Sonntag, 26. Januar 2025

Wir weiter?


Hallo Mascha,

Ja, wie geht es mir? Wie ging es weiter? Wie geht es weiter?

Eine Woche bin ich nach Max und Milans Tod noch auf unserem Hügel geblieben. Und die grösste vorherrschende Emotion war tatsächlich: ERLEICHTERUNG!

Erleichterung, weil alles gut gegangen ist. Beide sind ohne Stress gestorben. Ich würde nach dem Erlebnis mit Milan in Anhänger tatsächlich das Wort «friedlich» benutzen, auch wenn das schwerlich nachzuvollziehen ist, wenn man nicht dabei war. Allein dieses Erlebnis hatte für mich und die ganze Situation eine heilende Wirkung.

Erleichterung, weil es so viele unplanbare Faktoren gab die, egal wie viel ich alles trainiert habe, nicht abzuschätzen waren.

Zum einen waren Max und Milan schlicht und ergreifend zu gross für den Fangstand. Dh sie konnten dort drin nicht fixiert werden. Dh aber auch, dass sie sich in jeder Situation, in jeder Sekunde hätten entziehen können. Va in dem Moment, wo der Bolzenschussapparat an den Kopf gehalten wird. Da hätte viel schief gehen können. Ein verwackelter Schuss…ich wollte es mir gar nicht ausmalen.

Deshalb so viel Training davor.

Zum anderen konnte ich ja nicht einschätzen, wie viel der zweite Ochse vom Tod des ersten mitbekommt und dann reagiert. Auch wenn er es nicht sieht, die zwei sind sich so nah gewesen. Ihr ganzes leben lang. Wie viel bekommt ein Tier vom anderen auch auf anderen Ebenen mit? Das war eine absolute Ungewisse für mich!!

 Ich konnte auch nicht wissen, ob die zwei sich nicht von Anfang an entziehen, allein dadurch, dass sie meine Emotionen gespürt haben und ob ICH es schaffe mich unter Kontrolle zu halten.

Mein Anspruch war einfach hoch. Wenn ich sie gehen lassen muss, dann soll es der beste Tod sein, den ich ihnen legal bieten kann. Das wollte ich nicht vermasseln. 

 Und nachdem all meine Horrorszenarien nicht eingetreten sind und diese ganzen vielen Monate des tagtäglichen Abschied nehmens an einem Endpunkt angekommen waren , war ich einfach nur erleichtert. Und so so so so so dankbar, dass alles gut gegangen ist.

Die Zeit, nach dem Tod eines geliebten Wesens steht ja die Zeit immer irgendwie still. Wo es physisch nicht mehr da ist, und doch so stark da wie nie zuvor. Und alles ist so klar auf eine besondere Art und Weise. In diesen besonderen Tagen hatte ich den Luxus einfach nur auf unserem Hügel thronen zu dürfen und Abschied zu nehmen. In der Zeit habe ich die Knochen ausgekocht auf dem Feuer und war einfach nur da. Drei Tage davon hat es gepisst. Ich war nass, vermatscht und fettig von der Arbeit. Und hab gefeuert und gefeuert und gefeuert.

Und war froh, dass Max’ Rücken dieses Wetter nicht mehr erleben muss. So wie ich jetzt gerade erleichtert bin, dass Milan nicht mehr unter Schmerzen auf dem unebenen gefrorenen Boden laufen muss.

Und Trauer?

Ich war so viel traurig diesen Sommer, eigentlich den ganzen Sommer lang. Meine Tränen sind alle schon vorher geflossen. Jetzt war ich eigentlich einfach nur da…. Unser gemeinsamer physischer Weg war zu Ende gelaufen.

Und nachdem die Knochen ausgekocht waren, war es auch an der Zeit mein Zelt abzubrechen.

Drei Wochen später bin ich auf grosse Tour gefahren und hab das Fleisch von Max und Milan verschenkt an all den Orten (fast allen, ein paar Regionen fehlen mir noch) wo wir in den letzten 5 Jahren nett aufgenommen worden sind. Und Kontakte aufgefrischt, die Max und Milan einmal ermöglicht haben.

Und dann habe ich die Zeit vor meinen Arbeitsbeginn genutzt um mich vom Leben inspirieren zu lassen, was ich denn jetzt für Möglichkeiten habe. Und für meinen persönlichen Geschmack hat sich viel zu früh eine neue Tür aufgemacht. Und da bin ich durchgegangen .

Und dahinter standen zwei neue Tiere.

Und das ist schön und lässt mein Herz aber gleichzeitig bluten.

Aber das Leben geht weiter.

Mit Max und Milan habe ich intensiv gelebt, wir hatten einen letzten intensiven Sommer zusammen und waren bis zur allerletzten Sekunde intensiv zusammen.

Jetzt geht es weiter.



Ich bin sehr dankbar für das Erlebnis des Todes meiner Tiere mit der mobilen Schlachteinheit. Sie hat ermöglicht den schlimmen Moment des Todes eine ganz friedvolle, heilende Note zu geben. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Er ist dadurch nicht nur stressfrei für das Tier, sondern auch gut zum Abschied nehmen für den Menschen.

Danke dafür, Andreas

Den nächsten Blogeintrag gibt's erst wieder im Frühling, wenn die Arbeit fertig ist, die Reisekasse gefüllt und wir wieder im Zeit schlafen.


3 Kommentare:

  1. Ciao Eva schön wider von Dir zu hören . Ja die Zeit vergeht so schnell und es freut mich das es Dir gut geht. Bei uns ist auch einiges anders da unser Sohn Robby auch nicht mehr unter uns ist. Ja es muss weiter gehen, wenn ich wider in Deiner nähe bin mache ich einen besuch. In der Zwischenzeit alles gute und einen lieben Gruss Emanuel

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    1. Das tut mir leid. Ja, komm vorbei, du weisst ja wo du uns findest.

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  2. Danke, liebe Eva, für dein Zwischenupdate, ich habe mich wirklich urgefreut. Es ist etwas ungreifbares mit der Trauer, und gleichzeitig gut, um so bewusst wie möglich anwesend sein zu können. Das ist ein grosses Geschenk. Ich habe es mit meinem Bruder erlebt, der in der Coronazeit Hand in Hand mit mir und seiner Frau sterben daheim sterben durfte. Ich freue mich sehr zu lesen, dass es eine Tür gibt und was dahinter stand. Das macht Lust um im Frühling wieder von dir und Euch zu lesen. Ich steh hier in Holland mega in den Startlöchern für am Freitag 15 Grad (heute 1). Yee-haa, alles Liebe und bis bald, Mascha

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