Montag, 13. Juni 2016

Auszug aus dem Kälbertagebuch I:


Max und Milan. Es ist spannend und herausvordernd den Weg ZWEIER kleiner Ochsen zu begleiten. Bei allem was ich mit ihnen mache bin ich dankbar für jede Minute, die ich mit Lothar zusammen war und für die viele Zeit in den Kuhställen. Alles zahlt sich aus. Jede Kuh, jeder Ochse den ich schon am Halfter hatte trägt zu ihrer Ausbildung bei.
So bin ich einigermassen ruhig mit ihnen und wenig im Kopf nachdenkend und konsequent. Trotzdem werd ich wohl viele Fehler machen. Damit ich meine Schritte auch später noch nachvollziehen kann, habe ich angefangen ein Kälbertagebuch zu führen. Das werde ich in Auszügen hier veröffentlichen. Hier noch von den Anfängen:

Tag 1: Vormittags holen wir die Kälbchen. (...) Mit dem Kälberstrick versehen kommen sie ins Auto. Dort sind sie erstaunlich ruhig die ganze Fahrt. Beim Ausladen springt Milan wild umher. Er ist schon so stark, dass ich ihn allein kaum zu halten vermag. Zu  zweit kriegen wir ihn schliesslich unter Kontrolle. Dabei ist er ja erst zwei Monate alt! (...)

Sie werden nun mit dem Kälberstrick angebunden und das wird auch erstmal für die nächsten Tage so bleiben. Beide sind sehr wild. Kennen keinen Elektrozaun.

Zusätzlich zum Strick mache ich ihnen ein Halfter dran und führe den  Kälberstrick durch dessen Schlaufe. So kann der Kälberstrick sich nicht mehr drehen und der Kopf nicht mehr rausrutschen. Im Kälberstrick wird ein Dreher eingebaut, da sich sonst das Seil in sich verdreht, wenn sie darüber steigen.
Milan mit Halfter, Kälberstrick und metallenem "Dreher", da ist er aber schon 3 Monate alt, also kein "kleines Kälbchen" mehr

Arme Kerle.
Es tut im Herzen weh zu sehen, wie ein Tier, welches bisher nur die Freiheit kannt auf einmal angebunden sein muss. Mit nur kleinem Radius. Und von der Mutter getrennt. Da kann ich mir nur vorbeten, dass das der Preis dafür ist, dass sie nicht mit 8 Monaten beim Schlachter landen.
Max und Milan, gerade mal eine Stunde an ihrem neuen Platz. Noch geschockt.

Ich lasse sie in Ruhe.
Sie haben genug neues zum Verdauen. Und auch so kann ihnen die menschliche Anwesenheit noch nichts Postives bringen. Nun müssen sie erstmal lernen was es heisst angebunden zu sein, nur mehr zu Zweit zu sein und unter Menschen.
Abends versuchen wir Max und Milan zum ersten mal zu Tränken. Es braucht zwei Menschen, denn sobald man hinkommt springen sie wild umher. Und natürlich wissen sie noch nicht, dass aus der weissen Flasche was Gutes für sie kommt. Deshalb trinken sie nicht. Was anderes war nicht zu erwarten. (...) Max trinkt einen Liter, zuerst gezwungen, dann freiwillig. Milan wird zu knapp einem Liter gezwungen. Ein Liter ist nicht genug zum wachsen, aber erhält erstmal den Körper, bis der genug hungrig ist um zu verstehen, dass das, was aus der Flasche kommt gut ist.

Tag 2: Max trinkt nach anfänglichem Zwang wieder selber, Milan noch nicht. Wieder nur ein Liter. Danach lass ich sie wieder komplett in Ruhe. Bin aber periphär präsent.
Mittags trinkt Milan zum ersten mal nach anfänglicher Zwangsphase 1 Liter. Max muss es nur noch in Mund reingetan werden, dann trinkt er 1 1 /2 Liter.
Abends: Tränke ich das erstes mal alleine, ohne Hilfe..Max kommt schon zu mir zum trinken. Milan muss noch ein bisschen aufgefordert werden.
Trotzdem bin ich sehr glücklich und erstaunt. Das Tränken habe ich mir schwieriger vorgestellt. Bei einem Kälbchen, welches 2 Monate bei der Mutter war und schon Gras frisst, kann es sich auch als unmöglich herausstellen, es auf Flasche umzustellen. 

Tag 3: Max und Milan trinken alleine bis zu 3 Liter drei mal am Tag. Sonst werden sie aber noch alleine gelassen. Sie springen noch viel umher, wenn man ihnen zu nahe kommt.

Tag 4. Ich fahr nach Deutschland für 20 Tage. In dieser Zeit tränkt ein Freund sie dreimal am Tag für zwei Wochen, danach gibt er ihnen nur zweimal je 3 Liter. Dafür bietet er ihnen Mittags wenns heiss ist Wasser im Eimer an, welches sie annehmen. Ab der zweiten Woche werden Max und Milan draussen angepflockt, dafür wird am Kälberstrick ein 6 Meter langes Seil befestigt. Sie springen viel, doch lernen sie schnell nicht ins Seil reinzulaufen. Endlich wieder mehr Freiheit!
Insgesamt bin ich überaus positiv überrascht von der Intelligenz dieser Rasse!

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