Samstag, 27. September 2014
Vertrauen ins Leben
Vertrauen ins Leben, das habe ich gelernt durch mein Unterwegs sein, aber es will auch jeden Tag aufs Neue wieder gelernt werden.
Denn wenn sich die Welt auf einmal wieder schnell um uns dreht, meine langsame Welt nicht mehr durch die Schnelle hindurchgleitet, sondern ich in ihr bin, in Städten bin, viele Menschen, Eindrücke und Geschwindigkeiten um mich habe, dann gerät diese Tatsache schnell in Vergessenheit. Sie verschwindet einfach, wird überlagert, übertönt, überfahren. Und mit dem Überlagert-sein einher geht Angst oder vielleicht auch nur Unsicherheit. Aber dies ist ein Teufelskreis, denn diese Angst kappt mich nur mehr ab vom Zugang zum Leben. Macht mich anfällig für noch mehr Unsicherheit, Zukunftsangst, Gier oder Neid.
Und dann muss ich mich wieder herausreissen und wie aufwachen und mich eigentlich schelten. Leben, wie konnte ich dich vergessen? Ich weiss doch, dass du für mich sorgst! Und schon spüre ich wieder die Offenheit, Weite und Vertrautheit und das Getragen sein. Und verstehe nicht ganz, wohin ein so starkes Gefühl von jetzt auf plötzlich verschwinden konnte. Dämlicher Kopf.
Ich wünsche mir sehr, dass ich es eines Tages schaffen werde, dass mir das Grundvertrauen bleibt. Ist noch ein weiter Weg zu gehen, aber unsere Reise ist sicher ein Teil davon.
Freitag, 19. September 2014
Lothar und ich sind pünktlich
Eigentlich wäre es nicht besser planbar gewesen. Ich breche in Ungarn im Mai 2013 auf um im September 2014 pünktlich am Nachmittag vor der Einschulung meines Patenkindes in der Nähe von Freiburg einzutreffen und diesen grossen Tag mit ihm feiern zu können (hab ja genug andere derweil verpasst).
Hätte ich das geplant, hätte es mich ganz schön gestresst und unter Druck gesetzt. Doch so bin ich voller Freude darüber. Doch nicht nur deswegen. Sondern weil mich dieser Bub auch noch die letzten zweieinhalb Tage vor meinem Eintreffen zum grössten Teil ganzallein begleitet hat und mir eine Wiese mit Stall!! organisiert hat, wo ich erstmal bleiben hätte können. Und wir haben eine neue Art der auch über Stunden zufriedenstellenden Fortbewegung für Kinder herausgefunden: er durfte auf Lothar reiten, während dieser die Kutsche zieht.
In dieser Zeit hat er nur leider meine Phobie des ungefragt Fotografiertwerdens übernommen. So dass, wenn jemand mit Fotoapparat am Strassenrand parat stand ohne um Erlaubnis zu bitten, er auch seinen Hut vom Kopf nahm um sein Gesicht zu bedecken.
Doch auch ich habe von ihm übernommen. Nämlich den Menschen am Wegesrand einfach nur glücklich zuzuwinken.
Und so zogen wir von knapp 1000m im Schwarzwald auf Forstwegen Meter für Meter runter auf knapp 400m. Durch Wälder und noch mehr Wälder. Mit Felsen, bemoosten Steinen, Abhängen und einem Schwerholztransporter, der uns leider an einem solchen Hang begnete (Doch Lothar, einfach nur cool, lässt sich an den Abhang stellen, die Räder der Kutsche trennen fast nichts mehr vom Nichts und lässt den riesigen Kolloss vorbei).
Hinab zur Einschulung, wo es warscheinlich den einzigen Bub seid langem gab, der ein Ochsengespann mit Reiter auf seiner Schultüte hatte.
Donnerstag, 11. September 2014
Es ist September, die Abende werden kühler, die Nächte lang und die lange Unterhose schon mal ausprobiert. Das heißt, Lothar, Piz und ich befinden uns langsam auf:
Winterquartiersuche
Was wir suchen ist nicht strikt festgelegt.
Es könnte sich bei unserem Winterquartier um einen Platz für Lothar und mich zusammen handeln, es darf aber, sollte Lothar eine Herde haben können, auch gern getrennt sein.
Was braucht Lothar:
Lothar wünscht sich einen Offenstall, oder einen Laufstall, oder eine Weide mit Unterstand, wo er wie gesagt mit anderen Tieren zusammen ist. Keine Anbindehaltung. Er war schon mit Yaks, Pferden, Schafen, Ziegen und Schweinen zusammen auf einer Wiese. Am liebsten sind ihm natürlich Kühe, ist klar. Zum Fressen Heu, kein Kraftfutter.
Was braucht Piz:
Eigentlich am Wichtigsten eines: mit mir zusammen sein zu dürfen. Wenn man sie natürlich selber frägt würde sie sagen: ARBEIT. Also ein paar Schafe, Kühe oder Hühner mit denen sie arbeiten darf. Aber ich sage, das Wesentliche ist, dass sie bei meiner Arbeit mit darf, auch wenns nur Rumliegen ist.
Was brauche ich:
Für mich gilt erstmal, dass ich Lothar und Piz gut versorgt weiss. Natürlich muss ich Geld verdienen, damit es nächste Saison weiter gehen kann. Am liebsten arbeite ich natürlich mit Tieren, aber kann mir prinzipell vieles Vorstellen zu machen. Nicht nur draussen, sondern auch drinnen. Denn ich lerne gerne neues.
Am meisten habe ich bisher mit Kühen und Schafen und Ziegen gearbeitet. Wie letzten Winter, in dem ich einem Schweizer Bauern seinen Stall gemacht und seine Kühe gemolken habe, damit er auswärts arbeiten gehen konnte. Also irgendwas in der Landwirtschaft wäre schon toll, ist aber nicht zwingend notwendig.
In Holz habe ich aber auch schon viel gebaut, da brauche ich aber Anleitung.
Generell gilt, dass ich zuverlässlich und handwerklich geschickt bin und nach guter Einarbeitung gerne selbständig arbeite. Auch kann ich den Winter über viele Wochenstunden machen.
Und ich brauche dann natürlich auch eine Wohnmöglichkeit, doch da stell ich keine Ansprüche.
Wo?
Jetzt laufe ich Richtung Freiburg im Breisgau, also für Lothar gerne einen Platz 100km Umkreis Freiburg. Für mich ists egal. Gerne Raum Freiburg, oder im Schwarzwald, sehr gerne aber auch in der Schweiz. Oder auch ganz woanders.
Zeitraum?
Von 1.11.14 bis 31.3.15
Falls du also irgendetwas weisst, für Lothar oder Piz und mich, dann melde dich bitte telefonisch bei mir.
Hoffentlich klappts wieder so gut wie letzten Winter!
Donnerstag, 4. September 2014
Lothar trifft fast den Verkehrsminister
Bad Urach, Schwäbische Alb. Wer diese Stadt kennt, der weiss, dass es nicht die Gegend für einen Zugochsen ist. Weil es dort entweder 270 Höhenmeter rauf oder 270 Höhenmeter runter geht. Mir wurde zwar gesagt, „da wirds steil“, doch das wird mir oft gesagt, ohne dass es sich gross bewahrheitet.
Nun, diesmal hat es das und als ich die ersten 270m runter bin mit Lothar (auf 2km, d.h. wenn Lothar mit 1-2km/h steil bergab geht, dann hingen wir 2h an dem Berg), graute es mir vor der anderen Seite und ich verfluchte mich und war ziemlich ziemlich ziemlich schlecht gelaunt. Lautstark fluchte ich und bangte, nicht hinter der nächsten Kurve zammgefahren zu werden. Ich hoffe, das haben Lothar und Piz nicht zu arg abbekommen.
Die andere Seite war nun leider genauso steil. Soviel konnte ich sehen. Dort gabs zwei Strassen: eine steil (10%), die andere sehr steil (Steigung 15%). Also entschied ich für uns für steil und wir liefen nächsten morgen los (Gott sei Dank gabs da unten ne Wiese. Hätt ja auch sein können es gäb nur Fluss und Bundesstrasse).
Bald versperrten mir zwei Strassenmeisterrei Autos den Weg und ich bat sie zur Seite zu fahren. Diese Männer sagten mir, dass seit einem Jahr die weniger steile Strasse gesperrt sei und nur die sehr Steile offen sei. Die andere hätte aber heute Einweihung um 14 Uhr mit dem Verkehrsminister und grossem Tamtam. Ich müsste entweder bis am anderen Tag warten, oder die sehr Steile gehen, wovon mir aber eh abgeraten wurde wegen zu vieler Verkehrsunfälle. Was für eine Perspektive!
Da ich ja nicht das erste Mal vor einer Baustelle stehe, fragte ich einfach, ob sie nicht von jemandem die Genehmigung für mich einholen könnten, dass wir auch vor der öffentlichen Einweihung hoch dürften. Tatsächlich hatte ich 3 Minuten später die Erlaubnis mit der Auflage, allen Mist wegzumachen, denn die Kehrmaschine sei schon gefahren. Also los. Meine Warnweste zog ich mir trotzdem über und wir zogen in den Berg.
Ich hab vorher Lothar erklärt, dass es steil werden würde, aber dass wir da wirklich hoch müssten.
Und Lothar zog! Relativ schnellen Schrittes zog er die Kutsche auf natürlich menschenleerer neuen sauberen schicken Strasse den Berg hoch. Und hoch und hoch. Und Gelegentlich musste ich die Strasse putzen. Und weiter ging es noch mehr Höhenmeter und mein Ochse zog und zog und zog weiter bis wir oben waren!!! Ohne zu murren, ohne langsam zu werden, schaffte er unsere Kutsche 270 Höhenmeter auf 2 km hochzuziehen! Ich kann es immer noch nicht glauben.
Im Grunde war die Sperrung unser Segen gewesen! Denn so konnten Lothar und ich uns nur auf das Hochkommen konzentrieren, ohne auf Autos aufzupassen und Angst zu haben, dass uns eine Auto übersieht.
Danke, Strassenmeisterei und dank dir, Lothar, für deinen Einsatz!!
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