Freitag, 30. August 2013

Die Frage nach dem Warum?

Oft, mehrmals täglich eigentlich, werde ich gefragt, weshalb ich mit einer "Kuh" unterwegs bin. Das wundert mich immer noch ein bisschen, weil für mich nicht das wesentliche ist, dass ich mit einer "Kuh" unterwegs bin, sondern dass ICH unterwegs bin und zwar ZUFUSS. 

Die "Kuh" bzw der Ochse ermöglicht mir "nur" um einiges mehr an Gepäck und sehr nette, nicht sprechende, wiederkäuende Gesellschaft, was nicht zu verachten ist.
Schon während des Schreibens gefiel mir diese Formulierung nicht. Während des Laufens ist mir eingefallen wie es lauten muss: ...weil für mich nicht das wesentliche ist, dass ich mit einer "Kuh" unterwegs bin, sondern dass WIR unterwes sind, und zwar zu ZUFUSS. Lothar, Piz und ich. 

Hier also ein DARUM was aber nichts mit einer "Kuh" zu tun hat:


- ich lerne Menschen, Berufe, Ansichten, Lebensweisen kennen, von deren Existenz ich nicht einmal geahnt hätte


- allein unterwegs zu sein konfrontiert mich tagtäglich mit mir selbst ohne dass ich Ablenkungsmöglichkeiten habe


- zu erleben - jeden Tag - wie sich die Natur verändert


- zu fühlen, dass mich das Leben trägt, wenn ich mich ihm absolut hingebe


- herauszutreten aus den alltäglichen Gedankenspiralen in Kombination mit sehr wenig neuem Input und fehlenden Ablenkungsmöglichkeiten. Dies legt in mir einen Menschen frei, der sonst nie zu Wort kommt und macht mich ungemein ruhig


- äusserliches zu Fuß gehen erzeugt innerliche Bewegung und Öffnung


- je länger ich an einem Ort bin, desto mehr habe ich Antworten statt Fragen. Ich würde aber gerne ein Mensch der Fragen sein und dies bin ich mehr unterwegs


- einfach auch nur, weil mich das Leben im Bauch dann so schön kitzelt

Sonntag, 25. August 2013

"Wohin geht dir Reise?"

Die Menschen fragen mich oft nach meinem Ziel. Mehr als "nach Westen" kann ich nicht wirklich antworten. Und selbst das stimmt eigentlich nicht für die ersten 3 Monate. Lief ich anfangs schon nach Westen, von Szalafö in Ungarn startend, daraus wurden dann aber schnell alle anderen Himmelsrichtungen, nur nicht mehr westen. 


Es gibt einfach so viele Unwägbarkeiten auf meiner Tour, dass ein Plan gar nicht ausgeführt werden kann. Dafür weiss ich noch viel zu wenig über das Reisen mit einem Ochsen und einem Hund.

Dachte ich am Anfang noch, ich gäbe die Richtung an, musst ich schon bald merken, dass Lothar genausoviel mitspracherecht hat wie ich, nein eigentlich mehr. Wärs nach mir gegangen, wären wir nähmlich schon in Tirol, schön in den Bergen -seufz-. Doch Lothar hatte was dagegen. Und wo sind wir jetzt? Im absolut flachen, flacher gehts ja schon gar nicht: Weinviertel. Soviel zu MEINEM Mitspracherecht.

 
Dazu kommt aber auch noch, dass ich bewusst kein Ziel gewählt hab, denn dann bin ich auch so darauf fixiert, dass ich gar nicht mehr wahrnehme, dass die Gegend grad links von mir, ab von meiner geplanten Route, eventuell schöner ist. Es geht dann immer auch darum, dieses Ziel auch zu erreichen.


So bin ich frei und kann ganz spontan in eine andere Himmelsrichtung abbiegen. So bleibt es darüberhinaus auch nochmal spannend, weil ich nie weiss, wo ich in einem Monat sein werde. Nicht mal ungefähr.


Egal ist es, wo ich laufe. Das Wesentlich ist DASS ich laufe und dass ich dort bin wo ich bin. Und egal wo, interessante Begegnungen habe ich überall.


Dank den Menschen entlang meines Weges.

Samstag, 24. August 2013

Lothar am Neusiedlersee auf der Storchenwiese in Rust Anfang August

Seid 9. Mai bin ich wieder zufuss unterwegs. Wieder mit dem Wunsch die Ruhe in den Gedanken zu erlangen, in und mit der Natur zu sein, verschiedenste Menschen und Landstriche, Berufe und Ansichten kennenzulernen, von deren Existenz ich nicht mal im Geringsten geahnt hätte. 

Diesmal nicht mehr komplett alleine, sondern mit Ochse Lothar und meiner Hündin Piz. Sie ermöglichen mir allein und doch nicht allein zu sein und ein bisschen mehr Luxus. 


Doch mit der Ruhe klappte es nicht so ganz. Zum einen hat mir der Beschlag von Lothar vom 1. Tag an Probleme gemacht, zum anderen war es mir nicht mehr möglich mit einem 800kg Ochsen unbemerkt durch die Lande zu gehen (was ich komischerweise und fälschlicherweise angenommen hatte). 100x am Tag die selben Fragen gestellt zu bekommen, nach dem Woher und Wohin, die selben Sprüche ("Das sieht man aber selten")  und natürlich die Fotos ("bleims mal stehen, ich muss meinen Fotoaparat holen. Gehens doch einen Schritt zur Kuh hin. Lächeln!"), hat mich ziemlich verwirrt und überfordert. Hatte ich am Anfang noch den Anspruch, jedem Menschen und jeder Frage individuell gerecht zu werden, merkte ich schnell, dass das einfach nicht möglich ist. Soviel Energie besitzt kein Mensch.
Deshalb schreibe ich jetzt diesen Blog um auch all die Menschen zu entschädigen, die nur ein "von weit her", oder "nach Westen" von mir zugerufen bekommen, oder auch nur ein freundliches Nicken. 


Ich werde einmal pro Woche einen Bericht veröffentlichen. Nicht, weil ich nicht mehr zu berichten hätte, sondern weil ich jetzt schon merke, dass der Computer und das Internet, mich doch wieder viel ablenken. Und mir geht es ja gerade darum, mich einem Leben auszusetzten, wo ich die Ablenkungsmöglichkeiten auf ein absolutes Minimum halte. Keine Musik, keine Unterhaltungsliteratur, kein Haus/Grund/Wohnung, wo es immer was zu tun gibt, kein Fernsehen, keine menschliche Begeitung, kein Internet, kein Smartphone. Lieber schreibe ich unter der Woche für mich und stelle daraus einmal die Woche was ins Netz. Mal sehen, kann auch alles anders werden.

Freitag, 23. August 2013

 Unser Camp vor Schloss Rohrau