, dass es keinerlei Einschränkungen für den betroffenen Fuss gibt (zumindest in dem Stadium, wie sie Lothar hat)


Es grüssen aus Hohenschäftlarn
Lothar, Eva und Piz

Freitag, 20. Juni 2014

Reibungslos III: Leinenlos


Aufgrund meiner verspannten rechten Schulter ging mir das ewige Halten des Führstricks nun genug auf die Nerven, dass ich dafür eine Lösung suchte. Ich dachte mir schon öfter, dass Lothar eigentlich keine Leine mehr braucht, wusste nur nicht wohin damit. Hängte ich sie ihm um den Hals, verrutschte sie früher oder später und er trat drauf. Gänzlich weglassen war mir zu riskant.
Die Lösung: eine Schlaufe reinknoten und in sein gesundes rechtes Horn einfädeln. So tritt er nie drauf und ich kann im Notfall immer noch schnell zugreiffen.
Jetzt geht er auf Stimmkommandos: „Links“ und „Rechts“ und wenn er nicht schnell genug reagiert, habe ich meine Peitsche als verlängerten Arm: tippe ich die rechte Halseite an muss er nach links, tippe ich die Linke an, nach rechts. Mir kommt es so vor, als gefalle ihm die neue Aufgabe und es ging von Anfang an ohne Schwierigkeiten. Selbst Ortschaften durchläuft Lothar jetzt leinenlos. Nur die Kommandos "scharf links" und "scharf rechts" für das Wenden auf der Stelle klappen so noch nicht ganz.
Noch verlangt es ihm mehr Konzentration ab, weshalb er ein bisschen langsamer ist. Auch mir verlangt die neue Aufgabe mehr Konzentration ab, weil ich ja jetzt nicht mehr anhand der Bewegung des Führstricks merke, dass Lothar sich in eine falsche Richtung bewegt, sondern aufpassen muss.
Fühlt sich nochmal um einiges besser an so zu marschieren, finde ich. .
Lothar gestern feiertäglich geschmückt durch einen Blumenkranz geflochten von meiner Mutter

Dienstag, 17. Juni 2014

Reibungslos II: problemlose Probleme


Eines Sonntagmorgens, wir sind noch nicht lange unterwegs, muht Lothar. Mehrmals hintereinander. Komisch, ist eigentlich nicht seine Zeit.
Ich drehe mich um, und da kommt mir unser linkes Hinterrad entgegengerollt. Ich fange es auf.
Alleine bekomme ich nicht gleichzeitig die Hinterachse gehoben und das Rad wieder dran. Den einzigen Menschen, den ich bisher gesehen hatte, hatte ich gerade vor 50m passiert und dieser half mir auch bereitwillig die Kutsche anzuheben. Das Rad wollte nicht nur nicht so recht an seine ursprüngliche Stelle zurück. Von der grossen Mutter, die das Rad eigentlich an seinem Platz halten sollte, keine Spur.
Da fällt mir der vorhergehende Abend ein. Ich ging nochmal spazieren und fand auf einer kleinen Brücke, die wir am Mittag überquert hatten eine grosse Mutter liegen. Dachte mir noch, die könnte ich eigentlich als Ersatzteil brauchen, wusste aber, dass dieses Teil sicher jemand dringend vermisst und legte sie deshalb zur Seite.
Na, es war meine eigene Mutter gewesen!
Der Mann, sehr hilfsbereit fährt sofort los und holt mir meine Mutter, von der ich ja präzise beschreiben konnte, wo ich sie an der Brückenmauer abgelegt hatte. In der Zwischenzeit brachte ich das Hinterrad wieder an die richtige Stelle, die Mutter wurde montiert und mit dem passenden Schlüssel, den dieser Mann auch sofort parat hatte, wieder festgezogen. Fertig. Das ganze dauerte 20min.

Lothar zeigt Geschmack


Wir sind schon an vielen weidenden Kuhherden vorbeigelaufen. Galloways findet Lothar so spannend oder unspannend wie Pferde. Fleckvieh ist da schon interessanter und wird mal mehr, mal weniger begrüsst und bemuht. Je müder er ist, desto mehr wird gemuht übrigens.
Neulich sind wir zum ersten mal an einer weidenden Herde Schwarzbunter vorbeigelaufen und da erkannte ich meinen Ochsen nicht wieder. Er lief schneller und schneller immer näher zum Zaun hin, liess nur noch ein tiefes Bullenbrüllen hören und war kaum mehr zu halten. ??? Sind Kühe nicht eigentlich farbenblind? Er scheint seine nächsten Verwandten auf jeden Fall erkannt zu haben.

Freitag, 6. Juni 2014

Zum ersten Mal unfreundlich

Vorbemerkung zu meiner Geschichte: Ich weiss nicht, ob man es sich - ohne es erlebt zu haben - vorstellen kann was es bedeutet mehrmals täglich ungefragt fotografiert zu werden, Tag für Tag, Monat für Monat. Und wie es sich anfühlt, wenn man das „Klick“ vom Auslöser hört, obwohl man vorher gerade höflich drum gebeten hat nicht fotografiert zu werden.


Hier die Geschichte:


Ich persönlich bin der Meinung, ein sehr höflicher Mensch zu sein. Ich hoffe das stimmt auch in Wirklichkeit. Aber ich glaube schon, denn um mich dazu zu bekommmen wirklich unhöflich zu sein und ein böses Wort zu sagen, braucht es einiges.  Ein Mann am Wegesrand hat dies nun neulich geschafft.
In letzter Zeit fahre ich manchmal hinten auf der Kutsche mit. Den Anstoss gab Lothars erstaunliche schnelle Geschwindigkeit dank seiner Hufschuhe - nur bei kalten Temperaturen versteht sich. So kam ich doch auch auf den Geschmack dieser neuen Perspektive.
Egal, auf jeden Fall sass ich auch mal wieder auf der Kutsche an dem Tag, an dem die Passauer Neue Presse einen grossen Artikel über mich gedruckt hatte, mit viel Offenheit über mein Leben meinerseits und zwei wirklich schönen Fotos. Die PNP scheint in dieser Region JEDEr zu lesen und so war die Aufmerksamkeit recht gross und das Bedürfnis ein Foto zu schiessen noch grösser als sonst (was ja eigentlich kaum möglich ist). Auf jeden Fall sah ich es persönlich nicht ein für noch mehr Fotos zur Verfügung zu stehen, wenn doch ein so Schönes an diesem Tag in der Zeitung veröffentlicht war.
Als nun wieder ein Mann am Strassenrand stand und seine Kamera schon parat hatte, rief ich ihm entgehen, er solle sich das Foto BITTE aus der Zeitung ausschneiden, ich möchte nicht noch mehr fotografiert werden. Darauf erwiederte er, es sei so jetzt aber viel schöner. Weiter sah ich es in seinem Gesicht arbeiten und arbeiten, er hebt die Kamera an sein Gesicht und schiesst ein Foto von uns. Danach sagte er: „Na schau, is scho vorbei, war doch gar net so schlimm...“
Dieser letzte Satz hat mich dazu gebracht ihn nüchtern als „Arschloch“ zu betiteln. Fremd klang das Wort aus meinem Mund.


Samstag, 31. Mai 2014

Filmprojekt "EVA" Unterstützung gesucht!


















Seit Anfang letzten Jahres arbeiten wir, die Bildhauerin Sarah Lena Ruh und die Dokumentarfilmerin Melanie Jilg (www.melanie-jilg.de) an einem künstlerischen Dokumentarfilmprojekt über Evas Reise.

2013 begleiteten wir das Dreiergespann den Sommer über mehrere Etappen- insgesamt über vier Wochen. Im Winter waren wir bei Eva im Winterquartier in der Schweiz.


Das Projekt ist bislang unabhängig von einem öffentlich-rechtlichen oder privaten Sender. Aus Mangel an sonstigen Fördermitteln wird es aus eigener Tasche finanziert.
Nicht weil wir Geld im Überfluss haben, sondern weil alle gestellten Förderanträge abgelehnt wurden und uns das Projekt eine Herzensangelegenheit ist.


Die daraus resultierenden Vorteile - getreu Evas Herangehensweise:
Keine Richtlinien und Vorschriften. Nichts steht dem Blick und der Erzählweise im Weg.
Frei wie Lotahr, Piz und Eva betrachten wir das Leben auf Wanderschaft und ziehen die Kraft aus dem Unplanbaren.

Die daraus resultierenden Nachteile: Jetzt fehlen akut Mittel für die Postproduktion, also um den Film fertig zu stellen und ihn in einer angemessenen Form auf die Leinwand bringen zu können.

Hier seid Ihr gefragt!
Zur Unterstützung des Filmprojekts "EVA": 
Spenden Sie / spendet 

> über den Paypal-Button (hier auf der Seite rechts) 

ODER (wegen Nachfragen)

> per Überweisung an:

Melanie Jilg 
Knr: 46111241
BLZ: 70150000
IBAN DE33 7015 0000 0046 1112 41   
BIC SSKM DE MM 

mit dem Hinweis "Film". 

>>> Ohne Sie / Euch geht`s nicht! <<<

Das Geld fließt zu 100% direkt in den Schnitt, Sounddesign, Mischung, Farbkorrektur & Mastering.

Ihr Name wird als edleR SpenderIn im Abspann genannt.
Internationale Festivalteilnahmen werden angestrebt!

Die Fertigstellung - je mehr Spenden desto schneller gehts - wird hier auf oxnfrau.blogspot.de bekannt gegeben. (voraussichtlich Herbst 2014)


Vielen herzlichen Dank!
Eva, Sarah & Melanie

Freitag, 23. Mai 2014

Reibungslos


Erinnere ich mich an meine ersten drei Reisemonate 2013, sehe ich Monate  voller Schwierigkeiten und dem oft damit verbundenen Festsitzen. Dadurch haderte ich tagtäglich mit dem einzigen Projekt, auf das  ich je 3 Jahre hingearbeitet hatte und dachte viel ans Aufhören. Nicht ans Aufhören der Reise, sondern ans Reisen in kleinerem Format. Nur Hund und Mensch und wenig Kleidung. Wollte ich doch WEITER und nicht immer wieder BLEIBEN.

Das grösste Hindernis war das ewige Wackeln und Verlieren der Klaueneisen und die damit verbundene Suche und Suche und noch weitere Suche nach einem Hufschmied, der das Wissen um den Klauenbeschlag noch hat. Ich glaube, ich habe fast mit allen Hufschmieden vom Südburgenland und der Südoststeiermark telefoniert. Später suchte ich ja dann eh nur noch nach einem Hufschmied, der es überhaupt wagen würde Lothar zu beschlagen, mit oder ohne Erfahrung. Auch fast nur erfolglos. Danach kam dann das Warten auf meinen ungarischen Hufschmied, bis der mir hinterhergereist kam. Da denke ich allein an eine Woche Festsitzen in Petersdorf II, an eine Woche Wenireith bei Hartberg und mehr als drei Wochen in Grosspetersdorf. Alles zwischen Anfang Mai und Mitte Juli.

Wenn ich aber schon über diese Zeit schreibe, muss ich auch erwähnen, dass genau dieses Festsitzen einen intensiven und herzlichen Kontakt zu den Menschen aufgebaut hat, bei denen ich auf der Wiese stand. So hat mein Angewiesen sein auf Unterstützung (was ich ja total hasse) zu Freundschaften geführt, die lange halten werden.

Im Vergleich dazu erkenne ich dieses Jahr nicht wieder. Alles fügt sich von alleine an seinen Platz ohne viel Zutun von meiner Seite. Ob Grenzübertritt mit Blutuntersuchungen, scheuerndes Geschirr oder die Suche nach einer Wiese, wo ich für eine Woche sein kann um meine Freunde aus Passau sehen zu können, alles ergibt sich. Auch wieder durch die Hilfe der Menschen unterwegs. Aber diesmal ohne Festsitzen. Und auch Lothars Klauen zeigen, dass er die Hufschuhe sehr gut verträgt was mich sehr Hoffen lässt.
Lothar allgemein geht es dieses Jahr viel besser. Er hat sein ganzes Fress- und Wiederkäuverhalten automatisch gleich auf „Reisemodus“ gestellt und schaut wirklich gut aus. Ist dick und rund und hat ein glänzendes Fell. Er liebt es wieder unterwegs zu sein. So wie ich. Und wir vertrauen einander mehr als letztes Jahr.
So viel Leichtigkeit also und so viel Reibungslosikeit in meinem begonnenen Reisejahr 2014! Steh eigentlich nur ganz erstaunt da und wundere mich, dass es so auch geht.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Wieso eigentlich nicht illegal?



Die Grenzübertritte sind ja doch mit viel Aufwand verbunden. Die vielen Blutuntersuchungen (bei einem Tierarztphobiker), das Festsitzen im Grenzraum, die 30 Tage Quarantäne.
Es stimmt schon, dass es bisher niemanden interessiert hat, was Lothar für Papiere hat und wahrscheinlich auch nie interessieren wird.
Doch geht es dabei nicht um mich. Ich persönlich für mich selber, wo nur ich die Leidtragende wäre, könnte sowas schon probieren. Doch die Vorstellung, dass durch meine Ungeduld/Faulheit oder was auch immer Lothar mir weggenommen, oder weggesperrt oder noch Schlimmeres werden würde, kann ich nicht ertragen. All die Jahre Zusammenwachsen, die wir jetzt hinter uns haben wegen einer Dummheit aufgeben müssen, nein danke.
Da lieber einmal mehr Durchgehen.
wir sind in 
Deutschland
eingereist am 13.5.2014, also genau ein Jahr und zwei Tage nach meiner Einreise nach Österreich.
Alle Blutergebnisse negativ, der Ausweis von österreichischer und deutscher Seite amtlich abgestempelt!

Grenzformalitäten: Lothar geht durch


Das war mein Bericht von letzter Woche, wo ich leider kein Internet hatte:


Jetzt bin ich also an der Deutschen Grenze und um diese überschreiten zu dürfen bedarf es eines aktuellen Zirkus und Dressurtierausweises mit Negativbefunden auf diverse Tierseuchen, abesegnet mit amtsierärztlichem Stempel. Im Klartext: 4 Blutuntersuchungen auf IBR/IPV, Brucellose, Leucose und BVD, sowie einen Intrakutantest auf TBC. Bei einem Intrakutantest wird ein Mittel gespritzt und käme es nach 72h zu einer Schwellung in diesem Bereich, würde die Krankheit vorliegen.
Nun ist Lothar ja kein Fan von Spritzen, nein eher kein Fan von Tierärzten. Leider glauben mir die Tierärzte selten, dass der so liebe Lothar gar nicht mehr lieb ist, wenn sie in der Nähe sind.
Eigentlich Kopfzerbrechen machte mir va die Blutentnahme, da er mir die Letzte 4 Tage lang ziemlich übel genommen hat.

Doch diesmal lief es total einfach, da ich bei einer Bauernfamilie auf einmal vor einem Klauenstand stand und darüberhinaus der Amtstierarzt noch an diesem Nachmittag in der Gemeinde unterwegs war. Lothar bekam vorher sein Opium C30 zur Beruhigung und ich auch gleich vorsorglich. Diese Blutentnahme lief für Lothars Verhältnisse sehr ruhig ab.
Ein paar Tage später traf ich den Tierarzt wieder unterwegs an der Strasse für den Intrakutantest. Nachdem Lothar noch vor der Kutsche eingespannt war und der letzte Test so gut abgelaufen war machte ich mir da nicht grosse Sorgen. Doch kaum erkannte Lothar den Tierarzt wieder sprang er seitlich weg und zog die Kutsche mit blokierten Bremsen in ein Maisfeld leicht rein, bis ich ihn wieder unter Kontrolle hatte. Für diesen Moment, denn da kam der Tierarzt wieder näher. Da war es mit Lothars Fassung ganz vorbei und er gallopierte weg samt Kutsche runter einen kleinen Hang über eine hohe Wiese. Da hatte ich keine Chance ihn zu halten.
Ich und Piz natürlich hinterher. Wieder eingefangen waren wir natürlich immer noch nicht weiter im Programm. Deshalb band ich ihn an einen Strommasten mit Betonsockel, der eh auf der Wiese stand. Wieder kam der Tierarzt näher, wieder tickte Lothar aus doch diesmal konnte er ja nicht aus und so fiel er irgendwann in der Deichsel um und war so erstmal gefesselt. Daraufhin bekam er seinen kleinen Pieckser in die Schulter und fertig war es auch schon. Danach musste ich ihn nur noch aus seinem Geschirrchaos befreien, wieder aufstehen lassen und meine neuen grauen Haare zählen, die mich diese Prozedur gekostet hatte.
Ein Nachbar, der alles mitbeobachtet hatte kam dann gleich mit zwei Limos und 3!Tafeln Schokolade raus, von denen auch auch gleich 1 1/2 verspeiste.

Nach dieser Pause stand Lothar so offensichtlich sauber zum Schuheanziehen und lief so offensichtlich schön ohne Kommandos und ohne Zicken noch über Stunden bergauf und bergab, dass er mir glaubhaft vermittelt hat, es tue ihm leid. Da konnt ich ihm nicht mehr böse sein, sondern musste ihn im Gegenteil unablässig loben, was er doch grad für ein gechickter Ochse ist.

Ich muss es einfach lernen ihm selber Blut abzunehmen und zwar so, dass er von der Anwesenheit eines Tierarztes gar nichts mitbekommt. Das ist wohl am ungefährlichsten für Tierarzt, Lothar und mich selber.

Samstag, 3. Mai 2014

Jetzt, nach so langer Zeit schon unterwegs, bin ich dem ersten Menschen begegnet, der noch Ochsen einspannt und dies schon sein ganzes Leben lang tat. Von Weitem wurde mir schon von ihm erzählt, vom Mann mit seinen zwei Pinzgauer Ochsen, der auch noch heute im Winter mit ihnen Holzstreiffen geht und Umzüge fährt.
Angekündigt hatte ich mich nicht, sondern lief einfach bei ihm vorbei.

Die Pinzgauer Rasse, kastanienbraun mit weissem Streifen am Rücken, war hier in der Gegend die heimische Rasse, bevor sie vom Fleckvieh abgelöst wurde. Bisher hatte ich schon ein paar Pinzgauer Kühe gesehen, doch als ich in diesen Stall trat, traf mich fast der Schlag. So etwas hatte ich nicht erwartet. Das sind Monstrümmer! Der Grosse ist doppelt so schwer wie Lothar, dabei ist er nicht mal dick, sein Schädel zweimal so gross. Hätte mir jemand von Ochsen in diesen Dimensionen erzählt, ich hätte ihm niemals geglaubt. Auch auf Fotos wirken die Ochsen nicht wirklich riesig. Dass heimische Ochsen so gross sein könnten, hätt ich nie vermutet.
Als ich danach aus dem Stall trat und Lothar auf seiner Wiese stehen sah, sah ich einen Baby Ochsen! Putzig, klein und kompakt! Süss!

Auf meine regen Bitten hat der Mann sie für mich vor die Kutsche gespannt und wir sind eine Runde mit ihnen gelaufen. Mit dem Stosszügel lenkt er seine Tiere. Ich versuchte mir vergebends vorzustellen, was für Lasten so ein Ochsengespann wohl zu ziehen vermag.

Für mich war interessant zu sehen, wie ein Mann, der noch aus einer Zeit stammt wo Ochsen regelmässig zur Arbeit eingesetzt wurden und sein ganzes Leben lang Ochsen ausbildete und mit ihnen arbeitete, mit diesen Tieren  umgeht. Diese Tiere sind nicht Hobbytiere, keine Streicheltiere: sie sind Arbeitswerkzeuge und der Umgangston eher rau. Doch kam mir der Umgang auch auf eine Art gesund vor. Roch nicht nach teuren Fellpflegeprodukten, Diätsonderfutter und extra Decken, sondern nach einem Leben, wo der eine vom anderen und der andere vom einen absolut abhängig war.

Fragen, Fragen

Falls es Fragen gibt, die ich bisher noch nicht beantwortet habe, dann stellt sie doch hier in Form eines Kommentares ein und ich werde versuchen eine Antwort zu finden.

Freitag, 25. April 2014

Projekt Hufschuhe

Lothar trägt ja seid dieser Saison Hufschuhe für Pferde - probeweise. Mein erster Eindruck nach einer Woche unterwegs ist erstmal positiver, als es nach einer Woche unterwegs sein mit Beschlag war (damals verlor ich ja nach 4 Tagen das erste Eisen).
Die Schuhe halten ausgezeichnet am Fuss (naja bei 3 km/h ist das auch nicht schwierig). Lothars Geschwindigkeit ist ein bisschen schneller als mit Beschlag (was uns ja nicht schadet). Sein linkes Hinterbein, was mit Beschlag gerne rutschte, bleibt bei jedem Tritt fest am Boden. Kein Rutschen auf trockenem oder nassen Asphalt (bei 3km/h). Jeder Tritt wird gedämpft, was mir ein gutes Gefühl gibt. Es ist leise (im Vergleich zum Eisen). Wir könnten uns also an Häusern "vorbeischleichen", wenn Lothar nicht die Angewohnheit hätte, menschliche Behausungen mal generell anzumuhen.

Erstmal alles also wirklich vielversprechend, jetzt kommt aber noch das ABER:
der grösste Vorteil der Schuhe ist auch ihr grosser Nachteil. Sie müssen, damit sie keine extra Befestigung brauchen, richtig fest am Fuss sitzen, so fest, dass man sie mit einem Gummihammer an den Huf schlagen muss.
Dadurch werden aber beide Klauenhälften unnatürlich fest zusammengedrückt.
Dadurch kommt es zu einer leichten aber festen Reibung im Klauenspalt im Bereich des Ballens.
Nach ein paar Tagen viel mir auf, dass dieser Bereich leicht feucht war und komisch roch. Daraufhin bin ich noch penibler mit der Sauberkeit. Spritze ihn vor dem Schuhe anziehen mit einer mit Wasser gefüllten Sprühflasche aus, bis er komplett sauber ist und streiche ein bisschen Buchenholzteer darauf. Dadurch ist es besser. Doch ob es da nicht langfristig zu Problemen kommen kann, z.B. eine Entzündung entsteht, oder ein Zwischenklauengeschwür, kann nur die Zeit zeigen. Ich bin da jetzt ziemlich aufmerksam, hoffe aber, dass es eher zu einer Hornhautbildung kommt also zu etwas Negativem.

Die erste Woche hatten wir mal gleich Nachtfrost, Schneefall und starken Wind. Aber egal. Wir laufen, auch mal steil rauf und steil runter. Es blühen die Obstbäume. Wir (wirklich alle) freuen uns wieder am draussen und am unterwegs sein.

und so schaun sie in voller Fahrt aus


Freitag, 18. April 2014

Weiter gehts dieses Jahr zur Birnbaum- und Rapsblüte. Und Lothar neu beschuht.

Das Herz meines Ochsen

Das Herz meines Ochsen ist so gross und so weit und es vergisst nicht. Nichts hat sich verändert über die letzten 5 Monate. Wenn sich vertrauen geändert hat, dann nur in seiner Tiefe. Kein nervöses Verhalten, kein mir übel nehmen, dass ich ihn „abgestellt" hatte. Vom ersten Tag an, als wär ich nie weg gewesen. Und jetzt das Laufen, als hätte es keine Pause gegeben. Die Routine des unterwegs Seins ist noch da. Bei ihm, bei Piz, bei mir.
Das ist gut so. Denn mein Herz ist, wenn ich unterwegs bin, auch gross und weit und vergisst nicht. Vor allem keinen grossen dicken Lothar. Da passen wir gut zusammen.

Freitag, 4. April 2014

Willkommen zurück! Es geht weiter! 
Dem Start meiner zweiten Saison steht nichts mehr im Wege.

Mein Leben, das einer schweizer Bergkuh. 

Einmal kamen mich über den Winter gute Freunde besuchen. Natürlich besuchten sie auch den Kuhstall und - wie schon öfter - waren sie erstaunt über die, für manche überholt wirkende, Anbindehaltung dort.
Nun, darauf kann ich immer nur ganz ehrlich eine Sache sagen: „Also wenn ich eine Kuh wäre...dann würde ich lieber das halbe Jahr im Stall angebunden verbringen und das andere halbe Jahr auf einer Alp frei weiden, als ganzjährig im Laufstall zu sein.“
Meine Freundin sagte ohne zu zögern dazu: „Ja, so lebst du ja auch dein Leben.“

Also kommt jetzt für mich schweizer Bergkuh (irgendwie ehrvoll mit einer Kuh verglichen zu werden, aber bitte einer mit Hörnern) wieder die Alpsaison.
Meine Stelle in der Schweiz habe ich zum 1. April aufgehört, am 7. April fahr ich wieder zu Lothar.
Nie stand ein Aufhören der Tour im Raum.
Piz und ich hatten es wirklich gut getroffen. Jeden Morgen mit Berpanorama aus der Tür treten, Schnee, Arbeit mit Tieren, die uns Spass macht und darüberhinaus unsere nächste Laufsaison finanziell absichert. Und noch mehr Bergpanorama und noch mehr Bergpanorama. Mit Lothar bleibt es einfach bei dem Wunsch, auch die Berge durchreisen zu dürfen. (Ja, Lothar, ich bin schon still, ich zieh ja nicht die Kutsche).
Piz hat jede Sekunde ihres Winters genossen: Schafe hüten, Kühe wenden im Stall (wenn sie nach ihrem Ausgang wieder angebunden werden sollten, aber an ihrem Platz vorbei gingen), die Rinder am Fressen hindern, bis ich mit dem Füllen der Futterkrippe fertig war. Und wenn es für sie nichts zu tun gab, dann war sie zumindest mit und um Tiere herum. Was Schöneres gibt es für nicht für einen Border Collie.

Es bleibt spannend, wohin es gehen wird dieses Jahr. Ich weiss es nicht und wills auch nicht wissen.
Dieses Jahr werde ich es vorerst ohne Beschlag versuchen und dafür mit den Schweizer Hufschuhen für Pferde. Erfahrungwerte gibt es da leider nicht bei Kühen. Was für eine Erleichterung wärs, wenn das Problem mit den ewig wackeligen Eisen damit aus der Welt wäre.

Ich werde immer um den Freitag herum probieren etwas auf meinem Blog zu veröffentlichen, aber ob ich dann genau Internet habe kann ich nicht versprechen.

Was für ein Luxus wieder weiterziehen zu dürfen!!