Montag, 26. Mai 2025
Mulis in Foto und Video
Sonntag, 18. Mai 2025
Freitag, 2. Mai 2025
Wie kam’s zu den Mulis?
Im Herbst hatte ich ja eine Woche Zeit um mich für die Zukunft vom Leben inspirieren zu lassen. Natürlich wollte ich eigentlich nur Tiere anschauen und dann den Winter daüber nachdenken. Eine Freundin hat mir ihren Twingo geliehen und eine andere, sehr pferdeerfahrene Freundin hat Hof, Vieh, Mann und Kinder für mich zum ersten mal nach Jahren für ein paar Tage verlassen und ist spontan mit gekommen. Was für eine Erleichterung, 4 Augen sehen mehr als zwei. Nachdem dieser Plan ziemlich spontan stand habe ich eBay Kleinanzeigen durchforstet nach Pferdegespannen, Mulis, aber auch nach Watussi Rindern, die eben gerade in diesem Moment zu verkaufen stehen.
Watussi, oder Angola Rinder wie sie auch heissen, ist eine grossbehornte afrikanische Rinderrasse, deren Grösse der Hörner die von Max und Milan noch übersteigen würde. Eigentlich war für mich ja klar: «keine Ochsen mehr!» wegen ihrer kurzen Lebensdauer, aber für so unglaublich schöne Tiere hätte ich noch eine letzte Ausnahme gemacht. Ochsen sind mein Herz und Hörner einfach nur göttlich schön.
Muli anzeigen verfolge ich ja schon seid zwei Jahren immer wieder. Es gibt wenige, noch weniger Mulis sind eingefahren und/oder bezahlbar für meinen Geldbeutel.
Und Pferde sind ja eigentlich nicht so mein Ding, aber Kaltblüter sind ja irgendwie auch schon halbe Ochsen.
Leider war in Sachen Kaltblüter im Herbst nicht so viel zu finden. Aber ich bin auf einer alte Anzeige über schon eingefahrene Mulis in Holland gestossen und hab da einfach angefragt ob es noch welche gibt. Mit Erfolg.
Unsere vorläufige Tour inklusive Übernachtung im Twingo (zwei Menschen, zwei Hunde) sollte zuerst zu einem Watussi (bei Köln), dann zu den Mulis (in Holland, grad über die Grenze bei Bocholt NRW), dann zu einem Pferd, dann zu einen anderen Muli (südlich von Hamburg) und auf dem Rückweg noch zu zwei Pferden führen.
Meine Freundin war sich sicher, dass wir eh nur den Watussi anschauen würden und damit die Entscheidung schon gefallen sein würde. Es war auch ein netter, einjähriger, schon halfterführiger kleiner Bulle gewesen. Aber…. mir hat sein Körperbau nicht gefallen, und der der anderen anwesenden Watussis auch nicht. Es war schon eigenartig. Schaute ich mir Videos der Rasse an aus Afrika, sah ich staatliche Tiere, schaute ich mir diese Tiere vor mir an, waren das in Vergleich Krüppel. Also fing ich an zu recherchieren und fand heraus: die in Deutschland lebenden Watussi stammen mehr oder weniger alle von ein paar für deutsche Zoos importierte Tiere ab. Das heisst der Genpool ist gering und Selektion bei der Zucht kaum möglich. Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen für einen Zugochsen, der ja irgendwann Leistung bringen muss, also einfach einen Top Körperbau aufweisen sollte. Schwer war es, da wieder weg zu fahren.
Als nächstes standen die Mulis auf dem Programm. Zwei Stück, zwei und vierspännig gefahren zu einem wirklich guten Preis. Noch am ersten Abend der grossen Tour sind wir sie Probe gefahren. Und es hat mich ziemlich umgehauen so gut und fein und verlässlich wie die zwei zu fahren waren. So umgehauen, dass wir sie am nächsten Tag gleich nochmal gefahren sind. Und gelaufen. Es war Samstag und in mir hat’s gearbeitet und gearbeitet. Mulis gibt’s nicht viele, wie ich oben schon geschrieben habe und dann so schön gefahren…. Sie waren nicht perfekt, denn der Besitzer hat sich aufgrund seines höheren Alters nicht mehr um die Hufe gekümmert (das konnte er sich leisten, da die Mulis so feste Hufe haben, dass er sie einfach barhuf fuhr). Und schlecht sahen die Hufe dafür wirklich nicht aus. Füsse geben lernen traute ich mir noch eher zu als so sauber und schön Kutsche fahren bei zu bringen wie die zwei es taten. Das Alter passte, der Preis auch. Aber es war Samstag und ohne Vorkaufsuntersuchung kaufe ich mit meinem Wissensstand kein Tier. Also habe ich die anderen Tiere ab gesagt und wir haben den Sonntag im Norden genutzt um Verwandtschaft zu besuchen und standen Montag früh parat für die Untersuchung. Nachdem diese positiv abgelaufen war und ich drei Tage hirnen und telefonieren und noch mehr hirnen hinter mir hatte, hab ich zugesagt und angezahlt.
Und war völlig fassungslos. Ich bin kein Mensch der so eine Entscheidung so schnell fällt. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen Max und Milan gegenüber, von wegen: « die sind noch nicht mal kalt und du kaufst schon ein neues Tier».
Schwierig, aber eine ziemlich einmalige Möglichkeit. Aber nach nur drei bis vier Tagen! Wenn ich daran denke schwirrt mir immer noch der Kopf.
Aber so bin ich zu Tado und Merlin gekommen. Und pünktlich zu meinem ersten Arbeitstag in Prato waren die Mulis auch schon dort. Bereit ihren ersten Winter in den Bergen zu verbringen und zu lernen, dass nach dem flachen Holland auch Dinge oberhalb oder unterhalb von ihnen sein können, bereit zu lernen auf Glatteis zu laufen, bereit zu merken, dass ihr bisheriges Leben vorbei ist und bereit mir dadurch mit all ihrem mulischen Misstrauen zu begegnen.