Freitag, 29. Mai 2015

Tune your ox


Bei dem eben erwähnten französischen Zugrinderleutetreffen wiederrum traf ich eine schweizer Bekannte, die jetzt auch die Swiss Boots, also die Schuhe, die Lothar trägt, an ihren Kühen ausprobiert, aber in einer von einem anderen Schweizer weiterentwickelte Version. Diese Schuhe hatte sie auch als Ansichtsexemplar dabei.
Und da hatte ich dann einen Schuh in der Hand, der genau das als Verbesserung hat, was ich mir bei Lothars Schuhen immer gewünscht hatte.
Prinzipiell war ich ja sehr zufrieden mit den Swiss Boots, v.a. mit ihrer Langlebigkeit (ein Satz Schuhe für mehr als 1500km Kutscheziehen), doch bei den hinteren Füssen war ihr Einsatzgebiet eingeschränkt, da deren Klauen beim bergauf Ziehen immer ein Stück herausrutschen konnten und Lothar dann eher auf der Kante lief, als auf der Sohle. Anfangs dachte ich noch, ich hätte die Schuhe einfach nicht gut genug angepasst. Doch egal was ich tat, dieses 1-2cm Herausrutschen konnte ich nie verhindern. Auch im Matsch nicht, wo ich regelmässig auf Schuhsuche gehen durfte.
Herr Balmer hat den Schuhen jetzt ein anderes Verschnürsystem verpasst, was mir auf Anhieb logisch erschien.
Natürlich rief ich ihn am nächsten Tag gleich an. Ob er mir dieses neue System nicht zuschicken könne. Wirklich begeistert klang er nicht, doch willigte schlussendlich ein, nachdem ich ihm meine Situation erklärt hatte.
Einen Tag später jedoch rief er mich an, hatte er in der Zwischenzeit meinen momentanen Aufenthaltsort auf der Karte nachgesehen. Er würde kommen und Lothars Schuhe selber anpassen, wenn Lothar schön die Füße gibt (was er glücklicherweise ja tut). Meine Bedenken, ich könne mir ihn aber nicht leisten (hatte er doch vorher was von zwei Stunden Anreise gesagt!), wischte er mit dem Argument beiseite, er würde es als Ausflug sehen.
Dazu sagte ich natürlich nicht nein und so machten wir einen Termin für den nächsten Tag.

Lothar hat sich dann auch tatsächlich von seiner besten Seite gezeigt. Bevor es ans Schuhe anpassen ging, wurden ihm auch noch die Klauen geschnitten, aber erst nachdem ich mir einen Vortrag darüber anhören musste (durfte?), dass ich sie nicht korrekt schneiden würde. Es hat mich schon einer grossen inneren Überwindung gekostet, Herrn Balmer da machen zu lassen.
Denn selbst wenn ich Lothars Klauen nicht richtig schneide, so weiss ich doch, dass er mir so schon zwei Jahre gute Dienste leistet ohne auszufallen. Wer konnte mir versprechen, dass das mit der anderen Technik auch so sein wird?
Und jeder Klauenpfleger hatte bisher immer seine eigene, neue, andere, bessere Wahrheit über den Klauenschnitt (die sich natürlich mit der Wahrheit der anderen nie deckt).
Zulassen, es mal anders auszuprobieren, konnte ich es dann aber trotzdem, denn ich wusste, dass ich auf der Wiese wo ich war, auch noch ein paar Wochen hätte bleiben können, falls was schief gegangen wäre. Diese Sicherheit habe ich schon gebraucht.    
(Und ich muss im Nachhinein eingestehen, dass seine Klauen jetzt wirklich besser aussehen, aber das schreibe ich nur ganz klein).
Der Hufpfleger war insgesamt 3 h mit Lothar  beschäftigt und hat dann nicht einmal mehr Zeit für einen Getreidekaffee am Camp gehabt, weil er ja wieder zwei Stunden nach Hause fahren musste.
Er hat Lothar und mir ein ganz grosses Geschenk gemacht mit seiner Anreise und der vielen Arbeit. Vielen Dank, Herr Balmer, vielen Dank horseboot.ch

Also was genau ist alles anders?
Die Fotos zeigen jeweils noch den alten Schuh (kleinerer Grösse) im Vergleich (der aber ein bisschen zerknautscht ist vom Transport)




Änderung #1: die hintere Wand ist auf die Hälfte der Dicke runtergehobelt. So ist sie elastischer und verhindert zu starken Druck auf die Ballen (angeblich ohne die Lebensdauer der Schuhe zu verringern. Ich werds sehen!). Auf dem Foto kann man sehen, dass sie so auch individuell anpassen kann (rechts ist mehr ausgebäult als links).

Änderung #2: die V-Förmige Verschnürung hält endlich den Ballenbereich wirklich im Schuh fest, ohne zusätzliches Spiel. Das hat den Vorteil, dass Lothar sich den Schuh nicht mehr beim bergaufziehen halb oder im Matsch sogar ganz abstreiffen kann. Und es hat den zusätzlichen Vorteil, dass der Schuh nicht wie vorher ganz fest an der Klaue sitzen muss, damit er nicht abgeht, sondern im Schuh selber mehr Platz sein darf. Das finde ich natürlich grad für den Paarhufer sehr gut.


Änderung #3: Der Schlitz vorne im Schuh ist weiter geöffnet. Auch das gibt der Klaue mehr Bewegungsmöglichkeit.




Jetzt teste ich die Schuhe gerade seid eineinhalb Wochen ausgiebig mit Lothar. Wir gehen sehr steile Wegstrecken, teils auf ungutem Strassenbelag (frisch gemachte Waldwege mit losem grossen Schotter, unebene, mit Steinen durchzogene Waldwege) und ich mache die Schuhe auch schon in der früh dran, wenn Lothar die Kutsche erst aus einer matschigen Wiese rausziehen muss. Bisher undenkbar, wenn ich nicht den Rest des Vormittags für das Suchen eines Schuhes im Matsch verbringen wollte.
Bisher bin ich von Tag zu Tag glücklicher über die neuen Schuhe, weil Lothar tatsächlich nicht mehr herausrutscht. Kein einziges Mal! Ich möchte aber erst noch mehr Erfahrungen mit ihnen mache, bevor ich euch einen wirklich repräsentativen Bericht geben kann.

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