Montag, 26. Oktober 2015

Die schönsten Bilder unserer dritten Saison












Lothar mit Blick auf sein diesjähriges Winterquartier



















Lothars Sommerlieblingsplätze


Bei 35 Grad und so vielen Bremsen gabs für Lothar nur 2 Plätze, wo er sich einigermaßen wohlgefühlt hat:



Was ich dieses Jahr gelernt habe


1. Wäsche niemals auf Lothars Weide zum Trocknen aufzuhängen: 


2. Frisch aufgebrühten Kaffee nicht zu nah neben den Füßen stehen zu haben (oder besser drauf aufzupassen): 

3. Dass Ochsen auch Euter machen (und in manchen Fällen auch Milch geben) und daher auch eine Euterentzündung bekommen können, die zu behandeln ist wie bei Kühen.

Freitag, 16. Oktober 2015

Du mein schönes Leben



Unser drittes Jahr neigt sich dem Ende zu. Drei wundervolle Jahre liegen hinter uns. Jedes ins sich unterschiedlich und einzigartig.

Dieses Jahr haben sich nochmal ganz neue Türen geöffnet. Das Vertrauen in meine Weggefährten hat über die Jahre so zugenommen, dass ich zum ersten Mal unterm laufen meine Konzentration nicht auf meine Tiere richten musste, sondern bei mir halten konnte.

Denn Lothar läuft frei irgendwo hinter mir, weiss um die Maße seiner Kutsche und um seine Aufgabe. Er manövriert sich um Hindernisse selbständig herum, lenkt die Kutsche nie in Graben, bleibt nirgendwo hängen. Auch wenn ich auf der Kutsche sitze und Waldwege entlang fahren, kann ich mich nach hinten legen und die Baumwipfel vor dem Himmel vorbeiziehen sehen. Lothar läuft und zieht. Zuverlässig.
Piz ist immer in der Nähe und passt auf wo wir sind. Geht nicht Jagen, kennt ihre Strassenseite und geht selbständig Autos und Traktoren aus dem Weg. In Ortschaften springt sie auf die Kutsche und bleibt oben, bis sie wieder herunter darf. Auch sie in ihrem Bereich zuverlässig.
Also konnt ich mich total aufs Laufen, aufs Unterwegssein, auf die Natur und alles drumherum einlassen. Mit ganzer Konzentration, mit Haut und Haar. Da hat sich nochmal eine andere Dimension aufgetan. 
Noch dazu kam, dass ich mit besseren Karten unterwegs war und somit einsamere Wege laufen konnte, wo ich natürlich auch weniger Menschen mit Fotoapparaten begegnete.
Und die Wiesen! Was hab ich dieses Jahr für tolle Plätze gehabt. Absolut ab vom Schuss. Nur wir und die Natur. Keine Strassen mehr, keine Häuser. Nix.

Ein solcher Reichtum an Erlebnissen, an Begegnungen, an Erfahrungen, an Weite, Liebe und Wundern. Was ein Segen, dass vor Jahren die Idee geboren wurde, so eine Reise zu tun und sich ihre Umsetzung als noch grösserer Segen herausstellte.

Natürlich sind die Schwierigkeiten der ersten Jahre nicht verschwunden, aber bekannter geworden. Und dadurch nicht mehr so dramatisch. Und es gibt mittlerweile das Vertrauen, dass aus ihnen oft Gutes entstehen wird. Mit Geduld.
Auch schlechte Zeiten mit mir selbst gibts, gabs und wirds immer wieder geben. Auch über ein paar Wochen. Wo ich mit mir selber kämpfe. Mir selbst bin ich oft der größte Widerstand und der grösste Stolperstein.

Doch mit meiner Tour, mit meinen Gefährten, mit dieser Art von Leben, mache ich etwas, was ich GANZ bin. Und würde ich morgen eine Million Euro gewinnen, ich würd ab April genauso mit Lothar und Piz weiterziehen, wie ich es tue, wenn es nicht passiert. Ich freu mich schon darauf. So sehr!

Also bis ins nächste Jahr! Jetzt wirds nochmal ein paar Fotos geben und dann schläft auch der Blog wieder seinen wohlverdienten Winterschlaf. Wer benachrichtigt werden möchte, wenns wieder weiter geht, schreib mir bitte eine Mail. Ansonsten wirds irgendwann im April sein. So wie jedes Jahr.

Ich danke allen, die meinen Weg unterstützen. Und dabei mein ich auch alle Menschen, die positiv an unsere Begegnung zurückdenken. Jeder positive Gedanke, jede Freude, jedes Nachdenken trägt unsere Tour mit.

Einen Satz möchte ich noch schreiben, der mich dieses Jahr tief berührt hat.
Eine Frau sagte mir, dass wir auf den Wegen die wir laufen ein Leuchten hinterlassen.

Wenn dem so ist, dann danke ich dem Leben dafür! Dass es uns so trägt und hilft in dem was wir tun, dass wir leuchten dürfen.
Der letzte Reisemonat ist nicht so der Meine. Zu wissen, dass es mit meiner Langsamkeit bald vorbei ist. Zu wissen, dass ich bald die Schnelligkeit anderer Leute leben muss. Zu wissen, dass es bald keinen Ochsen mehr um mich gibt, der mich lehrt, der mit mir läuft, der sein Leben dem Meinen hingibt und den eine ganz spezielle Atmosphäre umgibt. Zu wissen, dass es bald vorbei ist mit dem Sein, dem Wahrnehmen der Umgebung, dem Schauen, dem Offen sein, der Weite. Zu wissen, dass es bald ein draussen und drinnen gibt, eine Trennung von mir und dem Wetter und somit keine Hingabe mehr an so wie es eben ist: heiss, kalt, windig, regnerisch, neblig, stürmisch, bewölkt, sonnig und all den Stufen dazwischen. 

Natürlich liegt es an mir selbst, so viel wie möglich davon auch im Winter zu leben. Es einfach zu wagen es zu leben.

Aber, es wird auch wieder andere tolle Sachen geben: ein beheiztes Zimmer, die Alpen, oh ja, die Berge, wieder ein Untertauchen und Übersehen werden unter Menschen, Monate ohne fotografiert zu werden, WLAN, Bücher, also Ablenkung :-), Weihnachten und Familie, mir wird gekocht und das allerallerbeste: am Ende eine gefüllte Reisekasse für wieder ein halbes Jahr unterwegs mit meinen über alle Maßen geliebten, vertrauten und geschätzten Gefährten: Lothar und Piz in der Natur, mit der Natur und um sie herum.

Winterquartiersuche zu Ende, wieder haben wirs geschafft!


Lothar wird diesen Winter den Stall nicht nur zusammen mit zwei Kälbchen teilen, sondern wohnt er gleich neben Pferden, Ziegen und Hühnern. Darf rein und raus wie es ihm beliebt. auf wohl knapp 700m im Schwarzwald. Ich glaube, er wird sich dort wohlfühlen.

Und Piz und ich gehen wieder in die Berge! Nach Davos. Als ich dort war um mich vorzustellen, konnte ich wieder nur ungläubig über deren Schönheit staunen. Wie konnt ich nur vergessen wie schön die Alpen sind? Wie gut es tut, einfach nur drin zu sein und sie anzuschauen? In den Bergen könnt man mir wohl jeden Job andrehen! Aber so ists nicht einmal. Kühe werden wieder ein Bestandteil sein, morgens und abends melken. Und dazwischen Kutsche fahren mit Touristen. Um Davos herum und bis ins wunderschöne Sertigtal hinter. Darauf bin ich sehr gespannt. Da gibts wieder viel Neues zu lernen.

Freitag, 9. Oktober 2015

Deutschlandpremiere!

 
 
"EVA"
Dokumentarfilm, 85 Min., 2015
 
am 12.10. (Montag) um 18:30 Uhr im Werkstattkino in München
auf dem UNDERDOX Festival
Regie / Kamera / Schnitt: MELANIE JILG -- Co-Regie / Ton: SARAH LENA RUH -- Tongestaltung: CORNELIA BÖHM
Trompete: MATTHIAS LINDERMAYR -- Farbkorrektur: DANKO DOLCH
Eine junge Frau zieht durch die Lande.
Die Hündin "Piz" und der Ochse "Lothar" sind ihre treuen Begleiter.
Sie setzt einen Fuß vor den Anderen,
während Füchse schreien und Züge vorbei brausen.
Auf ihren sonnenverbrannten, starken Schultern trägt sie unendliche Weite.
Wenn der alte Mond langsam über das Firmament rast,
kommt der Schlaf mit schneeweißer Milch und dunklen Mauern.
Aber Evas Vertrauen ins Leben vertreibt diese Alpträume.
Der Regen verwischt die Grenzen zwischen Ende und Anfang
und die Zeit wächst in knorrigen Ringen um den Ursprung.
"Episch, archetypisch und kraftvoll - diese zeitlose Straße ins Nirgendwo
ist gleichermaßen eine Ode an die Freiheit (der Bewegung) und ein spirituelles
und sinnliches Abenteuer. Aufbauend auf wechselnden Geschwindigkeiten,
wechselndem Licht, Zusammenstössen der Dimensionen, ultra-langsamen Bildfolgen,
extrem inspirierten visionären Aufnahmen und den Versen eines isländischen
Gedichts aus dem 13. Jahrhundert entsteht ein hypnotisierendes Werk!"
Katalogtext Visions du Réel 2015 - Paolo Moretti
 
INFOS:
 
Trailer:

Donnerstag, 1. Oktober 2015

„Bist du nicht auch mal einsam?“ höre ich immer mal wieder, wenn ich mit Besuch abends am Feuer sitze und auch mal Raum ist für andere Gespräche.
Ist diese Frage schon länger nicht mehr gestellt worden bin ich erstmal überrascht und versuche nachzuvollziehen, was gemeint sein könnte.
Denn ich habe einen wunderbaren Ochsen, einen tollen Hund. Ich habe die Bäume um mich herum, die Weite und den Himmel. Ich habe die Erde unter meinen Füssen, die Sonne die mich wärmt und das Leben an meiner Seite. Das Gefühl der Einsamkeit gibt es daher gar nicht, solange ich unterwegs bin.

Das Phlegma meines Ochsen

Das kann ich mir doch auch zunutze machen! Und als Beweis hab ichs jetzt mal festgehalten. Danke, Carlotta!


Aussichtsturm:

schattiges Plätzchen:


 gemütliches, warmes Bett:


und zur Not: Wäscheleinenhalter


 

Freitag, 25. September 2015

Post von Lothar


Grüße auf Karten hat Lothar schon öfters verfasst. Meist in Worten wie: "Danke für das gute Gras" o.ä. Dass er aber auch lange Brief schreiben kann, in gutem Deutsch und richtigem Satzbau?
Ich hätts nicht mal mitbekommen, wenn ihn mir nicht eine nette ehemalige Waldkindergärtnerin als Kopie nachgeschickt hätte. Was war ich überrascht!
Ich hab an dem besagten Tag, einem Sonntag, nicht mal gemerkt, dass er aufgeregt war, als wir zum Waldkindergarten einbogen, um dort eine Mittagspause zu machen.

Hier auf jeden Fall mal der Brief:

Liebe Waldkinder,
ich bin Lothar, ein Ochse auf Wanderschaft.
Losgewandert bin ich vor drei Jahren in Ungarn und in diesem Sommer bin ich im Schwarzwald unterwegs, zusammen mit der Hündin Piz und der Menschenfrau Eva.
Neulich ist mir was passiert wovon ich euch gerne erzählen möchte:
Piz, Eva und ich wanderten gemächlich durch Freiamt und waren auf der Suche nach einem Rastplatz für unsere Mittagspause. Da entdeckte ich ein Schild am Wegrand, auf dem stand "WALDRINDERGARTEN". Wow, dachte ich. Ein Garten im Wald nur für Rinder. Das klang super. Das ist sicher eine wunderschöne Waldlichtung mit saftigem Gras auf der glückliche Rinder grasen.
Wie groß war meine Freude. Ich malte mir bereits aus, wie ich mit all den Rindern in dem Garten weiden konnte, ein bisschen plaudern, Neuigkeiten austauschen. Vielleicht eine mir noch unbekannte Pflanze kosten, gemeinsam mit den Rindern blinde Kuh spielen, dösen und gemütlich wiederkäuen. Nach den vielen Menschenbegegnungen mal wieder einfach nur Rindviecher treffen.
Meine Menschin bog ab und wir folgten dem Wegweiser. Ich konnte auch schon eine schön gelegene Wiese am Waldrand sehen. Doch wo waren all die Rinder? Im Rindergarten angekommen sah ich nur einen Bauwagen, ein köstlich bepflanztes Hochbeet (von dem ich leider nichts naschen durfte) und einen Apfelbaum, doch kein einziges Rind. Die sind sicher im Wald, dachte ich mir, doch auch dort waren keine Rinder. Nochmal beim Bauwagen nachsehen, vielleicht ist das ja so eine Art Stall auf Rädern. Es war gar nicht so einfach mit meinem Wagen zu wenden. Am Bauwagen hing ein weiteres Schild: WALDKINDERGARTEN. Oh nein, ich Ochse! Da hatte ich mich wohl verlesen.
Schade, war wohl nichts mit dem Rindergarten.
Da mir euer Platz aber trotzdem so gut gefallen hat, habe ich mir erlaubt meine Mittagspause bei euch zu machen. Wirklich schön habt ihr es! Und so schön schattig unter den Bäumen. Da hat es mir auch nichts mehr ausgemacht, dass ich keine Rinder getroffen habe, denn gemütlich wiederkäuen und an neuen Pflanzen schnuppern konnte ich trotzdem.
Kinder habe ich allerdings auch keine getroffen.
Darum schicke ich euch in diesem Brief liebe Grüße und bedanke mich für den gemütlichen Rastplatz. Und falls ihr doch mal einen Rindergarten daraus  macht,dann lasst es mich wissen!

 




Ob ich wohl auch irgendwann einen Brief von Lothar bekommen werde?

Freitag, 18. September 2015

Kann, muss, soll, darf ich Lothar vertrauen?

Ein Tier sollte ja eigentlich Instinkte haben, sollte man meinen. Ob ich, Mensch, diesen auch wirklich vertrauen kann? Jaja, sag ich da natürlich schnell.

Aber dann, wenn giftige Pflanzen auf der Wiese stehen, wo ich Lothar grad einzäune, komme ich doch immer wieder ins zweifeln. Da bin ich dann froh, dass ich auch in Ungarn mit Tieren zu tun hatte und da lernen durfte, dass uns über die Jahre nie ein Tier eingegangen ist, weil es „versehentlich“ von den dort heimischen giftigen Pflanzen probiert hat.  Aber wenn dann Lothar !konkret! vor dem Jakobskreuzkraut, oder vor wahnsinnig viel Hahnenfuss steht, dann komm ich doch ins Zweifeln und ich muss mir immer sagen: Vertrau deinem Tier, vertrau deinem Tier, vertrau deinem Tier.

Natürlich könnt ich diese Pflanzen ausreissen, aber trainiere ich meinem Tier dann nicht auch was ab?

Vorgestern abend bin ich in einer ähnlichen, aber anderen Situation an den Zaun getreten um mit Lothar noch ein ernstes Wörtchen zu reden. Hier war die Lage so, dass er auf einer Wiese mit nur wenig Gras drauf stand, ich dadurch gross einzäunen musste. Und somit auch einen schönen Apfelbaum einzäunte, der sich seiner ganzen Früchte schon entledigt hatte, die schön um ihn rum auf dem Boden lagen.  Natürlich hat Lothar nichts anderes gemacht, als sich Apfel um Apfel vom Boden zu holen. Und noch einer. Und noch einer. Und noch einer. Und noch einer. Und noch einer. Dann wiederkäuen und dann noch einer, und noch einer......
Lothars Magen war durch die Fallobstzeit schon an Äpfel gewöhnt, aber nicht diese Menge. Daher wieder die Frage: kann das Tier es einschätzen, wieviel es verträgt? Und die Worte an Lothar: Lothar, ich vertrau dir, dass du einschätzen kannst, wieviel du verträgst und gesund bleibst!! Lothar liess sich durch mein mamahaftes Auftreten wie immer nicht beeindrucken, kuckte nicht mal gross zu mir, um meinen Worten zumindest etwas Wichtigkeit zu geben, sondern nahm nur den nächsten Apfel.

Am nächsten Morgen war mein erster Gang zur Weide um nach seinem Zustand zu schauen. Er käute friedlich wieder, und ein Blick unter den Baum zeigte, dass noch Äpfel übrig waren (aber verdammt viele fehlten!!).

Und als wir dann wieder unterwegs waren und ich automatisch einen Apfel aufhob um ihn meinem Zugtier zu verfüttern, nahm er ihn in den Maul - wohl auch gewohnheitsmäßig-, um ihn aber sofort wieder auszuspucken!  Ein Tag lang ging er hinter mir her, ohne sich nach nur einem Obst umzudrehen! Naja und ein bisschen Durchfall hatte er auch. Aber er wurde weder krank, noch starb er, noch war er in seinem Arbeitsvermögen eingeschränkt. Also scheint er auch seine Obstverträglichkeit einschätzen zu können. Puuh!

Dienstag, 15. September 2015

Und wieder zurück im Schwarzwald. Keine vier Wände mehr, sondern wieder der weite Himmel über meinem Kopf den ganzen Tag und die ganze Nacht und der Erdboden, auf den ich mich schlafen lege. Dankbar, dass er‘s ist und kein Bett. Für nichts in der Welt möcht ichs eintauschen.

Jetzt wirds Herbst, die andersfarbigen Blätter lassen sich schon nicht mehr auf die Trockenheit schieben. Und wie ganz von selbst hat sich die Winterquartiersuche verselbstständigt und wieder bin ich überrascht über die Hilfsbereitschaft der Menschen, auch wenn noch nichts konkret in Sicht ist.
So bin ich an einem Tag mit einer Bekannten und ihrem Auto (oh Gott ist mir ungut geworden die kleinen Schwarzwaldstrassen hoch und runter in einem Auto!) ein paar Höfe abgefahren um nach einem Winterquartier für Lothar zu suchen, sollte ich ihn über Winter nicht bei mir haben können. Und bei allen Höfen hörte ich das Selbe: „Du bist doch die von Facebook!“

????????

Ja, ich bin auf Facebook, ein sehr unaktives Mitglied, aber nicht einsehbar für andere Leute. Wie konnte es also sein?
Da hat sich rausgestellt, dass es in der Region wo ich grad bin, unter den Menschen eine eigene Facebookgruppe gibt. Und da hat jemand meine Suche und ein Foto von mir reingestellt. Erstaunlicherweise kann es nicht länger als 24 h her sein, dass dies erschienen ist und trotzdem hatten diese Bauern es alle schon gesehen ;-) Und sehr interessant, bzw lustig die Kommentare dazu.
Hoffen wir, dass es was bringt.

Und so verbringe ich im Moment viel Zeit vor dem Internet, hab schon ganz quadratische Augen davon. Suche Bauernzeitungen in Deutschland und der Schweiz ab nach der Anzeige, die für mich bestimmt ist. Telefoniere und telefoniere und telefoniere. Und spreche und spreche und spreche. In der Herbstzeit kann ich mich nicht mehr auf meinen einsamen Waldwegen verstecken!

Samstag, 5. September 2015

Ein anderes Leben.


Plötzlich Oberbayern.
Andere Kirchtürme. Anderes Licht. Anderes Gefühl aus der Erde. Leben in 1 1/2 Zimmern, überall Wände, rechts, links, oben, unten, ganz nah, andere Menschen, ganz nah. Der Sturm bleibt von einem getrennt vor der Haustür und macht keinerlei Beeinträchtigung. Man muss sich nicht auf ihn einlassen sondern kann ihm sicher, trocken, durch die Fensterscheiben beim Wüten zuschauen. Auf kein Wetter muss man sich wirklich einlassen, es gibt immer Ausweichmöglichkeiten.

Und die Ablenkung ist überall: ein Fernseher, ein Bücherregal, viel Afrikaromane, wo meine Grossmutter geboren ist, ein CD-Player, ein Radio, Internet (super für die Winterquartiersuche), Einkaufsmöglichkeiten.

Das Essen ist  schnell zubereitet auf einem elektrischen Herd und das Gemüse und die Butter kommen schön kühl aus dem Kühlschrank, sind vielseitig und jederzeit ersetzbar und v.a. FRISCH!

Piz wird sittsam spazieren geführt und darf mit übergewichtigen Hunden spielen.

So schauts aus in Moment :-)

Samstag, 29. August 2015

Gedanken I


Ruhig solln sie sein meine Gedanken. Ich weiss, ich wiederhole mich, doch ists mir einfach ein wichtiges Thema. Wenn ich laufe, jeden Tag, langsam, schlafen sie ein. Es gibt dann nur noch sehr wenig, womit sie sich beschäftigen können. Was gibts zum essen, z.B., oder wo werden wir heute wohl eine Wiese haben. Da kann sich nicht viel im Kreise drehen. Ansonsten ist Ruhe im Kopf.

Meine Gedanken können aber auch anders. Sind auch Meister darin sich im Kreise zu drehen. V.a. solange ich sesshaft bin. Dann nehmen sie ein Ereignis und arbeiten das durch und durch und machen dadraus etwas, was nichts mehr mit der Realität zu tun hat. Nicht nur, dass das Lärmbelästigung für meinen Kopf ist, ich finde auch, dass ich für meinen Gedanken Verantwortung trage. Und mit ihnen auch Schaden machen kann. Das möchte ich nicht. Ich versuche also etwas zu betreiben, was ich scherzhaft „Gedankenhygiene“ nenne. Meine Gedanken, meinen Kopf frei von Negativität zu halten, frei von Endlosschleiffen desselben Inhalts. Ihn nur gezielt zu benutzen wenn ich ihn brauche.
Mittlerweile klappt das phasenweise eigentlich sehr gut. Doch je mehr ich unter Menschen bin und aus dem Sein heraus automatisch wieder mehr in den Kopf rutsche, soll man ja z.B. auf Gesagtes reagieren, bekommt er wieder mehr Spielraum und Einfluss und dann dauerts wieder bis ich ihn wieder in seinen Schlaf gesungen/gelaufen habe.
Ein Wunsch von mir ist schon der, dass ich meinen Kopf nicht nur Phasenweise gut unter Kontrolle habe, sondern in jeglicher Situation. Immer. Auch unter Menschen. Dafür laufe ich.

Gedanken II


Vor ungefähr 5-6 Jahren habe ich mal ein halbes Jahr bei der Firma P.... gearbeitet. Das ist eine Internetversandfirma, die nur Billigschrott Made in China verschickt. Mit Hochglanzfotos ihrer Produkte hochgehalten von dickbrüstigen Frauen mit tiefem Dekolte als Werbung. Hat man diese dann selbst in der Hand merkt man erst, was für Schrott das ist. Naja, auf jeden Fall habe ich da die Pakete gepackt. Paket um Paket um Paket. Paket aus dem Regal nehmen, wiegen, Rechnung und Katalog dazu, Füllmaterial rein, zukleben, Adressaufkleber drauf und rauf aufs Fliessband. Neues leeres Paket in den alten Platz zurück. 8 Stunden lang im Schichtdienst. Am Ende der Schicht wurde dann eine „Bestpacker"-Liste ausgedruckt, damit du dich schön messen konntest mit deinen Mitpackerinnen. Ich glaube ich war auch mal bei um die 700 Pakete in 8 Stunden. Und natürlich wurde man beim Rausgehen immer Stichprobenartig in einen Nebenraum gerufen und durchsucht, dass man ja nichts mitgenommen hat.
Die Stimmung in dem Betrieb war ziemlich schlecht gewesen. Und natürlich lief er hauptsächlich auf Leiharbeiterbasis. Und liefs mal nicht gut mit dem Geschäft, wurde einfach 1/3 der Belegschaft entlassen. Von heut auf morgen. Tut uns Leid.
Nach der Einarbeitungsphase, wenn man nicht mehr so drüber nachdenken musste, was man tat, war man allein mit seinen Gedanken. In einem unguten Betriebsklime. 8 h lang hatten die Gedanken also Zeit einen zuzulabern. 
Ich stand erstmal nur drin in dem Betrieb und war - Pakete packend - glücklich darüber, dass ich nicht darauf angewiesen bin, dies mein Lebtag zu machen. So wie so viele andere Menschen weltweit jeden Tag. Nachdem es bei mir aber auch anfing mit den Gedanken, die sich im Kreise drehen, fing ich an ein Gedicht auswendig zu lernen. Strophe für Strophe. Jeden Tag. Und am Ende der Zeit hatte ich meine 53 Strophen zusammen. Es war „Der Seherin Gesicht“, der erste Teil der Edda, über die Entstehung, Untergang und Neuauferstehung dieser unseren Welt. Es geht glaub ich um die 20 Minuten.
Diese Strophen haben mich die Arbeitsstunden überstehen lassen, ohne meinen Kopf negativ zermartert zu haben, sondern bereichert.

Freitag, 21. August 2015

Schwarzwald, wir bleiben dir treu

Und wieder ist alles anders.
Hat es mich nach den Kreisen und Zickzacklinien, die wir im Süd und Mittelschwarzwald gezogen haben dann doch wieder in eine neue Himmelsrichtung gesehnt: nach Norden. Aber dann, als wir tatsächlich vor den Toren Pforzheims standen, nur noch einen halben Tagesmarsch von der „Ebene“ entfernt, hat es mich doch - für diese Saison zumindest - angegruselt.
Dort unten zwischen Karlsruhe und Pforzheim war es auf einmal so dicht besiedelt. Überall waren Städte, Dörfer, Strassen. Wo sollten Lothar, Piz und ich da unsere einsamen Wege finden? Die, wo uns tagsüber niemand anderes sieht als der Eichelhäher, Forstarbeiter, unzählige Tannen und die spätsommerlichen bunten Blumenmeere entlang des Weges? Wo wir einfach laufen dürfen, die Wälder riechen und ganz viel schauen, schauen? Nein, ich konnte diese Zeit für meinen letzten frei reisenden Monat nicht hinter mir lassen. Das soll das nächste Jahr wieder mit sich bringen.

Noch dazu kommt die Trockenheit, die ich selbst hier oben zu spüren bekomme. Wenn der zweite Schnitt anstatt zu wachsen ausdünnt und kaum mehr Winterfutter bringt und ich von Bauern höre, dass sie zum Winter Tiere verkaufen müssen, damit der Rest gut über den Winter kommt. Wie ists dann erst da unten? Ende Juli bin ich mit dem Auto in der Ebene unterwegs gewesen und damals wars schon verdammt trocken. Nein, nein, Lothar, dieses karge Futter, was dann auch noch schwer zu finden sein wird, das möchte ich dir ersparen. Auch darauf bezogen, dass ich dich ja die erste Septemberwoche eine Woche alleine lassen muss, um auf meine Grossmutter aufzupassen. Da ists schon besser wir bleiben oben, da finde ich dir schon eine schöne Weide.

Also sind wir wieder abgedreht. Haben nicht einen Fuss aus dem Schwarzwald rausgesetzt und ziehn jetzt wieder gen Süden. Schwarzwald, diese Saison bleiben wir dir treu!

Und jetzt sind wir im Hochschwarzwald. Einsam. Mit Blick bis in die Vogesen und freuen uns daran oben zu sein.

Samstag, 15. August 2015

Winterquartier gesucht!


Noch ists nicht Mitte September, also noch nicht mein selbst gewählter Zeitpunkt mich intensiv um ein Winterquartier für Lothar, Piz und mich zu kümmern. Doch hier auf den Blog kann ich ja schon darüber erzählen was wir suchen und brauchen. Vielleicht trägt sich das dann schon mal in die Welt und es kommt was zu mir zurück.

Lothar wünscht sich wie jeden Winter eine nette Kuhherde, bei der er sein Kuh-Sein ausleben darf. Es sollte kein Anbindestall sein, damit er sicher gesunde Gelenke im Frühjahr hat. Er darf aber gerne draussen sein, solange es einen Unterstand gibt. Mit einem Stier zusammen möchte ich ihn stellen. Natürlich komme ich für seine Unterbringung auf. Lothars Platz muss nicht dort sein, wo ich bin. Denn hat er mal eine Herde, bin ich eh wieder zweitrangig. Natürlich kann mit ihm auch über den Winter gearbeitet, ausgeritten o.ä. werden. Da würde ich die betreffende Person dann einarbeiten.
Zeitraum: Mitte Oktober bis Angang/Mitte April.

Piz braucht nichts besonders, ausser bei mir sein zu dürfen. Ein paar Schafe zum hüten fände sie natürlich klasse.

Ja und ich?
Am selbständigsten und liebsten arbeite ich natürlich in der Landwirtschaft. Ich kann die anfallenenden Winterarbeiten im Kuhstall komplett übernehmen, das hat sich ja auch die letzten zwei Winter gezeigt. Die meiste Erfahrung habe ich natürlich mit Kühen, doch habe ich auch schon viel mit Schafen gearbeitet und mit Ziegen und Pferden.

Ja und wenn sich kein Kuhstall findet, der tatkräftige Hilfe braucht?
Mit Holz habe ich auch schon viel gearbeitet, habe Unterstände, eine Sauna und aus einer Scheune geholfen ein Wohnhaus zu bauen, doch brauche ich da Anleitung. Das kann ich mir auch wieder vorstellen.
Was ganz anderes wäre aber auch machbar und interessant. Ich bin da sehr offen! Generell bin ich in meiner Arbeit sehr zuverlässig und arbeite gerne selbständig. Nur zum Kinderaufpassen, Kochen und Putzen eigne ich mich nicht wirklich :-(

Also falls ihr einen Job in diesem Zeitraum zu vergeben habt, auch einen, der gar nichts mit all dem oben zu tun hat, einfach anrufen oder anmailen.
Ich bin gespannt, was dieser Winter für uns parat hat.

Bezahlt muss die Arbeit natürlich sein. Sonst kanns ja nächstes Jahr nicht weiter gehen.
Zeitraum: ca. 1.11 bis ca 31.3. Länger geht nicht, kürzer schon.

Freitag, 7. August 2015

Die letzten Wochen gehören zu ganz besonders Wundersamen. Es passieren Sachen, die unmöglich sind zu passieren. Ich steh eigentlich immer noch erstaunt über das Leben da, und schüttle den Kopf.

Alles so anderes. Ein ganz tiefes ja zu meinem Ochsen. Ohne schon an ein „schöneres“ Zukunftsgespann zu denken. Nicht in eine „grösser, stärker, schneller, weiter“ Entwicklung zu gehen. Nicht ein Mehr zu wollen. Nein, ihn zu erkennen als das perfekte Wesen an meiner Seite. Zu erkennen dass ich alles habe, und mir nicht mehr wünsche. Grad nach dem Frühjahr mit seinen Monstern.
Zu spüren, dass diese Reise das ist was ich tun will.  Ein Grundlegendes „ja“ in allem zu finden, aber weniger das Wort, als mehr ein tiefer Ton. Im Ochsen, im Karren, in meinem Weg.

Und den Kopf sein zu lassen und mich allem hinzugeben. Vor allem der Weite. Loszulassen. Die Hitze hilft. Wenn sie einem tagsüber alle restlichen Gedanken auch noch wegbrennt, damit wir abends völlig neu auferstehen können. 

Und genauso in eine tiefe Begegnung mit einem anderen Menschen einzutauchen. Und auch dort das Leben tanzend vorzufinden. Und frei. Und wieder loslassen loslassen. So schwer.

Das Leben flüstert den Menschen um mich herum ins Ohr. Und so leiten sie mich auf meinem Weg zu Menschen, zu mir, zu Plätzen. Nichts davon kann gewollt erzwungen werden. Ich muss zuhören. Offen sein. Weit sein. Langsam sein.
Alle Begenungen sind einzigartig und nicht ersetzbar. Und reichern sich an in meinem Herzen.
Unvergessen.
Danke.

Montag, 3. August 2015

Lothars Tanz


Runter vom Berg. Nach Tagen voller Wald, Waldwegen, Tannen und Raben so gut wie menschenlos, hören wir schon von weitem die Bundesstrasse. Die Motorräder, die einer ums andere das Tal hoch und runter fahren, haben ihren Lärm schon lange zu uns hochgetragen. Unten ein kleiner Fluss, ein paar Häuser, angelnde Familien, ein paar Wiesen. Hier sollte ich bleiben, der Vernunft nach, es ist heiss und die Bremsen haben sich auch erholt von der Abkühlung der letzten Woche.

Doch es ist so laut. So schnell die Autos, so eng das Tal.

Da zieht es mich wieder die andere Talseite den Berg hinauf. Nicht weit, vielleicht 2 km ist schon wieder die nächste Hochebene und ein kleines Dorf. Das fühlt sich besser an. Doch auch eine Stimme in mir sagt: „Lass es sein. Du hast es oft genug bereut gegen die Vernunft noch weiterzulaufen. Hast du nichts dazugelernt?“
Doch schon habe ich die Bundesstrasse überquert und den Wegweiser gesichtet zum nächsten Dorf. 1,6km. Schaut anfangs steil aus, aber die nächste Kuppe verspricht schon Erleichterung für Lothar. Also los.
Sehr schnell kommt aber die Ernüchterung. Der Waldweg muss schon sehr sehr alt sein, breit gehalten, solide angelegt und streckenweise mit altem „Pflaster“, also seitlich aufgestellten Sandsteine um den Weg zu sichern. Und ich sehe in mir die vielen Zugtiere, die über Jahrhunderte diesen Weg nach unten gegangen sind. Runter zur Sägmühle. Und jetzt steht wieder ein Ochs am Berg und wünscht sich sehnlichst, woanders zu sein.
Zu recht! Denn es hört nicht auf steil zu sein. Sehr steil und dieser Pflaster hält die Räder auf, und  lässt sie nur mit noch grösserem Kraftaufwand über sich hinweggleiten. Oh du armer Lothar. Und er gibt sich Mühe und zieht und zieht. Und vor jede Wegbiegung denke ich mir, jetzt muss es doch vorbei sein, so einen Weg kann es nicht geben, der nur steilsteil grad den Berg raufführt. Doch nach jeder Wegbiegung ists nur genauso steil wie vorher.
Und da bleibt er stehen, mein lieber Ochse und will nicht mehr.....

Doch er ist so süß. Er hat sich direkt neben eine Sitzbank eingeparkt, zeigend, es sei doch Zeit für eine Pause, auch für mich. So gebe ich sie ihm.
Doch danach müssen wir wieder weiter, uns dem Berg stellen und so kommts zur kritischen Situation, weil Lothar beim Ausparken versucht umzudrehen, Richtung bergab. Kaum kann ich ihn halten und wieder nach oben lenken. Jetzt brauchen wir auch nicht mehr umdrehen. Mehr als die Hälfte scheint geschafft, und da oben scheint es flacher zu werden....
Doch wieder nicht. Es bleibt einfach immer nur extrem steil und so bleibt er natürlich wieder stehen. Der Arme. Kopf nach unten. Ich verlange von ihm, ihn zumindest nach oben zu halten, dann kann er rasten.
Und dann beginnt etwas Neues, Unbekanntes. Lothar beginnt zu laufen! Steil den Berg hinauf. 15m. Dann bleibt er wieder stehen. Ruhe. Auf einmal geht es wieder wie in einen Ruck durch ihn durch und wieder trabt er fast den steilen unebenen Pfad hinauf, weitere 20m. Und so tanzen wir! Laufen, Pause, laufen. Bis wir oben sind und ich fast weinen könnte. Vor Ehre vor meinem Ochsen, vor Scham vor mir selber, weil ich ihn in diese Situation gebracht habe, vor Dankbarkeit es geschafft zu haben.

So etwas kostet. Nicht nur Lothar, sondern auch mich. Die Gefahr, die nicht nur den heutigen Berg betrifft, sondern sich für die nächtsten Monate wieder in seinem Kopf hätte einprägen können, würden wir es nicht schaffen den Berg zu bezwingen. Die Gefahr das Vertrauen meines Zugtieres zu verlieren und seinen Respekt.
Diesen Nachmittag passiert nichts mehr. Lothar frisst noch, aber ich lege mich gleich schlafen.


Montag, 27. Juli 2015

Lothar und Piz machen sich über mich lustig


Es ist Mittag, brütend heiss. Lothar hat seinen wohlverdienten Schattenplatz bekommen und ich auch, um den Schlaf wieder aufzuholen, der mir in der Früh wegen des frühen Aufbrechens geraubt wird. Was anderes kann man eh nicht machen, wenn das Thermometer 34 Grad zeigt und der einzig „kühle“ Ort der Schatten eines Baumes ist.
Also lieg ich grad und schlafe, als Piz sich den Platz hinter meinem Kopf aussucht, um sich auch einen ihrer verschiedenen kühlen Plätze zu verschaffen. Das macht sie, in dem sie sich eine kleine Kuhle gräbt um sich darin einzurollen. Nur das die Flugrichtung des ganzen Grubeninhalts auf mich fliegt, was sie aber nicht zu stören scheint. Erst als ich ein „Hee!“ rufe, begnügt sie sich mit der Tiefe ihrer Kuhle und rollt sich ein.
Nun bin ich natürlich wach und so brechen Piz unfreiwilligerweise (denn ihre Treue lässt es nicht zu mich alleine gehen zu lassen) und ich freiwilligerweise auf um eine Ruine in der Umgebung suchen, die sich aber nicht finden lassen will. Da es eh so heiss ist, ziehe ich es dann doch wieder vor Ruine Ruine sein zu lassen um meinen vorher abgebrochenen Mittagsschlaf fortzusetzen. Also liege ich wieder und bin grad am Einschlafen, als Lothar hinter mich tritt um in der Erde unter den schattenspendenden Bäumen - weshalb auch immer!!- auch anfängt mit den Vorderbeinen zu Scharren. Nur dass er mehr Erdreich bewegt bekommt wie Piz. Und wen dies wohl getroffen hat, könnt ihr euch auch vorstellen. Danke, ihr zwei!
Ach ja und Lothar: Kannst du mir erzählen, wo mein frisch gekaufter 1 kg Laib Dinkelvollkornbrot geblieben ist, welche eigentlich vorne in der Kutsche gelegen ist? Hättest du nicht ein verräterisches Stück Papier liegen lassen, hätte ich gedacht, er sei mir vom Wagen gefallen, so gut hast du selbst die Krümel verputzt!

Sonntag, 19. Juli 2015

verwunderliche Zeit




Wenn ich laufe und ich bin der Wald um mich herum, wenn ich auf den tollen abgelegenen Wiesen, weiter offen sein und mit dem Wind über das Getreide fliegen kann, oder so weit werden kann wie der Himmel über mir, dann ist das mit das größte Glück was ich kenne.
Und das langsame Unterwegs sein hat seine Essenz erreicht.
Dann BIN ich nur. Absolut wach. Nicht mehr und nicht weniger. Ohne Gedanken. Könnte ich jeden Tag so erleben würde ich mich wahrscheinlich irgendwann auflösen in eine einzige Lichtkugel aus Glück.

Freitag, 10. Juli 2015

Problemlose Probleme IV: Unmögliches ist möglich

Irgendwas stimmt hier nicht:

und da auch nicht:

und da schon gar nicht:


Samstag Mittag, wie immer grosse Hitze. Hätte es bisher schon Bauern gehabt, hätte ich schon längst nach einer Wiese gefragt.
Die Kutsche schrappt mit dem linken Vorderrad an einem Stein entlang und auf einmal geht gar nichts mehr. Meine Befürchtungen, ich hätte wie letztes Jahr eine Mutter des Rades und somit jetzt das Rad verloren erweisen sich als zu schön. Das komplette Rad ist ab. Inklusive Aufhängung, d.h: Achsenbruch.
Und das bei über 30 Grad.
Da das viel zu heiss ist um sich wirklich Sorgen zu machen und ich ja auch manchmal aus meinen Erfahrungen lerne, bin ich eher interessiert, wo mich das ganze jetzt wieder hinführen wird. Also binde ich Lothar an einem schattigen Ort an und mache mich auf zur eher ungewöhnlichen Hilfesuche.

Das erste Bauernhaus am Weg erweist sich auf den zweiten Blick als Sanatorium und deshalb als ungeeignet. Beim zweiten Bauernhaus öffnet mir eine Frau mit Lächeln und offenen Augen. Ich scheine richtig zu sein, doch trotzdem kostet es mich natürlich Überwindung sie mit den nicht gerade wenigen Problemen zu belasten. Also die Geschichte: „Unterhalb ihres Hauses auf dem Wirtschaftsweg sei die Achse meines Ochsenkarren gebrochen. D.h. ich bräuchte eigentlich folgende Hilfe: 1. jemand, der mir hilft die Kutsche zu Seite zu schieben, dass auch wieder landwirtschaftlicher Verkehr durchkomme. 2. eine Wiese, wo der Ochse so lange stehen kann, bis die Achse repariert ist und 3. die Vermittlung zu jemandem, der das eventuell tun könne.“

Doch nach dem ersten grossen verständlichen Erstaunen, hatte sie auf ALLES eine Antwort: "Die Wiese könne ich unter dem Haus mit Zugang zum Bach haben - kein Problem. Die Kutsche würden wir erstmal aus dem Weg schieben um dann dem Bauern drei Höfe weiter Bescheid zu geben, der ihnen auch immer alles reparieren würde. "

Und so taten wirs dann auch. Als also die Kutsche verräumt war, kontaktierten wir den Helfer-für-mehr-oder-weniger-alles, der sich als 78 jähriger Altbauer herausstellte. Er sah sich die Kutsche sofort an und sagte, er würde sein möglichstes probieren, wenn wir sie zu ihm an den Hof bringen würden. Eventuell würde er die ganze Achse austauschen müssen.
Daraufhin wurde also die Kutsche auf den Hänger der Familie geladen (denn auch dafür hatten sie eine Lösung). Das ging wegen der drei Räder nur mit vereinter Menschen- und Quadkraft und bei meiner neuen Wiese der gesamte Kutscheninhalt zusammen entladen (äusserst selten, dass Leute einmal querbeet mein ganzes Hab und Gut sehen, mein ganzes Privatleben sozusagen) und nach einer verdienten Mittagspause zu dem Altbauern gefahren. Dieser schweisste sofort zusammen mit seinem Sohn und Schwiegersohn die Radaufhängung verstärkt wieder an die Achse zurück. Und um 4 Uhr nachmittags, war meine reparierte Kutsche schon wieder auf dem Weg zu dem mittlerweile eingezäunten Lothar.

Und so ist Unmögliches möglich geworden: Um 11 Uhr an einem Samstag bricht meine Achse und um 4 Uhr Nachmittags des selben Tages ist alles wieder repariert. Bei mehr als 30 Grad, in einem Tal im Schwarzwald.
Und ich traue mich eigentlich gar nicht noch weiter zu erzählen, dass sich niemand für seine Arbeit hat bezahlen lassen und mir danach noch ein Eis an meine Wiese gebracht worden ist und später noch ein Korb mit Kirschen, Gemüse und Eiern.

Dieser Tag war wieder eine interessante Lektion des Lebens an mich.

Freitag, 3. Juli 2015

SOMMER


Es ist Sommer. So Sommer wie es letztes Jahr nie war. Die Temperaturen steigen auf mehr als 30 Grad. Die Bauern machen Heu um Heu. Jeden Tag sehe ich noch einen neu am Mähen, und verschiebe so die Hoffnung auf ein paar kühle Tage um noch einen weiteren Tag nach hinten. Da kann ich kaum glauben, dass ich noch vor genau einer Woche Eis auf meinem Zelt hatte.
Und mit der Hitze und dem Sommer sind auch wieder die Bremsen da und plagen den armen Lothar Tag für Tag. So eine dünne Haut wie er, scheint kaum ein Tier zu haben. So viele wie sein Blut abzapfen sehe ich an keinem anderen Tier. Dafür ein Pferd weggaloppieren, von genau einer grossen Rossbremse verfolgt, während an Lothar gerade 12 Stück dieser Dinger saugen.
Zu heiss und zu viele Bremsen geht für Lothar vor der Kutsche nicht. Irgendwann, meist gegen Mittag, hat der Gute dann kein Hirn mehr und kann sich weder auf mich, noch auf seine Aufgabe konzentrieren.
So geht es diese Tage gar nicht ohne Bremsenschutzdecke, Schutzfransen für die Augen und die Nüstern und das tägliche Einsprühen mit tiroler Steinöl. Und trotzdem: sie saugen und saugen und stressen ihn. Neben der Hitze. Gott sei Dank hat der so viel Blut im Körper, dass es am Ende des Tages auch noch für ihn selber reicht.

Im Sommer, wenn es richtig heiss ist, müssen wir uns auch wieder auf einen andern Rhytmus und noch mehr Langsamkeit einlassen. Um 4 Uhr aufstehen, grad beim Hell werden, so dass wir um 6 Uhr schon aufbrechen können. Und dann einfach schon wieder Wiese suchen, wenn es zu unerträglich mit der Hitze und den Bremsen wird. Ab Mittag haben Piz und ich dann also „frei“ und können dafür einfach andere Sachen machen. Sachen reparieren, oder die Gegend in Hitze erkunden. Ohne Lothar, d.h. anonym.
Mir tut das auch gut, denn wenn wir nur am Vormittag unterwegs sind, wo die Menschen in der Regel arbeiten und uns dann eine Wiese ab vom Schuss suchen, habe ich mal Pause im Fragen beantworten.
Die Kunst des Sommers ist, in ihm nicht die Qualen für Lothar zu sehen. Da nicht mit zu leiden und konstant angespannt zu sein ist gar nicht so einfach. Doch so ist der Sommer einfach überall für Kühe und Pferde, die ein Leben draussen führen dürfen, daran gibts nichts zu ändern.

Die Kunst des Sommers ist ihn trotz seiner Hitze zu geniessen. In seinem Duft nach trockener Erde, Heu und Getreide. In seinem Gefühl auf der Haut und dem Licht. In seinen ganz frühen Morgenstunden. Und der Zeit, die er mit sich bringt.

So sieht er dann also aus, der Hochsommerlothi:

Freitag, 26. Juni 2015

Wie gings eigentlich weiter mit: Lothars Verweigern am Berg?


Im ersten Jahr unserer Reise habe ich Lothar an einem heissen Tag mal überfordert, woraufhin er sich mir verweigerte und lernte, dass wenn er am Berg rückwärts läuft, ich nichts mehr machen kann. Dies hat er dann an jedem, aber wirklich jedem folgenden Hügel weiter probiert, was ziemlich gefährlich geworden ist. Das Resultat war, dass wir drei Monate keinen Berg mehr gelaufen sind. Konsequent. Danach hatten wir uns wohl so gut zusammengearbeitet, dass er es nicht mehr versucht hat und wir Hügel laufen konnten.
Limitiert wurden die Steigungen aber danach auch noch durch: - im ersten Jahr - die kürzere Haltbarkeit der Klaueneisen, was zu vermeiden war, und - im zweiten Jahr - das halb-aus-den-Schuhen-Schlüpfen der hinteren Füsse ab einem gewissen Grad Steigung, was auch zu vermeiden war, weil es Lothars Kraft reduzierte.

Dieses Jahr hingegen, mit den neuen Schuhen, gibt es diese Limitierung nicht mehr. Und so gehen Lothar und ich in ein neues Kapitel: herauszufinden, wie steil er gehen kann, ohne ihn an den Punkt zu bringen, sich zu verweigern. Und so lerne ich/wir täglich dazu.
Langsam weiss ich, dass er Teerstrassen und Waldwege - eigentlich egal wie steil - sehr gut läuft, solange ich ihn alleine rumkämpfen lasse. D.h. ich laufe mit Abstand vor ihm und er wählt seine eigene Geschwindigkeit und zieht und zieht. Ich darf ihm da nicht dreinpfuschen. Es stört ihn dann mehr, wenn ich neben ihm laufe. Aufpassen muss ich nur, wenn dann Wege abgehen, die weniger steil sind, weil er natürlich ab einem gewissen Punkt lieber dort einbiegt (nur um dann ganz erstaunt zu kucken, dass ich da nicht langelaufen bin). Das gilt aber allgemein nur für kühle Tage. Bei Hitze wähle ich keine sehr steilen Wegstrecken.
Laufen wir hingegen - alles mit Kutsche natülich - steile moosige Wiesenwege, dann ists ziemlich schnell aus. Er nimmt den Kopf nach unten und bleibt stehen, oder versucht Rückwärts zu laufen.
Anfangs dachte ich, dass er einfach nur zu müde, oder zu wenig motiviert sei (eher letzteres). Doch mittlerweile glaube ich, dass ich mir dieses Mehr an Kraft, die eine solche Wegstrecke mit 850 kg Kutsche hintendran bedeutet, gar nicht ausmalen kann (im Vergleich zu Teer und Waldweg). Ein Zeichen dafür war ein verbogener Karabiner am Zugstrang und das Schnaufen und die Anstrengung von Lothar, als ich eine solche steile Strecke nur mit ihm - ohne Kutsche - hinaufging. Ich glaube, dass er einfach schon Mühe hat, seinen eigenen 900kg Leib auf schlechtem Untergrund nach oben zu wuchten. 

Also was mache ich, wenn ich ein solches Stück hoch will?
Wenn es während des Tages ist und wir noch unterwegs sind: nicht laufen. Es gibt andere Wege. Das Risiko ihn langfristig wieder zu verärgern ist zu gross.
Wenn es zu einem schönen Campplatz führt? Das hängt davon ab, wie lange wir dort bleiben wollen. Nur für einen Tag: Kutsche unten stehen lassen und das Wichtigste, was wir brauchen selber hochschleppen.
Aber wenn wir dort länger bleiben dürfen, gar Regen angesagt ist (d.h. mehr Materialbedarf aus der Kutsche und die Kutsche an sich als trockener sicherer Platz für mein Hab und Gut)?
Das hatte ich gerade. Da haben Lothar und ich wieder einiges voneinander und miteinander gelernt. Erstmal habe ich schon vorher Rast gemacht, damit er wieder motivierter ist. Dann habe ich zweidrittel der Ladung abgeladen. V.a. die schweren Fässer und Kisten. Und sichergestellt, dass wir keine Zuschauer hatten, weil wir bei sowas alleine sein müssen. Und dann bin ich mit ihm ganz ruhig in den Berg, und habe - und das war eigentlich das Wichtigste- das Kopf nach unten machen und stehenbleiben, nicht als Verweigerung gesehen, sondern als Ende der Kraft und Pause. Habe ihm verschnaufen lassen, bis er selber wieder den Kopf hochgetan hat. Ich habe ihn aber auch nicht zurückweichen lassen. Und ihn nicht abdrehen lassen. Und dabei NIE die Peitsche an ihm eingesetzt, sondern nur neben ihm, wenn er abdrehen wollte (ihm also den Weg damit zu versperren). Das Führseil habe ich mir - sehr gefährlich ich weiss -  um die Hand gewickelt und mich komplett in den Berg eingekeilt, damit er nicht zurück konnte (klappte nicht immer) und mitgezogen. Und so haben wir auf 6 Anläufe das extrem steile, wiesig-moosige Stück Berg „bezwungen“, muss ich da schon sagen.
Danach habe ich den verschwitzten Lothar erstmal als den besten, tollsten und stärksten Ochsen überhaupt gelobt.  Da ich diese Platzwahl ja für MICH getroffen habe (weil uns da erstmal niemand so schnell sieht) wusste ich auch, was ich dann zu tun hatte:  Lothar abspannen, ihm einen Zaun bauen und grasen lassen und dann alleine für die nächste Stunde wieder in das steile Stück steigen um meine Sachen, die ich unten entladen hatte, selber hochzuschleppen.

Montag, 22. Juni 2015

Die Funklöcher des Schwarzwalds

Sie haben mich jetzt mehr als zwei Wochen ohne Internet gelassen. Dafür bekommt ihr jetzt zwei Berichte auf einmal!

Darf ich auch über Monster schreiben?



Mit der Zeit wird auch die Wanderschaft zum Alltag. Die Erlebnisse werden weniger intensiv, dafür wird das Reisen an sich leichter. Die Probleme rauben mir nicht mehr den Schlaf, ich weiss, dass wir immer irgendwo eine Wiese bekommen und uns die Leute freundlich gesinnt sind. Das Vertrauen in die Tiere ist stark und ich weiss sie in fast jeglicher Situation einzuschätzen.
Und so kehrt er ein, der Alltag. Auch hier, auf der Strasse.

Doch je weniger intensiv das Erlebte, um so weniger habe ich aber leider das Gefühl mich weiterzuentwickeln. Und dann kann es passieren, dass es mir die Tiefe meiner Reise entgleitet.
Und mit ihm tauchen sie wieder auf, die kleinen Monster in mir, die mir ziemlichen Müll in die Ohren reden. Und Gefühle in mir aufsteigen lassen, die ich überhaupt nicht will und deren Sinnlosigkeit mir klar bewusst ist.
Und dann steht er manchmal einfach da: der Neid z.b. oder der Drang nach materiellem Besitz. Nach äusserem Reichtum und nicht nach Innerem und das mit all seiner Kraft und dem elendigen Rattenschwanz, den er mit sich bringt.

Doch kaum steht dieser ungefragt in meiner Tür verschwindet die tiefe Liebe zum Leben aus dem Fenster. Ist weg und davon, im selben Augenblick. Keine Sekunde können Neid und Liebe in einem Raum sein. Und jegliches Gefühl von Getragen sein, Eingebettet sein und in Bewegung sein ist weg. Erstarrt.
Wahrscheinlich hat mich gar schon vorher die Liebe verlassen und damit überhaupt erst Platz gemacht hat für den Neid.

Und dann laufe ich und bin innerlich starr, verkrampft, kalt und zu.

Das heisst ich habe dann nichts: weder das was ich mir denke nie zu besitzen, noch die Offenheit und Lehre, die ich auf dem Weg sonst finde. Fein, toll gemacht, Eva!

Und dazu der erwähnte Rattenschwanz: auf einmal ist mir Lothar zu langsam! Ich treibe ihn an, bin unzufrieden mit ihm („du läufst doch grad nur so langsam um mich zu ärgern!“), das bringt mich noch mehr in meine innere Unzufriedenheit. Und Lothar kehrt sich sofort von mir ab, wird mir fremd. Schaut mich nicht mehr an und ist in sich gekehrt. Und ich ekel mich vor mir selbst.

In diesem Zustand kann ich mir selbst auch nicht mehr erlauben Zeit zu haben. Denke sie nützen zu müssen. Nur äusserlich produktiv natürlich! Alles andere zählt in diesem Zustand nicht.
Ich sehe nicht mehr die Gnade meiner Reise, sehe nicht mehr den inneren Weg in ihr. Und bin dann erstaunt, wenn sie mir von anderen Menschen vor Augen geführt wird.

Der Weg zurück in die Langsamkeit und die Freude ist viel schwieriger und länger und steiniger. Es braucht viel Zeit und Kraft um mich wieder zurück in mich zu bewegen. Und viel viel Willen dazu. Harte Arbeit! Aber dann taucht auch Lothar an meiner Seite wieder auf. Ganz langsam. Er ist da ein guter Spiegel.
Ich wünschte, ich könnte ihn ganz hinter mir lassen, diesen Teil in mir, der auch mal so vermonstert sein kann.


Kennt jemand von euch die 10 Ochsenbilder aus dem Zen Buddhismus (z.B. http://www.azentrix.de/page11/page11.html)? Da hat mich jetzt schon zwei mal jemand drauf aufmerksam gemacht und neulich habe ich sie nachgegoogelt. Und im Bild 4 wird eigentlich genau das beschrieben was ich oben schrieb. Da musste ich schon schmunzeln.

Filprojekt EVA

Der Film ist fertig! Soweit fertig, dass er - wie mir von der Fachfrau erklärt wurde- branchentypisch jetzt erst auf Filmfestivals gezeigt wird, um dann seinen weiteren Weg gehen zu können.




EVA
2015 - EXPERIMENTELLER DOKUMENTARFILM - FARBE - 5.1
LÄNGE: 85 MIN. - DEUTSCH MIT ENGL. UNTERTITELN

Eine junge Frau zieht durch die Lande.
Die Hündin "Piz" und der Ochse "Lothar" sind ihre treuen Begleiter.
Sie setzt einen Fuß vor den Anderen,
während Füchse schreien und Züge vorbei brausen.
Auf ihren sonnenverbrannten, starken Schultern trägt sie unendliche Weite.

Wenn der alte Mond langsam über das Firmament rast,
kommt der Schlaf mit schneeweißer Milch und dunklen Mauern.
Aber Evas Vertrauen ins Leben vertreibt diese Alpträume.
Der Regen verwischt die Grenzen zwischen Ende und Anfang
und die Zeit wächst in knorrigen Ringen um den Ursprung.

"Episch, archetypisch und kraftvoll - diese zeitlose Straße ins Nirgendwo
ist gleichermaßen eine Ode an die Freiheit (der Bewegung) und ein spirituelles
und sinnliches Abenteuer. Aufbauend auf wechselnden Geschwindigkeiten,
wechselndem Licht, Zusammenstössen der Dimensionen, ultra-langsamen Bildfolgen, extrem inspirierten visionären Aufnahmen und den Versen eines isländischen Gedichts aus dem 13. Jahrhundert. 
Ein hypnotisierendes Werk von Melanie Jilg."
Katalogtext Visions du Réel 2015 - Paolo Moretti

Kontakt: kontakt(aet)melanie-jilg.de
weitere Infos: www.melanie-jilg.de


Montag, 8. Juni 2015

Irgendwann in Zukunft

Irgendwann in Zukunft werde ich mal ungefähr zwei Jahre pausieren müssen. Damit mir Lothar ein neues Zugochsengespann (ja, als nächstes sollen es zwei Zugochsen werden) ausbilden kann. Und das möchte ich stationär irgendwo machen, bis deren Klauen gross genug sind in Hufschuhe zu passen und sie stark genug sind, lasten zu ziehen.
Und deshalb stelle ich langsam in die Welt, dass ich dafür einen schönen Ort finden möchte. Wo es möglich sein wird zu leben, zu trainieren und zu arbeiten.

Was für ein Ort dies sein soll ist ganz offen. Es könnte entweder nur eine Wiese sein mit Unterstand für die Tiere, wo ich dann in meiner Kutsche lebe und woanders arbeiten gehe. Oder eine Landwirtschaft, wo es, aus was für Gründen auch immer, über einen längeren Zeitraum gut wäre, wenn noch jemand vielseitig mit anpackt. Aber nebenher eben genug Zeit bleibt, die Kälbchen zu trainieren. Schön wäre es natürlich, wenn auch Lothar auf diesem Betrieb arbeiten dürfte, oder es gar andere Zugtiere gibt.

Neulich bin ich an einem Bauernhofmuseum vorbeigelaufen. Und hab mir gedacht, dass wir auch in sowas gut reinpassen würden, weil ja die Arbeit mit Ochsen und das anlernen neuer Tiere interessant sein kann für viele Menschen.

Nun könnte man ja meinen, dass Lothar eigentlich mit seinen sieben Jahren noch viele Jahre meine kleine Kutsche durch die Welt ziehen könnte. Doch ich selber bin mir da nicht so sicher. Diese Saison hatte er zwar noch keine Probleme mit seinen Vorderfüssen, doch manchmal auch wieder so gestörtes Allgemeinbefinden unbekannten Ursprungs. Weshalb ich nicht sicher bin, ob es nicht langsam an der Zeit wird, sich um seine Nachfolge zu kümmern, solanger er fit genug ist, die Ausbildung für mich zu übernehmen. Lothar kann den Kälbchen einfach durch seine ruhige Art viel schneller Vermitteln vor nichts Angst zu haben und hält sie auch besser, sollten sie mal versuchen durchzugehen.

Als Lothars Nachfolge, nein das klingt zu Schlimm, vielleicht sollte ich besser sagen: Lothars Hilfe, werde ich ungarische Grauviehrinder nehmen.  Mit einer der schönsten Kuhrassen auf Gottes Erdboden, sehr guten, harten Klauen und leichtfüttrig.

Es kommt sehr auf Lothar diesen Sommer an, ob wir schon ab nächstes Frühjahr einen Ort anpeilen, oder erst für ein Jahr drauf.
Wo das sein wird? Falls ihr was hört oder wisst, oder euch eine Idee kommt, egal wie ausgefallen: lasst es mich wissen!

Freitag, 29. Mai 2015

Tune your ox


Bei dem eben erwähnten französischen Zugrinderleutetreffen wiederrum traf ich eine schweizer Bekannte, die jetzt auch die Swiss Boots, also die Schuhe, die Lothar trägt, an ihren Kühen ausprobiert, aber in einer von einem anderen Schweizer weiterentwickelte Version. Diese Schuhe hatte sie auch als Ansichtsexemplar dabei.
Und da hatte ich dann einen Schuh in der Hand, der genau das als Verbesserung hat, was ich mir bei Lothars Schuhen immer gewünscht hatte.
Prinzipiell war ich ja sehr zufrieden mit den Swiss Boots, v.a. mit ihrer Langlebigkeit (ein Satz Schuhe für mehr als 1500km Kutscheziehen), doch bei den hinteren Füssen war ihr Einsatzgebiet eingeschränkt, da deren Klauen beim bergauf Ziehen immer ein Stück herausrutschen konnten und Lothar dann eher auf der Kante lief, als auf der Sohle. Anfangs dachte ich noch, ich hätte die Schuhe einfach nicht gut genug angepasst. Doch egal was ich tat, dieses 1-2cm Herausrutschen konnte ich nie verhindern. Auch im Matsch nicht, wo ich regelmässig auf Schuhsuche gehen durfte.
Herr Balmer hat den Schuhen jetzt ein anderes Verschnürsystem verpasst, was mir auf Anhieb logisch erschien.
Natürlich rief ich ihn am nächsten Tag gleich an. Ob er mir dieses neue System nicht zuschicken könne. Wirklich begeistert klang er nicht, doch willigte schlussendlich ein, nachdem ich ihm meine Situation erklärt hatte.
Einen Tag später jedoch rief er mich an, hatte er in der Zwischenzeit meinen momentanen Aufenthaltsort auf der Karte nachgesehen. Er würde kommen und Lothars Schuhe selber anpassen, wenn Lothar schön die Füße gibt (was er glücklicherweise ja tut). Meine Bedenken, ich könne mir ihn aber nicht leisten (hatte er doch vorher was von zwei Stunden Anreise gesagt!), wischte er mit dem Argument beiseite, er würde es als Ausflug sehen.
Dazu sagte ich natürlich nicht nein und so machten wir einen Termin für den nächsten Tag.

Lothar hat sich dann auch tatsächlich von seiner besten Seite gezeigt. Bevor es ans Schuhe anpassen ging, wurden ihm auch noch die Klauen geschnitten, aber erst nachdem ich mir einen Vortrag darüber anhören musste (durfte?), dass ich sie nicht korrekt schneiden würde. Es hat mich schon einer grossen inneren Überwindung gekostet, Herrn Balmer da machen zu lassen.
Denn selbst wenn ich Lothars Klauen nicht richtig schneide, so weiss ich doch, dass er mir so schon zwei Jahre gute Dienste leistet ohne auszufallen. Wer konnte mir versprechen, dass das mit der anderen Technik auch so sein wird?
Und jeder Klauenpfleger hatte bisher immer seine eigene, neue, andere, bessere Wahrheit über den Klauenschnitt (die sich natürlich mit der Wahrheit der anderen nie deckt).
Zulassen, es mal anders auszuprobieren, konnte ich es dann aber trotzdem, denn ich wusste, dass ich auf der Wiese wo ich war, auch noch ein paar Wochen hätte bleiben können, falls was schief gegangen wäre. Diese Sicherheit habe ich schon gebraucht.    
(Und ich muss im Nachhinein eingestehen, dass seine Klauen jetzt wirklich besser aussehen, aber das schreibe ich nur ganz klein).
Der Hufpfleger war insgesamt 3 h mit Lothar  beschäftigt und hat dann nicht einmal mehr Zeit für einen Getreidekaffee am Camp gehabt, weil er ja wieder zwei Stunden nach Hause fahren musste.
Er hat Lothar und mir ein ganz grosses Geschenk gemacht mit seiner Anreise und der vielen Arbeit. Vielen Dank, Herr Balmer, vielen Dank horseboot.ch

Also was genau ist alles anders?
Die Fotos zeigen jeweils noch den alten Schuh (kleinerer Grösse) im Vergleich (der aber ein bisschen zerknautscht ist vom Transport)




Änderung #1: die hintere Wand ist auf die Hälfte der Dicke runtergehobelt. So ist sie elastischer und verhindert zu starken Druck auf die Ballen (angeblich ohne die Lebensdauer der Schuhe zu verringern. Ich werds sehen!). Auf dem Foto kann man sehen, dass sie so auch individuell anpassen kann (rechts ist mehr ausgebäult als links).

Änderung #2: die V-Förmige Verschnürung hält endlich den Ballenbereich wirklich im Schuh fest, ohne zusätzliches Spiel. Das hat den Vorteil, dass Lothar sich den Schuh nicht mehr beim bergaufziehen halb oder im Matsch sogar ganz abstreiffen kann. Und es hat den zusätzlichen Vorteil, dass der Schuh nicht wie vorher ganz fest an der Klaue sitzen muss, damit er nicht abgeht, sondern im Schuh selber mehr Platz sein darf. Das finde ich natürlich grad für den Paarhufer sehr gut.


Änderung #3: Der Schlitz vorne im Schuh ist weiter geöffnet. Auch das gibt der Klaue mehr Bewegungsmöglichkeit.




Jetzt teste ich die Schuhe gerade seid eineinhalb Wochen ausgiebig mit Lothar. Wir gehen sehr steile Wegstrecken, teils auf ungutem Strassenbelag (frisch gemachte Waldwege mit losem grossen Schotter, unebene, mit Steinen durchzogene Waldwege) und ich mache die Schuhe auch schon in der früh dran, wenn Lothar die Kutsche erst aus einer matschigen Wiese rausziehen muss. Bisher undenkbar, wenn ich nicht den Rest des Vormittags für das Suchen eines Schuhes im Matsch verbringen wollte.
Bisher bin ich von Tag zu Tag glücklicher über die neuen Schuhe, weil Lothar tatsächlich nicht mehr herausrutscht. Kein einziges Mal! Ich möchte aber erst noch mehr Erfahrungen mit ihnen mache, bevor ich euch einen wirklich repräsentativen Bericht geben kann.