Diese Sommer war endlich mal so, wie ich ihn mir schon so
lange mal gewünscht habe: kühl und regnerisch. Ich bekomme viel Mitleid wegen
dieses Wetters, dabei ist es für uns perfekt. Ist es kühl, geht es Max und
Milan besser. Und geht es Max und Milan besser geht es mir besser. Und ich
arrangiere mich schon um den Regen herum. Kein einziges Mal musste ich diesen
Sommer um 3 Uhr aufstehen. Vier Uhr ja, aber das ist schon eine Stunde mehr
Schlaf. Und selbst das musste ich nicht durchgehend über Wochen.
Dem zuträglich ist natürlich auch, dass wir uns viel in
höheren Lagen aufhalten. Selten befinden wir uns diesen Sommer unter 1000 Höhenmetern.
Viel darüber.
Bremsen gibt es immer mal wieder. Aber nicht mit solcher Macht.
Und nachdem sich die Ochsen (va Milan) einmal an sie gewöhnt haben, fliegen
ihre Hörner erstaunlich wenig durch die Gegend dieses Jahr. Aber besser ich
denke da gar nicht dran. Denn in der Regel bekomme ich spätesten nach diesem
Gedanken kurz darauf ein Horn zu spüren.
Aber nochmal zum Regen. Nicht nur lässt er die Ochsen sich
besser fühlen. Er ist auch so freundlich. Nie regnet es den ganzen Tag durch.
Oft kommt eine gewaltige Menge nachts und tagsüber nur so die Reste. Und alle
paar Tage ein schöner Tag um alle Sachen wieder zu trocknen.
Nie wird es zu trocken und damit zu gefährlich zum Feuer
machen. Und die Bauern sind glücklich
und entspannt wegen der hervorragenden Heuernte dieses Jahr (wenn es auch
schwierig war sie trocken rein zu bekommen).
Doch in der letzten Woche mit viel Regen passiert es dann
doch und ich fange mit eine Erkältung ein, als wir über den Albulapass ziehen.
In dieser Zeit trage ich sechs Tage am Stück nur meine Regenhose. Unterwegs
krank zu sein ist nie schön. Kommt glücklicherweise aber eh so gut wie nie vor.
Doch in Zeiten von Corona ist es nochmals blöder krank zu sein. Weil sofort
ganz viel Angst mitspielt. Pandemie…man ist eventuell Schuld andere anzustecken
(„das fahrende Volk bringt die Krankheiten“)…. In den ersten Tagen bin ich also
sehr wortkarg und halte nochmal mehr Abstand, bis ich endlich einen Test habe. Es
wäre schon erstaunlich, wenn gerade ich mich mit Corona angesteckt hätte, wo
ich mich doch bitte in Räumen mit anderen Menschen aufhalte. Aber trotzdem, nach
dem Test bin ich erleichtert einfach nur krank sein zu können.
Wir laufen aber trotz Erkältung weiter, weil ich an
darauffolgenden Wochenende Besuch erwarte und schon eine Wiese vororganisiert
habe. Am schlimmsten Tag, der auch noch mein Geburtstag ist, habe ich das
Gefühl schon 10km gelaufen zu sein, dabei zeigt mir ein Blick auf die Karte,
dass es noch nicht einmal zwei sind. Vernünftiger wäre es eine Wiese für länger
zu suchen. Ich packe mich so warm ein, als wäre es Winter. Laufe wie eine
kleine Schneefrau in Regenkleidung durch die Welt. Nachdem es auch den ganzen
Nachmittag meines Geburtstages regnet, lade ich mich zumindest am Abend zum
Essen ein und erspare mir dadurch einmal mehr Kochen in Regen.
Aber mit den vorerst letzten Regentropfen dieser Tage
verabschiedet sich auch dann langsam die Erkältung. Mein Körper saugt die neuen
Sonnenstrahlen in sich auf. Jeden einzelnen und tankt sich wieder auf. Jeden
Tag aufs neue, als hätte er so viel nachzuholen. Und das hat er wohl auch. Von
mir aus kann es jetzt ab Mitte August dann zu einem lauen trockenen Spätsommer
und Herbst übergehen. Aber danke für den vielen Regen. Auch in Namen von Max
und Milan!
Nach dem Regen |