Sonntag, 28. April 2019

Wohin geht die Reise?


Nach meinen vielen Kreisen im Schwarzwald möchte ich jetzt erstmal eines: aus ihm RAUS! Seid Herbst 2014 sind meine ganzen Versuche ihn zu verlassen gescheitert. Ich hoffe diesmal klappt es, sonst werd ich hier noch alt und das möchte ich dann doch nicht. So sehr er mir auch ans Herz gewachsen ist.

Wenn ich jetzt zwei Ochsen habe, dann kann ich ja versuchen meinen lang gehegten Wunsch umzusetzen die Schweiz zu bereisen.
Schon mit Lothar wollte ich in die Berge. Nur Lothar hat mehr als deutlich klar gemacht, dass wenn ich in die Alpen möchte, ich die Kutsche selber ziehen darf. Seine eingesetzten Argumente und Druckmittel waren sehr ...naja ... überzeugend. Darüber habe ich ja geschrieben.
Und so musste ich ihn jetzt all die Jahre begraben, den Traum von den Alpen. Nicht, dass ich nicht glücklich war mit unserem Kompromiss, aber vergessen hab ich ihn nie.

Aber jetzt beginnt ja ein völlig neuer Abschnitt. Mit zwei Zugtieren und gleichbleibendem - jetzt im ersten Jahr sogar leichterem - Gewicht der Kutsche (ich trenne mich wieder von einigen meiner Luxusartikel),  sollte es kein Problem mehr darstellen. Hoffe ich. (Und ich hoffe, dass Max und Milan nie Lothars Argumentation herausfinden)

Es gibt da nur eine grosse Hürde: die Grenze.
Grenzübertritte mit Rindern (also potentiellen Seuchtenträgern) sind immer heikel, selbst innerhalb der EU und jetzt geht es ja zum ersten mal aus ihr raus. Und da ich mit meinem Projekt ja auch nicht in ein Formular passe, braucht es immer viel viel Zeit und Geduld, bis ich mit meinem Anliegen auf dem Tisch einer Person lande, die es wagt zu sagen: wir machen es so und so und so.
Bis dahin gilt es aber durchzuhalten und all die Bemerkungen zu ignorieren, die sagen es könne ja nicht funktionieren aus diesen und jenen Gründen und mir Geschichten erzählen, die irgendwann realer sind als alles, was ich von den Behörden selber höre: nämlich erstmal über Wochen nix.
 
Der erste reale Kontakt lässt mich diesmal aber auch gleich schlucken. Mein Glück, dass dieser Mensch gar nicht für mich zuständig ist, denn er erklärt mir, ich könne ja nicht als Zirkus einreisen, da ich ja kein Zirkus sei, sondern ich müsse die Ochsen offiziell importieren (das geht nur durch ein offiziell anerkanntes Transportunternehmen für länderübgreifenden Tiertransport), dann in der Schweiz einstallen und dort die Bewilligung als reisender Zoo einholen.
Da klingeln mir dann doch die Ohren! Wie kann ich kein reisender Zirkus sein, dafür aber ein reisender Zoo?

Doch werde ich -Gott sei Dank - weitergeleitet und nehme mit dem Veterinärwesen des Kanton Aargau Kontakt auf, der von mir als Kanton zum Grenzübertritt ausgewählt worden ist und somit nach schweizer Recht die Bedingung für den Übertritt und das Reisen festlegt. Daraufhin heisst es dann erstmal wieder warten.

Irgendwo verliere ich in der ganzen Zeit den Glauben daran, dass es funktionieren kann. Schweiz ist halt doch Schweiz, wie mir immer gesagt wird und über die Monate fange ich an es zu glauben. Und so lasse ich langsam los von meinem Alpentraum und fange an mich mit Alternativen anzufreunden: Frankreich z.B. Die Vogesen hoch, dann Richtung Ardeche....Auch schön.

Doch stellt euch vor, auf einmal klappt es doch und das Veterinäramt stellt sich als nett und kooperativ heraus als es endlich Zeit findet mich zu bearbeiten und gibt mir die Bewilligung! Nach mehr als vier Monaten hat es also endlich geklappt und das auch noch zu wirklich fairen Bedingungen.

Die Schweiz also. Wahnsinn.

Samstag, 20. April 2019

Neues Herdenmitglied


Bevor ich über das wohin und wie auch immer schreibe, möchte ich euch erstmal unser neuestes Herdenmitglied vorstellen: Pepe, der Beständige.


Pepe schaut aus und ist ein Bergamasker Hirtenhund, genetisch aber nur zur Hälfte. Bergamasker gehören zu einer ganz alte Hirtenhundrasse, die ursprünglich mal im ganzen Alpenraum vertreten war.
Pepes andere Blutlinie bleibt ziemlich verborgen und so ist schwer zu glauben wer seine Mutter ist: nämlich Piz höchstpersönlich. 

Winter letzten Jahres hat mich eine Kutscherin in Davos angesprochen, ob ich nicht Lust hätte Piz decken zu lassen mit ihrem Bergamasker Rüden.
Sie kenne die Mischung als sehr gute Arbeiter am Vieh und hätte gerne wieder Nachwuchs.
Wäre ich auf Reisen gewesen, wären Welpen nie zur Diskussion gestanden, doch mit meiner Sesshaftigkeit stand es zumindest zur Option. Mir wurde so oft gesagt, dass für die lange Gesundheit einer Hündin ein Wurf wichtig sei und so habe ich schon öfter mit dem Gedanken gespielt, war aber immer - naja- zu faul. Doch jetzt mit so einem Angebot und dadurch schon einem vergebenen Welpen habe ich mich dafür entschieden. Ich wollte mir keinen behalten, sondern erstmal schauen, wie diese Mischung wird, um sie dann eventuell in zwei Jahren nochmal decken zu lassen.
Das ist Vito, der Papa.
Und so brachte Piz am 5.und 6. September letzten Jahres 8 Welpen zur Welt.

Leider ist die Geburt nicht reibungslos verlaufen und Piz konnte aus eigener Kraft nur nur die ersten 5 zur Welt bringen. Die anderen drei wurden dann in der Tierklinik per Kaiserschnitt geholt.
Dabei habe ich Piz auch gleich kastrieren lassen. Nach den Erfahrungen der vergangen schwierigen, gefährlichen und nervenaufreibenden 36 h wollte ich eine weitere Trächtigkeit vermeiden.
Dadurch war aber auch klar, dass ich mir keinen weiteren Arbeitshundenachwuchs mehr selber züchten konnte und dass das Leben von Piz einfach nur in diesen Welpen steckt und dann zu Ende ist.

Daraufhin habe ich mich also doch entschlossen einen zu behalten und es gab für mich auch keine Wahl, es musste das einzige Weibchen sein.
Denn ich mag keine Rüden. Diese ewige Rumpisserei hatte ich noch von meinem ersten Border in schlechter Erinnerung. Dann lieber zweimal im Jahr Läufigkeit als 365 Tag Pieselei.

Doch ab dem Zeitpunkt wo die Welpen angefangen haben die Augen zu öffnen und ein bisschen aktiver zu werden, sass einfach immer dieser kleine braune, eher unscheinbare, Welpe neben mir und sagte: ich bin dein Hund.

Dabei war er sehr unaufdringlich, ruhig und beständig.
Hingegen das Weibchen hat keinen sonderlichen Kontakt zu mir aufgenommen.
Also keine leichte Entscheidung. Wen behalten? Das Mädel oder tatsächlich nen Rüden?

Nebenher ging die Suche nach guten Plätzen für die anderen los. Da viele von ihnen doch eine sehr modische Färbung hatte, also grau mit schwarzen Punkten und blau in den Augen, war die Nachfrage gross. Doch wurde meine Bedingung: sie sollen später eine Aufgabe haben, also am Tier arbeiten dürfen, so wie es in ihrer Genetik von beiden Elternseiten festgeschrieben ist, meist leider überlesen. Anfragen für Agiltiy usw waren da wie Sand am Meer,  aber kaum andere.
Manchmal war ich schon versucht, dann doch ja zu sagen. V.a. mit fortschreitender Zeit und der herannahenden Winterarbeit, doch es hat geklappt, wenn auch auf die letzte Minute! Alle bis auf einen haben spätere Arbeiten. Z.B.wird einer ein Behindertenbegleithund, auch eine Aufgabe. Ein anderer wird mit walliser Schwarznasenschafen arbeiten, ein anderer hier im Schwarzwald mit Kühen und Schafen..

Was ich in der ganzen Vermittlungszeit gelernt habe ist, dass sich nicht der Mensch seinen Hund aussucht, sonder der Hund seinen Menschen.
Ich kannte ja jeden Charakter der Welpen durch unser 24h Beisammensein sehr gut, doch wenn ein Mensch kam um sich einen auszusuchen, waren sie immer unterschiedlich. Der eine, der sonst immer an vorderster Stelle war, konnte sich zurückziehen und war unscheinbar. Hingegen ein sonst Unscheinbarer ist vorne, zeigt Präsenz und schläft dann direkt vor den Füssen der Menschen ein. Natürlich wird man durch sowas beinflusst.
Genauso wie in meinem Fall. Pepe hat mich die ganze Zeit unaufdringlich umgarnt, bis ich ja gesagt habe. Natürlich habe ich dann auch noch ander Argumente versucht zu finden, die sein Bleiben bei mir rechtfertigen, aber im Grunde hat er es erarbeitet von Anfang an. Er, der Rüde.

Jetzt gilt es nicht nur Max und Milan zu trainieren, sondern auch Pepe in die Abläufe und Regeln des Reisens einzugliedern.

Er  ist unser fünftes Herdenmitglied. Max, Milan, Piz, Pepe und ich ziehen dieses Frühjahr los. Zusammen.

Und das sind sie alle. Damals und z.T. heute: 
Leo:

Nebia: 
Pirat:
Bellmann:
Juri:
Gimmli:
Pelmot:
und Pepe:








Samstag, 13. April 2019

Willkommen in meinem Blog 2019!

Ich habe lange nichts mehr geschrieben, doch die Pause hat mir gut getan. Jetzt weiss ich es wieder zu schätzen, das Schreiben!
Denn so habe ich meine Reise, mein Leben, zumindest ein bisschen festgehalten und dadurch mit der Zeit einen detaillierteren Erinnerungsschatz als mit meinem Verräterhirn!
Ohne Blog bin einfach ein zu faules Wesen, wenn es darum geht, etwas auf Papier festzuhalten. Stattdessen denke mir: daran werde ich mich eh IMMER erinnern! Pustekuchen.

Es gibt einen sehr schönen Grund, weshalb ich wieder weiter schreibe. Denn wenn nichts mehr dazwischen kommt, werde ich noch diesen Frühling mit Max und Milan losreisen.

Es ist also soweit.

Glauben tu ich›s erst, wenn wir wirklich starten. Nach so langer Pause ist allein die Vorstellung schwierig. Unvorstellbar eine Reise ohne den kräftigen, verlässlichen, Sicherheit spendenden Lothar.




Die Entscheidung ist noch gar nicht so alt. Mein Wunsch war es ja schon immer gewesen nur zwei Jahre Pause zu machen, doch waren Max und Milan letzten Sommer immer noch so schmächtig trotz ihrer 2 1/2 Lebensjahre, dass ich mir auch über einen Aufschub Gedanken machen musste.
Alternativ hätte ich den Sommer 2019 mit Max und Milan arbeitend auf einer schweizer Alp verbringen können. Am Simplon im Wallis. Da das in den Bergen sein ja fast genauso nährend für mich ist wie das Reisen, war das Angebot im Anbetracht der Situation sehr sehr verlockend.

Andererseits hatte ich auch Bedenken.
Ich fürchtete mich davor, von einer angenehmen Sache in die Nächste zu schlittern und eines Tages aufzuwachen und zu merken, dass ich nie mehr weiter gereist bin. Dass mich schöne Gelegenheiten, Komfort, soziale Bindungen und die überall präsenten Ängste so eingelullt haben, dass ich währenddessen das Wesentliche vergessen habe.

Der Tod meines Freundes, über den ich berichtet habe, hat dann den entscheidenden Ausschlag gegeben, mich umzuentscheiden.
So kurz ist das Leben. So wertvoll zu Nutzen.

Und auf einmal hatten meine Ochsen einen Wachstumsschub, nicht nur in den Hörnern wie sonst, sondern auch mal ausnahmsweise im Körper und der hat sogar über den ganzen Winter angehalten (Kein Wunder, dass die Rasse fast ausgestorben ist, wenn sie erst mit 2 1/2 anfangen sich zu entwickeln)
Dadurch habe jetzt zwei rechte stattliche Ochsen vor mir stehen, die es gilt alleine im Griff zu haben. Und das habe ich eben- bis sich ihr Charakter gefestigt hat -  am besten wenn ich reise. Wenn sie hineinwachsen in ihre Aufgaben und gleichzeitig jeden Tag pupertäre Energien in Laufen umwandeln und nicht in Blödsinn.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich ein Jahr später,gar nicht mehr getraut hätte mit ihnen alleine auf Reisen zu gehen. Die zwei sind jetzt schon ein beeindruckendes Bild!

Also passt schlussendlich doch wieder alles zusammen. So schön.

Vor der Kutsche sind Max und Milan letzten Herbst schon viel gelaufen. Unbepackt natürlich, weil sie auch noch keine Schuhe hatten. Selbst die Hauptstrasse in Ehrenkirchen mit überholenden Bussen haben sie mit Bravour gemeistert.

Also ihr lieben Menschen, ich freue mich auf meinen Sommer und darauf ihn mit euch zu teilen. Einmal die Woche werde ich wieder schreiben.
Alles Liebe!!
Eva, Piz, Max, Milan und.....