Mittwoch, 6. Juli 2022

Nochmal Glück gehabt! Gestrandet für Eva


Eine schon fast verheilte Wunde, der Stich einer Bremer. Ein wohl nicht ganz sauber Rüssel. Der Auftakt für eine Woche Zwangspause im Kanton Glarus. Aber es wurde eine sehr schöne Woche draus.

Über ein paar wenige Tage wird der Bereich über meinem Fingerknöchel dicker und bunter und nimmt das Areal der alten Wunde mit ein. Mein Versuch Eiter raus zu bekommen schlägt immer fehl. Auch das Baden der Hand bringt keine Besserung. Aber trotzdem handelt es sich nur um einen kleinen Bereich und so schenke ich den ganzen nicht die Aufmerksamkeit, die es bräuchte.

Bis ich mit geschwollenen und schmerzenden Lymphknoten eines -natürlich- Samstag morgens aufwache. Glücklicherweise habe ich die Wiese für zwei Nächte angefragt und kann erstmal bleiben, schlafen und nachdenken.

Vor knapp zwanzig Jahren hatte ich mal eine Blutvergiftung aufgrund einer Millimeter großen Wunde am Finger. Seid dem weiß ich wo der rote Strich lang laufen müsste, aber da ist nix. Also vielleicht doch nicht so schlimm?

Über den Tag schmerzt mein Arm immer mehr bei Gebrauch. Die nächsten, die irgendwie Fotos von Max und Milan machen wollen, spreche ich an, denke ich mir. Und tatsächlich, das Leben schickt mir eine Bauersfamilie vorbei, die auf den ersten Blick schon so sympathisch ist, dass es geht zu fragen. „Habt ihr vielleicht eine Zugsalbe oder besser noch antibiotikahaltige Salbe für mich?“ Ich erkläre meine Situation und bekomme sofort Hilfe angeboten und kurz darauf die Salben frei Zelt geliefert. Und ein unglaublich wertvolles Angebot dazu: die Möglichkeit immer anrufen zu können, wenn ich doch ins Krankenhaus möchte.

Aber das kann ich doch nicht! Damals haben sie mich gleich für zwei Nächte drin behalten, wie soll das jetzt gehen? So schlimm ist es ja nicht, sage ich mir immer, wahrscheinlich eh übertrieben von mir, denke ich. Also verbringe ich liebe den Rest vom Tag im Zelt.

Ein anderer Grund, der mich abhält ist der, dass ich in Deutschland versichert bin. Ob die Versicherung das dann alles übernimmt? Zwei Nächte Schweizer Krankenhaus? Natürlich sollte das nicht ausschlaggebend sein, aber mitspielen tut das schon. Und was machen dann die Ochsen? Und die Hunde?

Nein, wird schon nicht so schlimm sein. Die antibiotikahaltige Salbe wirkt schon nach einer Stunde. Ich spüre eine leichte Entspannung in der Infektion. Also alles gut! Nächste Tag kann's weiter gehen wie geplant.

Als der Wecker um drei Uhr an nächsten Tag klingelt, bin ich erleichtert. Die Infektion fühlt sich deutlich besser an, der Arm schmerzt kaum mehr bei ersten Bewegungen in Zelt. Also los.

Aber: Pustekuchen. Schon nach ein paar Bewegungen will mein Arm nicht mehr mitmachen und tut weh. 3 statt zwei Stunden brauche ich um zusammen zu packen und zu wissen, dass es heute nur darum gehen kann, eine Wiese für länger zu suchen.

Wenn ich schon nicht ins Krankenhaus gehe, dann kann ich zumindest versuchen den Arm ruhig zu stellen und die Bakterien nicht in ganzen Körper herum zu pumpen durch Bewegung. Das geht nur stationär. Also stranden wir wohl zum ersten Mal wegen mir und nicht einem Ochsen.

Die Bäuerin, die mich mit den Salben versorgt hat, hatte mir auch angeboten, zu ihren kommen zu können. Also laufen wir einfach mal in Richtung ihres Hofes, bis es mir eine nur noch unhöfliche, und nicht mehr nur verdammt unhöfliche, Zeit erscheint an einem Sonntag morgen bei jemanden anzurufen. Auch wenn die wahrscheinlich schon längst am Melken sind.

Und es klappt. Wir werden total herzlich aufgenommen. Bekommen einen Platz für uns, wo wir in Ruhe sein können. Max und Milan haben Wiese, Heu und dürfen in einen im Moment leeren Stall hinein für Schatten. Auch mein Zelt stelle ich im Stall auf. Die nächsten zwei Tage werde ich dort 80% meine Zeit schlafend verbringen. Aber es hilft. Ein roter Strich taucht nie auf, die Entzündung geht sehr schnell zurück, die Lymphknoten und Schmerzen im Arm reagieren mit ein paar Tage Verzögerung.

Und aus der Notsituation wird eine wirklich schöne Woche. Wir sind willkommen, haben alles was wir brauchen und es ist einfach nur nett mit den Menschen vor Ort.

Danke, Leben und allen Mitwirkenden.


2 Kommentare:

  1. Soviel Glück gehabt, schön dass es dir wieder gut geht. Alles Gute auf der weiteren Reise und vielen Dank für die interessanten Berichte. LG Markus

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  2. Super wider von Euch zu hören, es ist auch schön zu hören das Es dir wider Gut geht nach dem bericht. Wünsche eine gute Zeit und vieleicht trift man sich irgend wo. Gruss Emanuel

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