Montag, 17. Oktober 2016
Stubenhocker
Alle Ochsen kennen dieses Jahr ja schon ihren Stall, in dem sie den Winter verbringen werden. So gibt es eigentlich keine Eingewöhnungszeit für sie, sondern alle haben gleich in den Bequem-Modus geschalten.
Die kleinen Steppenrinder Max und Milan, von ihrer Genetik her für ein Leben draussen, für ein Leben ohne Stall und Temperaturen im Winter um -20 Grad und im Sommer bei +40 ausgerüstet, haben mich doch sehr überrascht. Denn diese zwei kleinen Ochsen, die sich langsam in kleine Teddybären verwandeln wegen dem vielen Winterfell, haben sich tatsächlich in absoluten Stubenhocker verwandelt. Wen findet man zu jeder Tages und Nachtszeit im Stall? Max und Milan. Wer frisst und frisst und frisst so viel Heu, dass die Bauchbreite fast der Körperhöhe entspricht? Max und Milan.
Nur mehr ganz selten sind sie draussen anzutreffen und mit ihrem Leben im Stroh liegend durchaus völlig zufrieden.
Mir ist das egal, können sie ja auch tun, sie haben sichs ja auch verdient.
Bis zu diesem Punkt hab ich jedem der es hören wollte erzählt wie geschickt uns super die zwei sind, dass sie schon alles können was sie zum unterwegs Sein brauchen, nur eben die Körpergrösse noch nicht.
Doch mit dem Heu, mit dem Drinnensein und Kuscheligleben hat Max beschlossen, dass er keine Lust mehr hat draussen mit mir unterwegs zu sein. Und das von jetzt auf plötzlich. Er läuft so lang er Lust hat und dann extrem langsam, oder bleibt stehen. Wenn ich ihn antreibe, setzt er den linken Vorderfuss nach vorne, dann den Rechten, dann bleibt er wieder stehen. Uns so weiter und so weiter. Mein erster Gedanke natürlich: «oh Gott, ist er krank? Drehn wir lieber wieder um, vielleicht tut ihm etwas weh.» Doch kaum wird die Richtung in Richtung «warmer Stall voll mit Heu» geändert, läuft er zügig.
Diese Protesgeschwindigkeitsphase haben alle meine Ochsen früher oder später ausprobiert doch hatte ich soooo gehofft, dies bei zwei Tieren umgehen zu können. Bisher war s auch immer so gewesen, dass der Eine den nicht willigen Anderen mitgezogen hat und die Anwesenheit von mir und dem anderem kleinen Ochsen genug Motivation war.
Jetzt aber irgendwie nicht mehr und Milan ist selbst nicht so motiviert sich über Max hinwegzusetzten. Lieber bleibt er einfach mit stehen. Sehr verzwickte Situation. Wie macht man da weiter? Umdrehen ist Lerntechnisch sehr schlecht. Man muss irgendwie über diesen Punkt hinaus und erst wenn sie wieder schneller laufen, darf man umdrehen. Das bedarf List, ganz viel Gleichmut und vor allem ZEIT. Von da an war für Max dieses Verhalten für die letzte gemeinsam Woche Programm.
Einmal hab ich ihn in meiner Not einfach stehen lassen, denn ständiges Auffordern zum laufen, verroht ja auch das Tier, und er wollte sich einfach nicht weiterbewegen. Mühevoll hab ich Milan 150 m weiter bekommen bis Max sich entschied, er wolle doch mitkommen. Danach lief er ein bisschen schneller, immerhin. Sein nächster Versuch war: «Ach, ich hab so gar keine Lust zu laufen, ich leg mich jetzt einfach mal auf die Strasse». Das kann Piz aber gut unterbinden, da es ihr eine grosse Freude macht Ochsen aufzuscheuchen.
Und so sind wir jetzt eigentlich verblieben. Ich hoffe doch sehr, dass Max dieses Verhalten über den Winter wieder vergisst. Ganz arg hoffe ich das. Dann, wenn sie vielleicht nicht mehr ihre ganze Energie in Winterfell und Winterspeckanfressen stecken müssen und in Gemütlich-im-Stroh-liegen, kommt ja vielleicht die Lust am Laufen wieder zurück.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen