Sonntag, 27. Juli 2014

Langsamkeit

Lothar ist langsam. Daran lässt sich nicht rütteln. Erst vorhin hat er sich mit seinen 1-2 km/h den Berg raufgeschleppt .Und es war ein langer Berg gewesen. Er könnte auch anders, aber er will es nicht. Das bietet genug Zeit sich die Landschaft absolut on detail anzuschauen, Zeitungzulesen, zu denken, in der Nase zu bohren oder alles zusammen. Aber darauf will ich gar nicht heraus.
Das Erstaunliche an dieser Tatsache ist nämlich, dass wir trotzdem wahnsinnig schnell vorrankommen. In diesem Jahr zumindest. Obwohl wir viele Pausetage haben, aufgrund meiner verstreuten bayerischen Verwandtschaft. Und obwohl wir uns nicht stressen.
Setze ich mich hingegen in ein Auto, so erscheinen mir mittlerweile die Distanzen lang. Wie kann ich mit einem Auto eine Stunde brauchen, wenn ich mit Lothar da in weniger als einer Woche wäre?, denke ich mir dann. So lange zieht sich die Zeit am Auto, hingegen mit Lothar - wusch- sind wir da.

Und so schrumpft im Moment die Welt zusammen. Die Distanzen, die lange erschienen werden zu einem Katzensprung. Die Landschaft fliegt förmlich an uns vorbei. Wie das geht? Ich hab keine Ahnung.

Freitag, 18. Juli 2014

Achtung: Neue Telefonnummer


Bis zum nächsten Blogeintrag um den 25.7. werde ich eine neue deutsche Simkarte in meinem Handy benutzen. Die neue Nummer lautet: 0157-88801118, schön einfach zu merken. Meiner österreichische und schweizer Nummer ändert sich dadurch nicht und kann weiter gespeichert bleiben für die Zeit, wo ich wieder dort bin.

Traurige Tage


Gleich nach meinem Diplom als Bildhauerin habe ich mich auf Wanderschaft begeben. Zunächst noch ohne Tiere, nur mit einem kleinen Wägelchen, auf den mein Rucksack geschnürt war. Diese Reise hat mich u.a. durch Österreich, ein bisschen Slowenien und dann Ungarn geführt. Dort hatte ich dann einen Platz und Menschen getroffen, der für die nächsten 7 Jahre mein Ankerpunkt wurde.

Wirklich sesshaft war ich auch in diesen Jahren nicht. Immer ein paar Monate da, dann wieder dort.
Ein paar Monate im Jahr aber sicher immer in Ungarn und dort habe ich eine kleine Landwirtschaft mit aufgebaut. Das gute an dem Platz war, dass ich mich ziemlich ausprobieren konnte im Bauen mit Holz, ob Unterstände für die Tiere oder eine Sauna, im Umgang mit Pferden, Schafen, Ziegen und Schweinen, meinen Ochsen natürlich und auch im Bereich der eigenen Nahrungsherstellung, ob Käsen, im grossen Gemüsegarten oder im späteren Verlauf dann im Schlachten von eigenen Tieren. Alles Abgerundet vom Leben in der Jurte. So schön wie das alles klingt und äusserlich auch war, war es aber von der menschlichen Seite her nie einfach und innerlich fühlte ich mich immer so, als würde ein wichtiger Teil von mir verkümmern.

Aber egal wie es mir ging, ich wusste die ganzen Jahre, dass egal wo ich mich mal wieder aufhalte um was anderes zu lernen: nach Ungarn kann ich immer kommen, bin willkommen und kann dort sein und arbeiten.

In dieser Zeit wuchs auch der Wunsch nach einer mehrjährigen Wanderschaft mit einem Ochsen bis er schlussendlich gross genug war, alles was ich in den letzten Jahren mit aufgebaut hatte zurückzulassen.

Noch im ersten Jahr meiner, nein da wars ja schon unsere Wanderschaft, also Lothars, Piz‘s und meiner, hätte ich noch dorthin zurück können, obwohl ich für mich die Abreise von dort immer als endgültigen Abschied gesehen habe, auch wenn die ungarische Seite sich geweigert hat es so zu sehen.

Seid drei Wochen weiss ich jetzt, dass eine Rückkehr auf diesen Platz auch von dortiger Seite nicht mehr möglich ist.
Das heisst also, das es diesen Anker, der mich auch 7 Jahr mit getragen hat durch all meine Projekte, jetzt entgültig nicht mehr gibt. Ohne kleinstes Hintertürchen.
Und das macht die Tage im Moment nicht wirklich einfach für mich. Nochmal Abschied zu nehmen - entgültig - von diesem Anlaufpunkt zu dem ich nicht mehr zurück wollte, der mich aber so lange begleitet hat.

Aber auch hier lässt mich das Leben nicht im Stich. Es lässt alles so passieren dass ich mich getragen und umsorgt fühle und nicht wütend sein muss, sondern eigentlich nur in Ruhe traurig sein darf.
Und so kann ich auch allen Beteiligten, ob Mensch oder dem Platz dort aus tiefem Herzen alles gute Wünschen.

Aber trotzdem tuts ganz schön weh.

Samstag, 12. Juli 2014

Sociallothar


Bei meiner Grossmutter bin ich natürlich vorbeigelaufen, wenn ich schon im süddeutschen Raum bin. Sie ist 86 Jahre alt und versucht ihr Leben noch alleine in ihrer Wohnung südlich von München gestalten zu können. Im Nachbarort ist mein Grossonkel, um die 90 Jahre alt, in einem Heim, schön gelegen auf einem Hügel mit alten Bäumen drumherum. Beiden wollte ich Lothar vorstellen, nachdem ich ihnen schon Jahre bei jedem Besuch von diesem Projekt erzählt habe.

Also auf mit Lothar zum Alten und Pflegeheim Ebenhausen.

Als ich meinem Grossonkel von dem Besuch erzählen wollte und sein Zimmer betrat, erzählte er mir gleich von Lothar und unserer Reise und begrüsste Piz herzlich und beim Namen. Nur meinen Namen erinnerte er nicht. Egal. 

Die Heimleitung war unserem Besuch zugetan und so durften wir an einem Samstag Vormittag auf das Gelände, wurden sogar diesem Bild angekündigt:


Und so stand Lothar umringt von weisshaarigen Menschen im Rollstuhl oder mit Gehwagen im eisernen Eingangstor des Heimes, wie immer in solchen Situationen: wiederkäuend. Ich erzählte und erzählte und nach einer längeren Weile, ganz zögerlich, begannen die Menschen auch zu fragen und selbst zu erzählen, von ihren fünf Ochsen früher im Stall.



Zwei Tage später war es ähnlich, doch der Altersunterschied betrug im Schnitt mehr als 80 Jahre. Wir waren im Kindergarten eingeladen, der von unserem Besuch im Heim mitbekommen hatte. Also liefen wir als letzte Aktion an diesem Ort schon mit fertig bepackter Kutsche auch noch dort vorbei. Ganz anders diese Fragen und Aufregung: Wieso Lothar Mist an den Schuhen habe und ob er sie auf die Hörner nehmen würde, kämen sie raus. Highlight auch wieder das, was bei unserem bisher einzigen anderen Kindergartenbesuch Highlight war: wie Lothar vor den Kindergarten pinkelt.



Doch ziemlich ausgeredet traten wir gegen Mittag dann unsere Weiterreise an.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Projekt Hufschuhe: wie läufts?

Gut, muss, kann und darf ich sagen. Die schweizer Hufschuhe stellen sich als erfreulich gute Alternative zum Beschlag heraus. Mit allem was nicht so perfekt ist lässt es sich gut arrangieren.
Zwei Monate laufen „wir“ jetzt mit und in ihnen und bis auf einen Schuh, werden sie auch noch einen Monat, also insgesamt drei, halten. Nur vorne Links scheint er komisch abzurollen und somit hat er an die Spitze schon ein Loch reingelaufen.

Aber auch dafür gibt es einen Schutz.
Hier ein Foto vom neuen Schuh:  Und hallo? DREI MONATE. Beim Beschlag waren kaum drei Tage ohne Nachnieten.

Der Zwischenklauenspalt hat sich auch an seine neue Situation des eng eingequetscht Seins, gewöhnt. Auch bei heissem Wetter blieb es dort immer Trocken. Musste ich anfangs noch alle zwei Tage Buchenholzteer schmieren um komischem Geruch und somit unerwünschten Vorgängen entgegenzuwirken, schmierte ich nach einem Monat nur noch jeden dritten Tag und jetzt eigentlich nur noch nach Gefühl bzw. Geruch, bzw. Feuchtigkeit. Die Haut im Zwischenklauenspalt scheint sich also auf die neue Situation einstellen zu können. Sehr erfreulich.

Auch so haben wir uns mit dem Gebrauch gut arrangiert. Die hinteren Schuhe, die ich ja nicht richtig eingestellt habe und die daher zu locker sind (falsch nach Angabe des Herstellers, aber erst bei der nächsten Garnitur kann ichs ändern) schnalle ich fest an seinen Fuss. So verlieren wir sie nicht. Es entstehen dadurch aber keine Scheuerstellen. Auch sehr erfreulich, obwohl Lothar sehr feine dünne Haut hat. Geht es ganz steil bergauf und noch dazu ungeteert, ziehe ich Lothar die Schuhe vorher aus, weil er dann bei Unebenheiten mehr Haftung hat und sie eh sonst nur verlieren würde.

Einmal im Monat mache ich Klauenpflege, damit er seinen Schuhen nicht entwächst. Wenn möglich lasse ich Lothar vorher hinten einen Tag und vorne zwei Tage ohne Schuhe laufen, das spart mir Arbeit.
Die Abnutzung der Schuhe selbst ist schon erstaunlich und verwundert mich jeden Tag aufs Neue, hält das Material doch viel länger als Eisen. Schaut euch mal die Fotos an und stellt euch vor, dass mit diesen Schuhen (links im Vergleich immer ein neuer) ein 800kg Ochse täglich 6h auf Asfalt unterwegs war.
Hier die Fotos (zum Vergleich ist daneben ein neuer Schuh, aber in kleinerer Grösse)
Schuh hinten links
Schuh hinten links
Schuh hinten links
Schuh vorne links

Schuh vorne links

Schuh vorne links


Horn, Fessel und Haut sieht man das Schuhetragen so gut wie gar nicht an und es verändert z.B. die Sehnen nicht. D.h. ich kann ihn auch ohne Schuhe noch Kutsche ziehen lassen.


Thema: Rollklaue
Lothars Rollklaue, letztes Jahr Dauerproblemthema, meldet sich bei den Hufschuhen nicht als Nachteilig. Es ist schon so, dass die Klauenhälfte mit der Rollklaue ja dicker ist und somit auf der dünneren Seite eventuell eine Einlage bräuchte (von oben her innen drangenietet), denn so rutscht sich der Schuh von selber in eine leicht gedrehte Position. Der Schuh schützt diese nachteilige Klauenform aber so gut, dass es keinerlei Einschränkungen für den betroffenen Fuss gibt (zumindest in dem Stadium, wie sie Lothar hat)


Es grüssen aus Hohenschäftlarn
Lothar, Eva und Piz