Mit Lothar hatte ich manchmal Begleitung für ein paar Tage von
Freundinnen mit ihren Kindern. Lothar hatte aber kürzere Hörner und hat
verlässlicher gebremst. Deshalb war es mir bis letztes Jahr zu heikel
Kinderbesuch zum Mitreisen zu haben.
Dieses Jahr sind meine Ochsen aber so verlässlich auch im
Bremsen und Anhalten, dass nur noch die Gefahr mit den Hörnern bleibt. Und an
dieser Gefahr kann ich nichts ändern. Deshalb habe ich mich gefreut, als mich
eine Freundin anrief um zu fragen, ob sie mit ihren drei Kindern uns für eine
Weile begleiten könnte.
Umpacken, das war das erste, was wir tun mussten, um
überhaupt zusammen reisen zu können. Meine Kutsche ist gerade randvoll. Wegen
der Trockenheit nehme ich jede Möglichkeit an Kleinballen Heu zu kommen war und
diese verdrängen immer alles andere auf der Kutsche. Und vier Menschen bringen
nochmal einiges an Kleidung, Schlafzeug und Essen mit. Also haben wir alles,
was ich nicht unbedingt brauche in ihr Auto gepackt. Ich trenne mich deshalb
von einem Ballen Heu, Brennholz, Akkordeon, Ersatzkummet, Ersatzschuhe usw und dafür wandert ihr
Gepäck auf die Kutsche. Die armen Hühner müssen nach hinten auf die Plane
weichen, bekommen aber in ihrer exponierten Lage einen Sonnenschirm. Und so
gibt es vorne drei Sitzplätze für drei Kinder.
Ist ja schon spannend. Wir wissen ja alle nicht, ob es
funktionieren wird. Ob es allen gefällt, ob wir einen gemeinsamen Rhythmus
finden, wie der Ablauf wird. Das größte Geschenk macht uns ein Gewitter in der
Nacht bevor sie kommen. Denn dieses lässt die Temperaturen von 38 Grad auf 28
sinken. Hab mir um Vorfeld viele Gedanken gemacht wegen der Temperaturen. Ich
kann von Kindern nicht erwarten um drei Uhr aufzustehen und um fünf parat zu
sein. Andererseits ist es auch zu trocken hier um nach einer Wiese für ein paar
Tage zu fragen, damit wir stationär bleiben können. So schön, dass mir diese
Entscheidung von dem Gewitter abgenommen wird. 28 Grad ist immer noch viel um
eine Kutsche zu ziehen, aber wenn ich die Wege in Wälder verlege sollte es
gehen. Und ich werde es in den kommenden Tage sehr zu schätzen wissen, bis
sechs Uhr schlafen zu können und nicht mit dem Gefühl, ich müsse vorwärts
machen, weil sonst die Hitze kommt, meinen Morgen verbringen zu können.
Aber es ist so schön zu sehen, wie alle sich einlassen auf
das Zusammensein und wie wir zusammen wachsen als „Herde“. Max und Milan
bleiben meine Aufgabe. Ich lasse es denn Kindern zwar offen Max zu striegeln
(Milan nicht, der ist zu nervös), anzuschirren oder zu führen, doch nach den
ersten Tagen konzentrieren sich die Kinder mehr auf Tiere kleinerer Größe: die
Hunde und Hühner. Diese werden umsorgt, verhätschelt und mit ganz viel
Aufmerksamkeit bedacht. Um die Hühner speziell muss ich mich in all den Tagen gar
nicht mehr kümmern. Camp aufbauen, Kochen, Abwaschen wird von allen gemacht.
Mal besser, mal zäher aber das ist ja normal.
Doch auch die Ochsen bekommen indirekt ihre Aufmerksamkeit.
Denn Zaun auf und wieder abbauen wird durch Kinderhände verrichtet und es
passiert was wunder wunderschönes, und zwar bekommen wir Lieder gesungen auf
den langen Strecken im Wald. Mehrstimmig. Das hat mir total gut gefallen, ich denke aber
auch den Ochsen.
Ich habe ja so ein Raster im Kopf, was ich unbewusst
mehrmals durch gehe unter der Fahrt. Wie geht's denn Ochsen, wie sind ihre Kräfte,
wie sind meine? Wie geht's denn Hunden, den Hühnern? So was man halt tut als Herdenmesch.
Jetzt kam an erster Stelle für mich immer: wie geht's den Kindern, wie sind
ihre Kräfte? Dann kamen die Ochsen und dann der Rest.
Nach dem Abschied war es erstmal komisch, weil die Frage, „
wie geht's den Kindern“, ja erstmal eine Lücke hinterlassen hat.
Es war schon eine besondere Zeit. Wir sind kürzere Strecken gelaufen, auch ein
bisschen anders. Sonst bin ich manchmal den Ochsen zu liebe bei einem Berg dann
doch auf die Teerstraße mit Verkehr. Jetzt bin ich eher Umwege oder habe auch
das Risiko eines steilen Waldweges in Kauf genommen (hier im Norden der Schweiz habe ich ja die Wahl, Waldwege, Teerstraße...). Erstaunlicherweise hat es
aber immer funktioniert. Und dafür wurden mir Brombeeren gebracht. Ich habe UNO
gespielt und musste nie alleine an die Tür eines Bauernhauses gehen. Und alle
Menschen haben auch diese Familie ins Herz geschlossen und sie auf ihre Wiese eingeladen.
Und uns noch versorgt mit Obst und Gemüse.
Fünf Camps haben wir zusammen aufgeschlagen. Es waren sehr
schöne Tage. Randvoll von Morgens bis Abends. Vielen herzlichen Dank euch allen!
Jederzeit gerne wieder!
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