Donnerstag, 2. Mai 2024

Zugtiere, die alt werden

Was macht man mit Zugtieren (oder zB auch Arbeitshunden) wenn sie älter werden? 

Das ist schon eine berechtigte Frage. 

Möglichkeit 1: Erlösen. 

Möglichkeit 2: Altersplatz bei sich oder ausgelagert bieten. Ein Ort, wo das Tier seine Grundbedürfnisse gedeckt hat.

Möglichkeit 3: weiter integriert lassen in seinem gewohnten Leben, mit reduziertem Aufgabenbereich. 

Zu Möglichkeit 1: von Erlösung an diesem Punkt zu sprechen, ist das falsche Wort. Das Wort wird sehr schnell benutzt um die Entscheidung für sich selbst zu erleichtern und zu rechtfertigen. Ein Zugtier, welches Anzeichen von Alter zeigt ist weit davon entfernt «erlöst» werden zu müssen. 

Ich würde es daher eher als «Platz schaffen, Probleme beseitigen» bezeichnen (ein Tier welches alt wird braucht mehr Aufmerksamkeit, Unterstützung, evtl Medikamente usw). Und kommt für mich nicht in Frage an diesem Punkt. Nicht für Max (mit seinem Tick der Muskulatur), nicht für Milan (der im Winter bei Kälte Beschwerden hatte und jetzt seid zwei Monaten schmerzfrei ist) und nicht für Piz, die einfach mittlerweile auch 12,5 Jahre alt ist und ihre Gebrechen hat. 

Zu Möglichkeit 2: Ab dem Moment, wo ich Verantwortung für ein Tier übernehme, übernehme ich es von Anfang bis Ende. Darüber habe viel nachgedacht diesen Winter. Ich habe auch schon herum telefoniert um einen Gnadenhofplatz für die beiden zu finden. Für mich hätte es den Vorteil gehabt, dass ich auf Pferde umsteigen kann. Denn Pferde und Ochsen passen von der Geschwindigkeit her nicht zusammen. Dh ich hätte Max und Milan nicht hinten angebunden mitnehmen können.

Aber es kommt für mich auch nicht in Frage. Im ersten Gedanken, v.a. von aussen betrachtet, erscheint Möglichkeit 2 als logischer und auch schöner Schritt. Nicht mehr arbeiten müssen, Füsse hochlegen usw ist ja auch das, was sich jeder Mensch erstmal fürs Alter wünscht. Doch wie gerne gehen Menschen dann wirklich ins Altersheim, wo es doch eigentlich auch ein Hotelaufenthalt all inklusive, ist?

Für mich wäre es eben ein Abschieben nach so vielen Jahren erbrachter toller Leistung und schönem Zusammensein als Herde. Auch ein Abschieben, weil an einem anderen Ort zwar die Grundbedürfnisse gedeckt wären, aber eben auch nur diese. Fressen und schlafen. Doch Max und Milan kennen so viel mehr als dieses. 

Also bleibt mir nur die dritte Möglichkeit: ich biete ihnen reduziert ihr altes Leben an. Mit junger Unterstützung und einfach angepasst an ihre körperliche Situation. Dh zB weniger Kilometer, mehr Tage ohne weiter ziehen zwischen drin. Je nachdem, wie sie es mir zeigen. Das bringt noch den enormen Vorteil, dass sie mehr Muskulatur und Bewegung haben werden und genau das das ist, was es braucht, um gut älter werden zu können.

Nummer 3 ist  also die einzige Möglichkeit, die in unserem Fall irgendwie logisch ist. 

Dann, wenn Max und Milan wirklich alt sind und nicht nur erste Anzeichen haben (die ich mit 42 übrigens auch schon habe), dann erst kommt für mich die Möglichkeit 2 in Betracht. Nämlich auf die Art und Weise, dass ich für uns alle einen Platz über den Sommer suche, wo wir zusammen sein können ohne unterwegs zu sein. 

Ich weiss, dass ich mich mit dieser Haltung angreifbar mache. Auch damit, dass ich immer ehrlich über den Gesundheitszustand meiner Tiere berichte. Eigentlich könnte ich es auch einfach nicht schreiben, dann wüsste es niemand. Aber mein Blog geht darum, dass ich ehrlich über uns schreibe. Über unser Leben als Herde. Und das Alt werden ist leider auch ein Teil davon. Es ist nicht alles Sonnenschein. 


4 Kommentare:

  1. Hallo Eva,
    ich finde es schön und vernünftig was und wie Du es schreibst. Wünschen sich nicht viele von uns eine Gemeinschaft mit Geben und Nehmen, in guten und nicht so guten Zeiten? Eine Gemeinschaft mit jung und alt, gesund und gebrechlich, Mensch und Tier ... wo jeder für den anderen da ist? Ich freue mich für Dich und Deine Gemeinschaft, dass ihr Euch gefunden habt und uns daran teilhaben lasst !!!
    Liebe Grüße
    Andrea aus Dietersweiler

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Andrea. Schön von dir zu hören und danke für deine Worte. Finde ich eben auch. Gibt es das Geschwisterpaar in Dietersweiler noch, wo wir waren?

      Löschen
  2. Hallo Eva,
    sorry, lese gerade erst Deine Frage ... Nein, leider sind beide schon vor ein paar Jahren gestorben. Der Hof steht seitdem leer, nur die Scheunen wurde vermietet.
    Gruß und alles Gute Euch z.Z. fast Sesshaften
    Andrea.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe es befürchtet. Die Frau hatte so Freude an uns allen. Das werde ich nicht vergessen.

      Löschen