Im Emmental sind wir auch noch nicht gewesen. Es wurde mal Zeit dort vorbei zu schauen. Auch um meiner Kutsche wieder ihre Heimat zu zeigen. Vor etwa drei Jahren, habe ich sie dort gekauft und seitdem auch eine Einladung dorthin ausstehen. Kaum Richtung Süden abgebogen wird es täglich grüner. Und grüner. Und grüner. Bis die Ochsen zum ersten Mal wieder auf einer richtig saftigen Wiese stehen und sich ihre Bäuche fast bis zum Bersten füllen. Durch mich geht ein aufatmen. Wir haben die Trockenheit geschafft, ohne dass Max und Milan merklich an Gewicht verloren haben.
Eigentlich schaut das Emmental dem Schwarzwald recht ähnlich (obwohl ich das wahrscheinlich nicht laut aussprechen darf). Hügelige Landschaft mit viel Tannen und Fichtenwäldern bis jetzt so auf die 1000m Höhenmeter hoch und eben sehr ähnliche Dachformen von den Häusern. Dächer die fast bis zum Boden gehen und Haus und Stallungen darunter schützen. Komisch eigentlich. Wieso diese Dachform genau hier und im Schwarzwald?
In einem dieser Höfe ist noch im Keller eine uralte Hufschmiede Werkstatt erhalten geblieben, die mir gezeigt wird. Auch die Pferdekummete hängen noch genau dort, wo sie zuletzt aufgehängt worden sind. Daneben hängt ein viel kleineres Geschirr mit Miniaturortsscheid dran: ein Original Hundegeschirr.
Die Bäuerin erzählt, sie hat mit ihrem Berner Sennenhund noch als Kind die Milch in die Käserei gebracht. Jetzt nehme ich ein solches herunter um es als Foto festzuhalten. Dabei wird mir erzählt, dass es hier im Emmental noch eine Sattlerei gibt, die solche jetzt noch herstellen.
Die Sattlerei!! Wie konnte ich sie nur vergessen!!
Seid Jahren weiß ich um diese Sattlerei im Emmental. Eine der wenigen, die auch noch Kummets für Kühe und Ochsen anfertigen. Mein Plan war deshalb schon seid langem auf jeden Fall bei ihr vorbei zu schauen, wenn ich mal in der Gegend bin. Und jetzt hätte ich’s fast vergessen…
Doch gerade noch rechtzeitig kommt mir dieses Hundegeschirr unter die Nase und somit wieder der alte Plan in den Sinn so dass wir ohne Umwege bei der Sattlerei Blaser vorbei schauen können.
Zuerst gehe ich ohne Ochsen hin. Schaue mir in Ruhe den Laden an. Was es da nicht alles gibt. Haltet mein Portemonnaie fest!!! Karabiner, Sonderkarabiner für die Zugstränge, Riemen, Halfter, Glocken, Geschirre, Lederöle um nur einen ganz kleinen Miniaturbruchteil zu nennen. Und eine Ausstellung über alte Geschirre. Eigentlich will ich mich aber informieren wegen Zuggeschirre für Ochsen. Der Chef selber kommt zur Beratung und zeigt mir sein Angebot. Sie haben zwei Ochsenkummet zur Wahl. Das drei Polsterkummet, welches Max und Milan ja jetzt haben, aber mit einem größeren Kissen
Foto: sattlerei-blaser.ch |
und das Berner Kummet.
Foto: sattlerei-blaser.ch |
Was -grob gesprochen- dem Pferdekummet ähnelt, aber unten zum öffnen ist, um es behornten Tieren anziehen zu können. Es hat also eine viel größere Auflagefläche am Ochsenhals. Und mehr als doppelt so viel kostet wie das andere. Denn, so wird mir erklärt, ist das stopfen der Kissen mit Stroh und Rosshaar extrem zeitraubend. Und Handarbeit. Je größer das Kissen, desto teurer das Kummet.
Schwierig zu sagen, was besser wäre für uns. Das Berner Kummet wirkt schon ansprechend mit der großen Auflage, scheint mir aber von mir selber auch nicht mehr reparierbar, sollte unterwegs was kaputt gehen und ist nicht einstellbar. Und größere Auflagefläche ergeben vielleicht auch mehr Möglichkeiten zum Schäuern, wenn der Ochse wächst, was er ja eigentlich immer tut? Laut dem Sattler taugen aber Kummets die größenverstellbar sind eh nix 😊.
Es arbeitet in mir. Bisher habe ich für die Geschirre meiner Tiere kaum Geld ausgeben. Habe immer altes Zeug gekauft und selber repariert. Ist es nicht mal an der Zeit, dass ich meinen Ochsen etwas gönne, zb ein an sie angepasstes Kummet? Und wann um Himmels Willen laufe ich jemals wieder an einer Sattlerei vorbei, die sich auf die Anfertigung versteht?
Mein Wunsch wäre ja eigentlich mit einem Kummet zu reisen, mit welchem wir auch mal Holzrücken können, oder Pflügen. Dabei sind mir aber immer die Dreipolsterkummets kaputt gegangen. Der Sattler meint, dass dafür eigentlich das Berner Kummet besser wäre, wegen der größten Auflagefläche. Aber auch das andere, wenn es richtig sitzt, nicht kaputt gehen dürfte.
Das Berner Kummet für beide geht nicht, da beginnt das Kummet ohne allen Schnickschnack bei 1850 Franken (also mit allem wohl so 2500). Also eines für Max (denn dem wird seines langsam knapp), oder für beide ein neues Dreipolsterkummet? Zweiteres dürfte MIT allem was ich so brauche bei ca 1500 Franken liegen dürfte. Das ist schon ein Unterschied.
Egal wie ich mich entscheide. Etwas leiste ich den Ochsen jetzt. Nach du vielen Jahren harte Arbeit. Ich mache Nägel mit Köpfen und mache also einen Termin für den nächsten Tag zum Anpassen aus. Mit Max und Milan.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen