Im Winter dachte ich, dass wenn ich diesen Sommer kein Camp auf und abzubauen habe, und das Laufen wegfällt, ich viel viel Zeit haben werde.
Ich dachte dann könne ich ganz viel angehen: alte Freundschaften auffrischen, mal wieder Kampfsport machen, meinen sich so oft ausrenkenden Rückenwirbel ein bisschen Physiotherapie gönnen, meine Kutsche reparieren, zwei wichtige Bücher durcharbeiten und natürlich Erleuchtung erlangen. Und das natürlich ganz entspannt neben drei Tage Baustelle die Woche, Zäune ziehen, Wasser schleppen für die Ochsen und der Menge an Zeit, die ich brauche um einfach nur zu Sein um mich wohlzufühlen.
Irgendwie hab ich mich da ziemlich getäuscht.
Irgendwie birgt ein sesshaftes Leben genau das Gegenteil in sich. Denn es gibt immer was zu tun und wenn man nichts zu tun hat, dann kann man sich neue Sachen einfallen lassen die auch wichtig sind getan zu werden. Und schon ist sie weg: die Zeit. Hat sich einfach davon gestolen.
Im Unterwegs sein gibt es auch viel zu tun, doch sind diese Sachen einmal erledigt, gibt es darüber hinaus nicht noch mehr. Gäbe es schon, aber man hat einfach nicht die Möglichkeit sie zu tun und so muss man es einfach sein lassen.
Im Anbetracht dessen, dass ich es immer noch nicht geschafft habe die innerliche Angespanntheit abzulegen, die ich aus meinem Winter mitgebracht habe und in meine Ruhe zu kommen, bin ich im Moment ganz radikal am Zusammenstreichen. Kampfsport: gestrichen. Physiotherapie: gestrichen. Freunde besuchen: reduziert. Kutsche reparieren: auf nächstes Jahr verschoben. (auch wenn das bedeutet, dass ich sie dieses Jahr gar nicht einsetzten kann, sondern an einem trockenen Ort einlagern muss. So schlafe ich wieder im Zelt) Und meine Bücher schauen mich auch schon ganz vorwurfsvoll an, von Erleuchtung gar nicht gesprochen.
Statt dessen verbringe ich viel Zeit in meinem Tälchen und bringe mir Akkordeon spielen bei. Und baue Zaun um Zaun für meine lieben Ochsen. Und schleppe in der Hitze Kübel um Kübel Wasser zu ihnen an die Weide. Das ist schon viel besser.
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