Ein anderer Abschied.
Ich werde nicht mit Lothar zum Schlachthof laufen. Der Metzger schlug vor ihn hier am Hof zu schiessen. Für Lothar ist es so natürlich viel viel stressfreier und besser für die Beine. Er hätte die Strecke nicht mehr geschafft. Schade ist es aber um die gemeinsamen Tage unterwegs. Ich hatte mir so gewünscht nochmal unser Reise-Zusammensein spüren zu dürfen wenn auch nur für kurze Zeit.
Dafür ziehe ich mich zurück auf eine Wiese. Wieder einmal nur Lothar, Piz, ich, das Zelt und die Natur.
Auch um wegzukommen von allem was die Organisation mit sich brachte. Weg zu kommen vom Denken von Lothar als Ware wieder hin zu Lothar als Tier.
An einem Tag kommen drei Kinder zu Besuch. Es wird ein Lothar-Kinderabschiedsnachmittag sozusagen. Mit Lothar reiten, vielen Karotten, Äpfeln und Bananen, Steicheleinheiten und Dankesworten: «Danke Lothar, dass du mich so oft auf deinem Rücken getragen hast»
Da konnte auch Lothar nicht anders als seine müden Beine zu vergessen und nocheinmal dazusstehen wie ein junger Ochse
Doch ich schaffe es in all den Tagen nicht so bei ihm zu sein wie ich es mir eigentlich wünschen würde. Ich würde gerne unsere gemeinsame Zeit gut abrunden mit einem tiefen Beisammensein.
Doch es geht nicht.
Mit dem Ende unserer gemeinsamen Reise vor 1 1/2 Jahren sind wir schon den ersten Tod gestorben. Seid dem gab es noch viel Wertschätzung, Liebe und Respekt zwischen uns doch diese Innigkeit wie beim unterwegs sein war gewichen. Als Schutz auch, weil der entgültige Tod sich dadurch ja schon leise ankündigt hat. Diese Innigkeit jetzt in seinen letzten Tagen aufleben zu lassen ist wohl eine Illusion. Jegliches Hingehen in diese Richtung tut so weh.
Und dann sind auch noch seine beiden Kuhkolleginnen jeweils 1 1/2 Tage brünftig - versetzt natürlich- und so hat auch er nichts mehr anderes im Kopf als seine Hormone.
So kommen wir nie zusammen mit unserem Abschied!
Dann soll es also so sein. Anders als erhofft.
Ich möchte den morgigen Tag auch als einen Guten sehen.
Denn danach gibt es keine Beinschmerzen und keinen Sommer mehr mit Fliegen und Bremsen die ihn plagen. Und dafür ist es wirklich Zeit.
Ein Freudentag also auch!
Morgen also. Lass ich Lothar weiterziehen. Ohne mich.
Denkt an uns!
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