Montag, 28. August 2023

Starkregen

 

Nach über dreissig Grad schlägt das Wetter um und es soll in vier Tagen 180mm Regen fallen. Den letzten schönen Tag verbringen wir auf einer mir bekannten Wiese in Küblis. Nahe dem Fluss der heisst wie die Stadt, wo er in den Rhein mündet: Landquart. Eigentlich waren nur zwei Übernachtungen geplant. Der Untergrund der auch für mehrere Tage ausreichenden Wiese ist hier steinig, weshalb ich beschliesse den Regen hier auszuwarten. Max und Milan, deren Gewicht ich gerade genau weiss, weil ich sie erst kürzlich auf einer Waage hatte, nämlich 920 und 820 kg, würden jede andere Wiese nach so viel Niederschlag in einen erdigen Sumpf verwandeln.

Normalerweise laufe ich gerne bei Niederschlag. Gehören die Strassen doch dann uns allein und die Menschen mit ihren Fotoapparaten sind zu Hause. Aber da geht mir das Wohl der Wiesen vor!

Die Nähe des Flusses macht mir erst keine so Sorgen, sind wir doch ein bisschen weg. Ich mache mein Camp also regendicht und stelle mich ein auf zwei Tage Dauerschlaf im Zelt. Doch in Laufe des grossen Regentages mit 108mm schwillt der Fluss stark an. Wird grau und reissend. Ich kann immer wieder den dumpfen klang eines grösseren Steines hören, welche von den Wassermassen bewegt wird.

Piz und Pepe sind klatschnass. Und unzufrieden. Draussen gibt es keinen trockenen Platz mehr zu liegen. Von unten her! Nicht mal das Vorzelt. Also lasse ich sie doch irgendwann ins Zelt tagsüber schon. Lege es innen aus mit einer Plane und darüber ihre Hundedecken. Das gefällt ihnen dann schon besser. Dass Pepe trotzdem zittert kann ich nicht verhindern.

War es wirklich eine gute Idee zu bleiben?

Je dunkler der Abend, desto unsicherer werde ich. Geht irgendwo flussaufwärts ein Murengang ab, spült es mir die Ochsen weg. So denke ich zumindest. Es wird eine unruhige Nacht. Alle drei Stunden klingelt mein Wecker, der eh nur einen unruhigen Schlaf unterbricht und ich ziehe wieder meine nasse Regenkleidung über und leuchte mir der Taschenlampe zum Fluss hinunter. Regelmässig kontrolliere ich das Internet über die Hochwasser Gefahrenstufe und das Wetter.

In der früh ist noch alles und alle da. Um sechs Uhr schaut es so aus:



Gegen Vormittag laufe ich den Weg zur Brücke hinunter, meinem einzigen Ausgang von meiner Wiese weg und erst da fällt mir auf, dass es, bevor es überhaupt die Ochsen treffen wird, die Zufahrt oder die Brücke wegschwemmen würde. Weit ist es nicht mehr entfernt:


Soll ich doch noch schnell einpacken und einfach weiterlaufen? Wenn diese Brücke weg ist, hat sie für den Ort keine Priorität. Gibt es doch auf der anderen Seite nur zwei Wiesen, einen kleinen im Moment ungewohnten Stall und uns eben.

Also gehe ich hoch zu den Bauern und Frage den Senior, ob er mal schauen kommen kann. Er sollte die Lage ja besser einschätzen können wie ich. Er verspricht zu kommen, kann mich aber schon beruhigen, hab es in den letzten 20 Jahren schon zweimal Hochwasser gegeben, was schlimmer war. Und auch das habe die Strasse und die Brücke überlebt. Schon etwas beruhigter gehe ich wieder zurück. Bis der Bauer dann kommt, gibt es schon die ersten Anzeichen dafür, dass der Pegelstand schon ein klein bisschen gefallen ist!! Und so traue ich mich das Angebot umzuziehen abzulehnen.

Was für eine Erleichterung es ist, den Fluss wieder sinken zu sehen, könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen!

Das war unsere erste Erfahrung mit so viel Regen in kurzer Zeit in elf Jahren. Das ist doch ein guter Schnitt. Jetzt freue ich mich auf eine ruhige Nacht und ein baldiges schönes Wochenende um all meine Zeug wieder trocken zu bekommen.


Sonntag, 20. August 2023

Hochsommer

 

Die stechenden Bremsen (Brämer, wie man hier sagt, aber nicht weiss wie’s geschrieben wird) verschwinden langsam. Die Hitze ist zurück, bleibt und schmelzt mein Hirn weg. Ab späteren Vormittag lässt sichs nur mehr im Schatten aushalten. Max und Milan atmen schwer unter ihren neu spriesende Herbstfell. Hühnchen auch unter der Kutsche. Die Hunde und ich verziehen uns bevorzugt an irgend einen Bach. Bis die Lebensenergien gegen Abend wieder wach werden. Früh aufstehen, früh auf eine Wiese heisst es jetzt wieder. Doch vor halb sechs beginnt der Tag gar nicht mit seinem Licht im August. Vor halb vier muss ich also auch nicht aufstehen. Das reicht aber auch zum müde sein tagsüber. Jetzt sind wir wieder in bekannten Gebieten. Ich freue mich zu sehen, dass wir wieder willkommen sind bei den selben Bauern. Bei den Temperaturen ist es gut, nicht noch Wiese suchen zu müssen.

August ist auch Besuchszeit bei uns, wo immer wieder Leute ein paar Tage mit uns laufen. Gerade ist die Familie wieder abgereist, die uns mit ihren drei Kindern schon letztes Jahr für ein paar Tage begleitet hat. Schön, waren wir entlang des Walensees unterwegs, so gab’s immer wieder eine Abkühlung. Oder zumindest einen wunderbaren Blick auf dieses tollen See mit der schönen Farbe. Nächste Woche kommt schon die nächsten Familie. Das sind immer Auszeiten auch für mich, weil mein Tag so anders ist und viel geteilt werden kann. Hühnchen muss wieder hinten auf der Kutsche reisen, damit die Bank frei ist für Kinder. Max und Milan lassen sich davon schon längst nicht mehr stressen. Sie machen ihre Arbeit wie gewohnt. Diesmal bekommen sie sogar einen geflochtenen Blumenschmuck von den Kindern über ihren Rücken gelegt. Auch das ist Sommer pur.

So langsam heisst es abdrehen Richtung Süden, Richtung Tessin. «Keine Lust», sagt mein Herz und so drehen wir kurzerhand nochmal eine kleine Runde Richtung Norden, wo noch eine Einladung offen ist.




Ein Hühnchen direkt am Walensee ☺️







Mittwoch, 9. August 2023

Zweimal Kutschenschaden



Von Klausenpass runter ist die Strasse öfters recht schmal. Um den Autos das überholen zu ermöglichen muss ich oft ganz rechts fahren. Dabei wurde mir ein Metallpfosten zum Verhängnis. Am Übergang Zugstrang Kutsche befinden sich einige Karabiner und mit meinem Glück an diesen Tag hängt sich einer dieser Karabiner in den Metallpfosten ein. Die Ochsen gehen vorwärts, die Kutsche nicht. Alles Richtung bergab. Patt.

Die Kutsche müsste eigentlich rückwärts gestossen werden um wieder frei zu kommen. Das machen Max und Milan aber in dieser Hangneigung nicht. Ich allein bekomme sie natürlich auch nicht bergauf gestossen und gerade ist auch sonst niemand umernander um mir eine helfende Hand zu geben. Irgendwie schaff ich’s dann trotzdem.

Erstmal glücklich wundere ich mich im Laufe der weiteren Abfahrt über mein und der Ochsen ihr Fahrverhalten. Ständig rempeln wir an irgend ein Hindernis am rechten Wegrand. Noch ein Pfeiler, oder ein Stein (glücklicherweise kein Auto!!). Sind wir nicht mehr fähig die Ausmasse der Kutsche richtig einzuschätzen? Nach dem dritten mal schaue ich mir die Kutsche genauer an und sehe, dass die Ochsen beim ersten Festhängen am Pfosten die Deichsel total nach links verbogen haben. DH, dass wenn Max und Milan an ihrer gewohnten Stelle an der Strassenseite laufen, die Kutsche ein gutes Stück rechts versetzt von ihnen läuft. Deshalb setzen wir sie immer wieder irgendwo dagegen! Glücklicherweise sinds also doch nicht meine Fahrtkünste 🤗.

Bis zum nächsten Parkplatz geht es noch eine Weile, in der wir etwas die Strasse blockieren, weil wir mittig laufen müssen. Gibt aber eh gerade kaum Verkehr.

Dort schaffe ich glücklicherweise das verborgene Deichselende wieder selber gerade zu biegen in dem ich es zwischen anderen Metallteilen der Kutsche einspreitze und so den richtigen Hebel bekomme. Wer hätte gedacht, dass das so einfach geht.

Die Freude währt nicht ganz so lange, da durch das zurück biegen das Metall eine Schwachstelle hat und sich noch einfacher verbiegt wie vorher. Im Grunde ist so eine Metalldeichsel ja eh ein Witz zum verbiegen für zwei Ochsen und jetzt geht’s um so schneller. Bei jedem der leider noch folgenden drei «Rückbiegemassnahmen» rechne ich damit, dass die Deichsel bricht.

Also laufe ich gleich unten im Tal angekommen, bei der nächsten Metallverarbeitenden Werkstatt vorbei, die ich finden kann.

Ich denke, mit Ochsen haben die Arbeiter von Mema Metall in Ennenda am Montag Morgen nicht gerechnet. Doch die Hilfsbereitschaft war gross, der Schaden erstaunlich schnell und sofort behoben und die Ochsen haben beim Warten nicht mal auf den Parkplatz der Firma geschissen. Ich liebe problemlose Probleme.

Geduldige unerschrockene Ochsen. Egal wo. 


Ich weiss nicht einmal, wo ich mir die zweite Kutschenpanne zugezogen habe, denn sie betrifft die Vorderradbremse, die ich zeitweise weniger benutze. Auf irgend einer Alp hab ich wohl die Kutsche über einen Stein gelenkt, so dass diese die Vorrichtung zum Ansteuern an der Achse einfach abgebrochen ist. In Ennenda konnte ich dieses Problem noch nicht lösen lassen, weil mir ehrlich gesagt erst wieder einfallen musste, wie das da unten eigentlich vorher mal ausgeschaut hat.

Leider reagiert die Firma, die die Kutsche ursprünglich mal gebaut hat nicht auf meine Anfrage und ist mir durch meine Hilfe, aber im laufe von ein paar Tagen fallen mir dann selber auch immer mehr Details ein. Und so laufen wir etwas später (diesmal aber immerhin telefonisch angekündigt) bei Landmaschinen Schneider in Mollis vorbei. Auch diese sind glücklicherweise sehr hilfsbereit und nach ein paar Stunden kann ich die Kutsche mit den Ochsen schon wieder holen.



Und schon wieder fertig


Ich bin immer wieder so erstaunt und dankbar über die spontan geleisteten Hilfeleistungen unterwegs wenn wir eine Panne haben. Und glücklich, dass es diesmal die Kutsche getroffen hat, die mit Flex und Schweissgerät zu reparieren ist. Und nicht ein Ochse, Hund, Huhn oder mich.

Vielen herzlichen Dank allen Beteiligten!!!

Dann kann es ja jetzt weitergehen.