Sonntag, 24. September 2023

Der Pass im Flug

 

Schon wieder Ende September. Also sind wir auch wieder auf dem Weg ins Tessin. Dieses Jahr habe ich den San Bernardino gewählt für unsere Rückkehr, war ich doch dort zuletzt vor zwei Jahren.

Wieder habe ich vor, die Zeit auf dem Pass so lange es geht auszuschöpfen und erneut macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Leider.

Zwischen Regen und mal wieder sehr sehr viel Regen habe ich zwei trockene Tage, wovon sich aber nur der erste als wirklich trocken herausstellt. Dafür ist der wieder unglaublich schön. Sind die Ochsen immer schon ein gutes Fotomotiv, so sind sie es bei dem Herbstlicht auf knapp 2000m umso mehr.

Jede einzelne Minute geniesse ich beim Aufstieg und auf unserem gigantischen Platz für leider nur eine Nacht.













Den Pass selber am nächsten Tag erleben wir im Nebel. Aber auch nicht zu verachten. Va sind wir dadurch fast allein auf weiter Flur.









Die nächsten zwei Tage verbringe ich den starkem Regen fast nur im Zelt. Aber schon wieder auf 1600m. Den Platz habe ich diesmal besser gewählt für diese Menge an Wasser. Weg von Flüssen, Bäume für die Ochsen und nicht zu exponiert. Gut, haben wir den Pass gemacht, denn am dritten Morgen sind die Berge um uns herum weiss, das Thermometer zeigt morgens sicher nicht mehr als drei Grad und ich bin froh, haben Max und Milan meine Daunenjacke nicht umsonst den Sommer über mit herum gezogen.


War also schon vernünftig gewesen ihn so schnell zu laufen, wenn’s auch wirklich schade war. Ein ander mal wieder, lieber San Bernardino, und dann mit mehr Zeit!





Donnerstag, 14. September 2023

Meine Tür


Psst. Ganz vielleicht vielleicht habe ich dieses Jahr eine Tür gefunden, um mit dem grössten Stolperstein meiner Reise umgehen zu können: dem Übermenscheln aufgrund dem vielen ungefragt Gefilmt und Fotografiert werden. Auf das Übermenscheln selber werde ich heute nicht mehr eingehen. Darüber finden sich über die letzten 11 Jahre jährlich mindestens ein Blogeintrag zum nachlesen.

Auf jeden Fall war klar, finde ich keinen guten Umgang damit, werde ich mit dem Reisen deswegen – und nur deswegen- aufhören.

Und jetzt, nach so vielen Jahren Wege und Lösungen suchen und ausprobieren und scheitern, scheint einer gekommen, der sich auch nach einen Eva-Weg anfühlt. So wirklich trauen, darüber zu sprechen, geschweige denn schreiben, habe ich mich jetzt lange nicht. Aus Angst, den Zugang wieder zu verlieren und wieder wie vorher dazu stehen. Mit nichts in der Hand gegen das ständige andauernde konsumiert werden ohne « hallo», ohne lächeln oder einem « darf ich bitte..».

Aber wo ist sie auf einmal her, meine Tür? Was ist dieses Zauberding was mir geholfen hat, diese Saison kein einzig mal zu übermenscheln?

Letzten Winter musste ich einmal eine Candida Diät machen. Wer das jemals gemacht hat weiss, dass es Scheisse ist. Über Wochen darfst du nichts essen oder trinken was Kohlenhydrate, Zucker oder Alkohol enthält. Da bleibt nicht viel übrig. Und genau so fühlen sich die ersten Wochen an, als machst du einen krassen Entzug. Dauerhungrig, nie satt, scharf auf alles was Kohlenhydrate enthält. Mehr will ich da drüber gar nicht schreiben.

Was aber komischerweise in dieser Zeit auch passiert ist, ist, dass sich ein Raum in mit geöffnet hat und zugänglich wurde, wo erstmal nur Wohlwollen, Lebensfreude und Liebe vorhanden ist. Das klingt ziemlich platt, ist aber eigentlich der Hammer. Auf jeden Fall konnte ich in diesen Raum gehen, einfach so, wenn ich zB an Sachen gedacht habe, die vorher nur zu einem Gedankenkarussel geführt haben. So muss ich mich zB im Winter mit Menschen auseinandersetzen, denen ich nicht ausweichen kann. Und wenn ich dann an diese Menschen gedacht habe, habe ich mich gezwungen statt dessen diesen Raum zu betreten. Der liegt übrigens im Bereich von meinem Solarplexus. Das bringt natürlich erstmal den Vorteil, dass ich aus dem Gedankenkarussel raus kam, zum anderen, dass es mir gut ging und zum dritten….. ja zum dritten musste ich feststellen, dass sich das Gegenüber auch verändert hat und anders reagiert hat. Nur dadurch, dass ich in diesem Raum war statt im Kopf. Das war wie ein Zauber.

Und so habe ich mir diesen Sommer vorgenommen, dass wenn ich Menschen mit Smartphones in der Hand am Wegesrand stehen sehe, auch versuche in diesen Raum hineinzugehen. In diesen Raum, wo es mir einfach nur gut geht.

Und es funktioniert! 

Es ist aber auch erstmal harte Arbeit dabei. Ich muss mir vor Ortschaften ganz klar vornehmen, dass ich jetzt gleich nicht verkrampfen darf, sondern die neue Methode anwende. Sonst vergesse ich vor lauter Abneigung den Fotoapparaten gegenüber wieder alles, verspanne mich und mache dicht. Jetzt sage ich mir: « oh ein Mensch, schnell gehe in deinen Raum!»

Dort geht’s mir nicht gut, weil…. Das wäre wieder Kopf. Sondern es geht mir gut. Punkt. Einfach das Gefühl. Und damit tue ich mir was Gutes. DH ich mache aus etwas, was mir eigentlich Negativität brächte, etwas positives. Für mich. Und das so oft am Tag, wie ich ein Smartphone sehe, also zum Teil hunderte von Male! Diese hunderte von Male spüre ich jetzt einfach nur Glück, Lebensfreude und Wohlwollen.

Schon erstaunlich. Dass so etwas funktioniert. Und gleichzeitig habe ich mega Angst, dass mir dieser Zugang wieder verloren geht. Nochmal Candida Diät möchte ich wirklich nie nie wieder machen müssen.

Und es ist ein Zauber, was darum herum passiert. Mein Gesicht verdecke zB ich immer noch für alle Menschen, die sich nicht die Zeit nehmen, um nach Erlaubnis zu fragen. Aber vorher hat das niemand interessiert. DH Gesicht verdecken und innerlich verkrampft sein bringt nix. Wohingegen, wenn ich in diesem Raum drin bin und gleichzeitig mein Gesicht verdecke, merken viele Menschen (nicht alle) auf einmal, dass sie was machen, was nicht ok ist.

Und wenn ich es auch mal vergesse oder nicht rechtzeitig schaffe dort hin zu gehen und wieder verkrampfe oder eine blöde Situation ist ( zB eine Frau fotografiert mich aus zwei Meter Abstand frontal ins Gesicht vor meinen Ochsen laufend und führt sich dann so auf, als hätte ich ihr ihr Bild mit meiner Hand ruiniert und lässt noch den Satz ab: « ich fotografiere doch eh nur die Ochsen), dann hilft es sogar im nachhinein diesen Raum zu betreten, um diese Wunden sofort zu heilen ohne Nachwirkungen.

Ich bin immer noch erstaunt über diese Wendung in diesem Jahr. Und so stolz darauf, eventuell einen Weg gefunden zu haben, der nur gut tut, der mich weiterlaufen lässt, der mich stärkt und der sich nach einem Eva-Weg anfühlt.

Es wurden mir über all die Jahre so viele gut gemeinte Tipps gegeben. Wie es doch einfach wäre damit umzugehen. Die kamen aber alle aus dem Kopf und haben nie funktioniert. Das hingegen könnte klappen. Ich hoffe es auf tiefstem tiefstem tiefstem Herzen!!!!


Mittwoch, 6. September 2023

Polizeischutz


Mittlerweile sind wir in Davos. Eigentlich hatte ich angedacht, dort etwas länger zu verweilen, kenne ich doch hier viele Menschen, schöne Plätze und gelegen ist es ja auch so schön! Doch irgendwie ist die Zeit zu schnell vergangen im Vorfeld! Und der Herbst ruft, somit auch das Tessin und die letzten Passüberquerungen vor dem ersten Schneefall. So ziehen wir viel zu schnell schon weiter Richtung San Bernardino. 

Zwischen Davos Glaris und Wiesen gibt es die alte Zügenstrasse auf die ich mich schon lange freue. Sie passiert entlang einer Schlucht und dort ist niemand. Nur Naturgewalten und alte Baukunst. Die Schranken am Anfang und Ende hindern allen motorisierten Verkehr am passieren. Dieser muss stattdessen durch einen langen Tunnel. 

Leider muss ich hören, dass seid einem Sturm im Juli die Strasse nicht mehr passierbar ist. Damit geht uns ein wirkliches Schmuckstück dieser Tour verloren. Doch nicht nur das, der 2,7 km lange Tunnel, der also unsere Alternative ist, ist für Pferde und Viehtrieb verboten. Aber das sind wir ja eigentlich weder noch. Und wieder umkehren und übers Prättigau und dann Chur wäre ein Umweg von einer Woche. Noch dazu sind wir das ja gerade hoch gekommen! Was Tunnel und aufhalten von Verkehr betrifft, habe ich da ja mittlerweile einen sehr grossen «Wurschtigkeitsfaktor», wenn wir irgendwo hin wollen. Wir sind auch ein Teil des Strassenverkehrs!! Ein älterer sogar wie jedes Auto. 

Mein ehemaliger Chef in Davos hat trotzdem lieber der Polizei Bescheid gesagt. Eigentlich war ich dagegen. Ich gab zu bedecken, dass mir die Polizei ja einfach die Durchfahrt verweigern könne mir der Begründung es gäbe ja eine andere Strasse ( für  Autos ein Umweg von einer Stunde, für uns  aber eine Woche). Wegen dem Verbotsschild für Pferde und Viehtrieb. 

Die Polizei war aber sehr froh darüber, informiert worden zu sein. Und bot ein Begleitfahrzeug an. Den Zeitpunkt konnte ich nicht wählen, so wurde der eine Morgen wieder sehr stressig. Mit neuem Besuch mit Kindern mussten wir um halb sieben Abfahrbereit sein, wo es doch nur mehr um viertel ab sechs hell ist! Das war eine grosse Leistung für die Familie für ihren ersten Morgen überhaupt on Tour mit den Ochsen!

Pünktlich um kurz nach acht standen wir aber dann am abgemachte Treffpunkt 100 m vor dem Tunnel. 

Und dann kam auch schon unser Begleitfahrzeug, ein Vw Polizeibus. Mit Hunden und Kindern auf der Kutsche liefen wir von ihm gefolgt in den Tunnel, nachdem die Signallampen im Tunnel noch auf orange gestellt wurden. Ein Zeichen für Gefahr im Tunnel, was ich nicht mal wusste. 

Das Auto fuhr eher gegen Spurmitte hinter uns und hatte seine gelbe Warnlichter auf dem Dach an, so dass jeder entgegenkommende Verkehr schon weit vorne die Geschwindigkeit reduziert hat. Autos hinter uns wurden vorbei gewunken. Bei Lastwagen und Reisebussen hingegen überholte uns das Polizeiauto mit Blaulicht, stoppte den Gegenverkehr, liess den Verkehr hinter mir überholen und reihte sich dann wieder hinter mir ein.

War schon irgendwie ein Event! So viel Lichter, so viel Aufmerksamkeit 🤣. Und das wegen zwei Ochsen, zwei Hunden, einem Huhn und mir. 

Max und Milan haben nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Sind stoisch, aber zügig hinter mir durch den Tunnel und nach knapp 40 Minuten waren wir dann auch wieder draussen. 

Dem  netten Polizisten habe ich eine Karte von uns mitgegeben als Erinnerung. Hinten drauf hab ich geschrieben: «Dankeschön! Für den ersten Polizeischutz in 11 Jahren für uns auf der Strasse!» 

Mir wird es auf jeden Fall in Erinnerung bleiben!