Montag, 22. Juni 2015

Darf ich auch über Monster schreiben?



Mit der Zeit wird auch die Wanderschaft zum Alltag. Die Erlebnisse werden weniger intensiv, dafür wird das Reisen an sich leichter. Die Probleme rauben mir nicht mehr den Schlaf, ich weiss, dass wir immer irgendwo eine Wiese bekommen und uns die Leute freundlich gesinnt sind. Das Vertrauen in die Tiere ist stark und ich weiss sie in fast jeglicher Situation einzuschätzen.
Und so kehrt er ein, der Alltag. Auch hier, auf der Strasse.

Doch je weniger intensiv das Erlebte, um so weniger habe ich aber leider das Gefühl mich weiterzuentwickeln. Und dann kann es passieren, dass es mir die Tiefe meiner Reise entgleitet.
Und mit ihm tauchen sie wieder auf, die kleinen Monster in mir, die mir ziemlichen Müll in die Ohren reden. Und Gefühle in mir aufsteigen lassen, die ich überhaupt nicht will und deren Sinnlosigkeit mir klar bewusst ist.
Und dann steht er manchmal einfach da: der Neid z.b. oder der Drang nach materiellem Besitz. Nach äusserem Reichtum und nicht nach Innerem und das mit all seiner Kraft und dem elendigen Rattenschwanz, den er mit sich bringt.

Doch kaum steht dieser ungefragt in meiner Tür verschwindet die tiefe Liebe zum Leben aus dem Fenster. Ist weg und davon, im selben Augenblick. Keine Sekunde können Neid und Liebe in einem Raum sein. Und jegliches Gefühl von Getragen sein, Eingebettet sein und in Bewegung sein ist weg. Erstarrt.
Wahrscheinlich hat mich gar schon vorher die Liebe verlassen und damit überhaupt erst Platz gemacht hat für den Neid.

Und dann laufe ich und bin innerlich starr, verkrampft, kalt und zu.

Das heisst ich habe dann nichts: weder das was ich mir denke nie zu besitzen, noch die Offenheit und Lehre, die ich auf dem Weg sonst finde. Fein, toll gemacht, Eva!

Und dazu der erwähnte Rattenschwanz: auf einmal ist mir Lothar zu langsam! Ich treibe ihn an, bin unzufrieden mit ihm („du läufst doch grad nur so langsam um mich zu ärgern!“), das bringt mich noch mehr in meine innere Unzufriedenheit. Und Lothar kehrt sich sofort von mir ab, wird mir fremd. Schaut mich nicht mehr an und ist in sich gekehrt. Und ich ekel mich vor mir selbst.

In diesem Zustand kann ich mir selbst auch nicht mehr erlauben Zeit zu haben. Denke sie nützen zu müssen. Nur äusserlich produktiv natürlich! Alles andere zählt in diesem Zustand nicht.
Ich sehe nicht mehr die Gnade meiner Reise, sehe nicht mehr den inneren Weg in ihr. Und bin dann erstaunt, wenn sie mir von anderen Menschen vor Augen geführt wird.

Der Weg zurück in die Langsamkeit und die Freude ist viel schwieriger und länger und steiniger. Es braucht viel Zeit und Kraft um mich wieder zurück in mich zu bewegen. Und viel viel Willen dazu. Harte Arbeit! Aber dann taucht auch Lothar an meiner Seite wieder auf. Ganz langsam. Er ist da ein guter Spiegel.
Ich wünschte, ich könnte ihn ganz hinter mir lassen, diesen Teil in mir, der auch mal so vermonstert sein kann.


Kennt jemand von euch die 10 Ochsenbilder aus dem Zen Buddhismus (z.B. http://www.azentrix.de/page11/page11.html)? Da hat mich jetzt schon zwei mal jemand drauf aufmerksam gemacht und neulich habe ich sie nachgegoogelt. Und im Bild 4 wird eigentlich genau das beschrieben was ich oben schrieb. Da musste ich schon schmunzeln.

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