Sonntag, 24. Mai 2015

Pimp your kutsche

Zwei Wochen auf ein und der selben wunderschönen abgelegenen Wiese mit Zugang zu einer Werkstatt. Das hat mich doch dazu veranlasst, mal seid langem fällige Reparaturen an meiner Kutsche vorzunehmen. Anfangs wars nur ein Projekt, schlussendlich wurdens doch drei/vier.
So hat meine Kutsche jetzt neue VORDERREIFEN. Niemand kann behaupten, dass dies nicht nötig gewesen wäre. Gut waren sie bei Abreise schon nicht gewesen. Rechts konnte man das Profil in Platten entlang der Risse abnehmen, die Einblick in das Innenleben eines Reifens gaben. Links gabs gleich gar kein Profil mehr und er war gefüllt mit Reifen-Pilot, also Aufpumpschaum für defekte Reifen. Laut Herstellerangaben sei das nur eine Notlösung und man müsse umgehend die nächste Autowerkstatt für einen Wechsel aufsuchen. Naja, bei mir ist er 1 1/2 Jahre mit dem Schaum gefahren. Doch schlussendlich hat auch uns der Schaum verlassen und der Reifen keine Luft mehr gehalten woraufhin die nett gemeinten Rufe: „Sie haben einen Platten!“, meinen Weg und mein Gemüt pflasterten. Zwei Tage vorher hatte ich netterweise gebrauchte Reifen der selben Grösse aber auf anderen Felgen geschenkt bekommen. Also auf mit Lothar und Kutsche zur Autowerkstatt nach Ehrenstetten. Mein Angebot, die Kutsche einen Tag (zwischen den schicken Autos) stehen zu lassen wurde sofort mit der Aussage: „Das machen wir gleich dann kann das Ding wieder vom Hof“, abgelehnt. Also wurde Lothar für eine halbe Stunde an einen Baum gebunden und die Reifen wurde auf die alten Felgen aufgezogen. Dass einer der neuen Reifen gleich noch am selben Tag einen Platten hatte und ich wieder zur selben Autowerkstatt musste, verschweige ich lieber, sonst wird der Text zu lang. Erstes Projekt abgeschlossen.
so viel Profil hat meine Kutsche noch nie gesehen

Dann war mein toller, heissgeliebter, höchst wertgeschätzter, treuer Wegbegleiter, mein Ofen, durchgerostet! Der Boden schon länger, doch seid diesem Frühjahr auch der Ausgang zum Ofenrohr und die Hinterwand hat schon auf Fingerdruck nachgegeben. Kein gutes Zeichen. Ich dachte, dass sich das von geschickten Handwerkerhänden aber sicher reparieren oder aussteiffen liesse, doch winkten die beiden Männer, denen ich den Ofen zeigte nur ab. „Der ist durch“, hiess es. Aber das konnte doch nicht sein? Was sollte ich da tun? Ohne Ofen weiterziehen? Mongolische Jurtenofen gibts ja auch nicht an jeder Ecke. Nachdem Lothar und Piz und ich also einen Tag ergebnislos die Handwerker von Kirchhofen und Ehrenstetten abgeklappert haben, kam mir glücklicherweise der Gedanke, dass nach Deutschland ja alles importiert wird, also vielleicht auch mongolische Jurtenofen. Und tatsächlich, sogar zwei Seiten fand ich im Internet und eine Mongolin aus Berlin schickte mir auch sofort einen per Post zu. Damit dachte ich, dass auch dieses Projekt abgehakt sei, doch leider kam der neue Ofen zwar mit schickem Muster, doch leider ohne Aschefach und mit zu tiefer Brennfläche. Dafür fand sich aber sofort ein geschickter Handwerker (schade, dass ich den nicht gleich am Anfang gefunden hatte), der mir eine einfache, aber geniale Lösung aus einem gebrauchten Grill hineinbaute.

Angefeuert habe ich den neuen Ofen aber doch erst, als ich mich von dem schönen Platz und somit auch altem Ofen wieder verabschiedet habe. Denn solange ich auf dieser Wiese war, war ich meinem alten Ofen doch aus tiefstem Herzen loyal.

Meiner Kutsche habe ich als nächstes die Seitenwände und die Rückwand erhöht. Vorher haben mich einige Dinge meiner Kutsche eigentlich nur dank straff gespannter Plane nicht verlassen, wenns mal stärker rumpelte. Doch jetzt gäng es auch ohne Plane (werd  ich aber natürlich nicht machen. Wer gewährt schon allen Menschen einfach so einen Einblick in sein privates Wohn-/Schlaf-/Badezimmer mit Küche und Werksatt?). So werde ich natürlich auch versucht sein dem armen Lothi noch mehr Gewicht aufzupacken und wenns nur mehr trockenes Brennholz ist.

Und zu guter Letzt habe ich mich noch mit meiner nicht funktionierenden Bremse gespielt. Und die alte VW- Handbremse durch einen längeren trockenen Eichenholzstab ersetzt, der die Bremsseile auf einer längeren Strecke anziehen kann und dies doch tatsächlich dazu führt, dass die Kutsche gebremst werden kann. Sie ist noch ein bisschen umständlich zu bedienen, aber ich denke Lothar ist trotzdem dankbar. Meist vergess ich eh noch ihre Existenz, weil ich ja nichts anderes gewöhnt war als Lothar als Bremse, doch bei lang abfallenden Hängen setze ich sie schon mal ein. Der Bremshebel hat jetzt so viel Kraft, dass mir sicher was anderes dadurch früher oder später kaputt gehen wird. Die alten Bremsseile z.B. oder das Fichtenholzbrett, wo alles draufmontiert ist, aber auch das wird eine andere Geschichte sein.

Und das war dann auch alles gewesen. Dazwischen habe ich noch meinen Freunden geholfen, Klauen geschnitten, Schuhe angepasst, bin beim Zahnarzt gewesen, hab diverseste Kinder auf Lothar reiten lassen, ich war sogar an einem Tag auf dem französischen Zugrinderleute Treffen gewesen. Insgesamt war es eine wirklich schöne Zeit und ich musste mir tatsächlich schon ein bisschen in den Hintern treten meine Sachen nach zwei Wochen wieder zu packen.

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