Montag, 16. August 2021

Regen


Diese Sommer war endlich mal so, wie ich ihn mir schon so lange mal gewünscht habe: kühl und regnerisch. Ich bekomme viel Mitleid wegen dieses Wetters, dabei ist es für uns perfekt. Ist es kühl, geht es Max und Milan besser. Und geht es Max und Milan besser geht es mir besser. Und ich arrangiere mich schon um den Regen herum. Kein einziges Mal musste ich diesen Sommer um 3 Uhr aufstehen. Vier Uhr ja, aber das ist schon eine Stunde mehr Schlaf. Und selbst das musste ich nicht durchgehend über Wochen.

Dem zuträglich ist natürlich auch, dass wir uns viel in höheren Lagen aufhalten. Selten befinden wir uns diesen Sommer unter 1000 Höhenmetern. Viel darüber.

Bremsen gibt es immer mal wieder. Aber nicht mit solcher Macht. Und nachdem sich die Ochsen (va Milan) einmal an sie gewöhnt haben, fliegen ihre Hörner erstaunlich wenig durch die Gegend dieses Jahr. Aber besser ich denke da gar nicht dran. Denn in der Regel bekomme ich spätesten nach diesem Gedanken kurz darauf ein Horn zu spüren.

Aber nochmal zum Regen. Nicht nur lässt er die Ochsen sich besser fühlen. Er ist auch so freundlich. Nie regnet es den ganzen Tag durch. Oft kommt eine gewaltige Menge nachts und tagsüber nur so die Reste. Und alle paar Tage ein schöner Tag um alle Sachen wieder zu trocknen.

Nie wird es zu trocken und damit zu gefährlich zum Feuer machen.  Und die Bauern sind glücklich und entspannt wegen der hervorragenden Heuernte dieses Jahr (wenn es auch schwierig war sie trocken rein zu bekommen).

Doch in der letzten Woche mit viel Regen passiert es dann doch und ich fange mit eine Erkältung ein, als wir über den Albulapass ziehen. In dieser Zeit trage ich sechs Tage am Stück nur meine Regenhose. Unterwegs krank zu sein ist nie schön. Kommt glücklicherweise aber eh so gut wie nie vor. Doch in Zeiten von Corona ist es nochmals blöder krank zu sein. Weil sofort ganz viel Angst mitspielt. Pandemie…man ist eventuell Schuld andere anzustecken („das fahrende Volk bringt die Krankheiten“)…. In den ersten Tagen bin ich also sehr wortkarg und halte nochmal mehr Abstand, bis ich endlich einen Test habe. Es wäre schon erstaunlich, wenn gerade ich mich mit Corona angesteckt hätte, wo ich mich doch bitte in Räumen mit anderen Menschen aufhalte. Aber trotzdem, nach dem Test bin ich erleichtert einfach nur krank sein zu können.

Wir laufen aber trotz Erkältung weiter, weil ich an darauffolgenden Wochenende Besuch erwarte und schon eine Wiese vororganisiert habe. Am schlimmsten Tag, der auch noch mein Geburtstag ist, habe ich das Gefühl schon 10km gelaufen zu sein, dabei zeigt mir ein Blick auf die Karte, dass es noch nicht einmal zwei sind. Vernünftiger wäre es eine Wiese für länger zu suchen. Ich packe mich so warm ein, als wäre es Winter. Laufe wie eine kleine Schneefrau in Regenkleidung durch die Welt. Nachdem es auch den ganzen Nachmittag meines Geburtstages regnet, lade ich mich zumindest am Abend zum Essen ein und erspare mir dadurch einmal mehr Kochen in Regen.

Aber mit den vorerst letzten Regentropfen dieser Tage verabschiedet sich auch dann langsam die Erkältung. Mein Körper saugt die neuen Sonnenstrahlen in sich auf. Jeden einzelnen und tankt sich wieder auf. Jeden Tag aufs neue, als hätte er so viel nachzuholen. Und das hat er wohl auch. Von mir aus kann es jetzt ab Mitte August dann zu einem lauen trockenen Spätsommer und Herbst übergehen. Aber danke für den vielen Regen. Auch in Namen von Max und Milan!



Nach dem Regen