Mittwoch, 7. August 2024

Was ist los?

Ja, das Anspannen von Tomte ist nur ein schönes kurzes Intermezzo. Drei Tage in Folge habe ich ihn eingespannt. Am vierten Tag stehe ich um 5 auf, weil ich mit ihm etwas bergauf laufen möchte mit der leeren Kutsche und dafür muss es kühl sein. Denn ein 900kg schwerer Ochse ist zwar verdammt stark, nur er weiss das nicht. Das hat den Vorteil, dass er denkt der Mensch ist stärker, andererseits denkt er am Anfang auch eine leere Kutsche ist schwer, wenn es bergauf geht. Da muss man das Tier also langsam heran führen. In kurzen Abschnitten und mit ausschliesslich Erfolgserlebnissen. Das baut das nötige Selbstvertrauen auf.

Und dafür muss es kühl sein. Bei Hitze hat kein Ochse Hirn zum arbeiten und eine Kutsche fühlt sich gleich zehnmal so schwer an wie bei kühlen Temperaturen. Zu schnell bleibt ein Ochse dann einfach stehen und könnte sich verweigern und auf ein solches Verhalten darf man ihn erst gar nicht bringen.

Also fünf Uhr aufstehen (unter dem Reisen ist es ja sonst noch schlimmer: drei Uhr aufstehen, fünf Uhr los laufen).

 Diesen Morgen steht Tomte bei meinem Frühstückskaffee vor mir und ich sehe, dass sein Vorderbein oberhalb vom Kronrand, dort wo eigentlich eine alte Wunde war, offen ist. Ein komisches Blut rinnt heraus, ein bisschen wie Kunstblut. Dickflüssig, aber zu hell und auch erstaunlich viel. Also nix mit Training. Ich versorge die Wunde und gehe wieder schlafen.

Zum Mittag essen steht Tomte wieder vor mir. Und ich traue meinen Augen nicht. Die Verletzung vom Morgen blutet wieder und dazu am « Knie», also dem Karpalgelenk, eine ähnliche Stelle. Zuerst dachte ich ein Schnitt, aber beim sauber machen finde ich wieder eine rundliche Stelle. Auch diese Stelle blutet ungewöhnlich viel und komisch.

Daraufhin suche ich die Wiese ab, suche etwas, was innerhalb eines Tages zweimal ein Bein verletzen könnte. Ich finde eigentlich nichts, mache aber vorsichtshalber das nächste Wiesenstück auf, damit Tomte mehr Ruhe hat als rangniedriges Tier.

Und der Bauer mulcht mir das alte Stück, weil dort Pestwurz stand, welches ich mit der Sense abgeschnitten habe und dessen harte Stängel, aber nur mit ganz viel Fantasie, diese Wunden hervor gerufen haben könnte.

Am nächsten Tag geht es Tomte nicht gut. Er frisst nicht, er liegt zu viel, und oft in der Bauchwehstellung. Er hat Durchfall, welcher grässlich stinkt. Aber kein Fieber. Auch der Fremdkörpertest fällt negativ aus. Also ???

Giftpflanzen? Ich schaue den ganzen Tag im Internet. Zuerst nur wegen der Pestwurz auf der Wiese, das einzige was auf der vorhergehenden Wiese nicht auch stand. Aber es ist nicht giftig.

Schlussendlich finde ich eine Pflanze, die ich Tomte auf der vorhergehenden Wiese, also ein paar Tage früher, sogar habe essen sehen, die mir aber nicht als Giftpflanze bekannt war: den Steinklee. Und da passt irgendwie sehr viel: va dessen blutverdünnende Wirkung. Dass «Bagatellverletzungen» schnell einmal schlimm aussehen. Deshalb haben seine zwei Wunden am Vortag so komisch geblutet! Und auch Magen Darm Probleme können hervor gerufen werden.

Leider finde ich nirgendwo, was man bei einer Vergiftung mit Steinklee tun kann. Allgemein bei Vergiftungen gibt es für Rinder auch Kohle, aber wir sind ja schon fünf Tage weg von dem Ort, wo er welchen gefressen hat, also bringt das ja gar nichts mehr.

Und bis ich all die Infos zusammen habe und die Schlüsse daraus ziehe, fängt es an Tomte wieder besser zu gehen. Sein Appetit kehrt zurück. Sein Durchfall stinkt weniger stark und wird fester.

Ich glaube, wir haben nochmal Glück gehabt. Ein Tag später ist er wieder ganz der Alte.

Max und Milan hatten keine solchen Symptome. Haben sie die Pflanze gemieden, oder sind nicht so empfindlich? Ich weiss es nicht. 


Gelber Steinklee 



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