Freitag, 18. August 2017


Seid eineinhalb Wochen lieg ich und lieg und lieg. Nach 4 Tagen Krankenhaus mittlerweile im Haus von Freunden, die im Urlaub sind.
Erfreulicherweise ist mir nicht langweilig. Die Zeit ist zwar zäher, dehnbarer, aber wird mir nicht zu viel. Mit dem täglichen sich umsorgen (obwohl ich mich gar nicht ums Essen kümmern muss), Kindern vorlesen, Akkordeon spielen, lesen und schlafen ist der Tag auch schnell rum und hat seinen ganz eigenen Rhytmus gefunden.
Auf meiner Kutsche gäb es viel Arbeit für mich, doch meine Kutsche ist unerreichbar fern. Und die netten Leute, die bisher den langen Weg dorthin auf sich genommen haben, habe ich nur um das Wesentliche geschickt. Denn das ist anstrengend genug, wenn man keinen Ochsen hat, ders für einen erledigt. Zu Wesentlich zählt definitiv mein komplettes Bettzeug, das Akkordeon, damits sicher keine Nässe abbekommt, der Computer und ein paar Kleidungstücke.
Sehr schmunzlen musste ich über mein Patenkind, für den es sehr wichtig war auch alleine raus in mein Tälchen zu ziehen um mir was zu holen. Er bot sogar an den Bollerwagen nach hinten zu ziehen um viel holen zu können. Schlussendlich schnallte er sich aber nur seinen Kinderrucksack um und zog los mit dem Auftrag mir Kleidung zu holen. Nach einer Stunde war er wieder da. Sehr stolz. Als ich den kleinen Rucksack aufmache und die ersten Sachen rausziehe, sagt er: «das ist erstmal noch mein Zeug». Als erstes kam sein Stoffbär zu Tage, dann zwei seiner momentanen LieblingsDVD und dann noch eine Tüte Schokolade, die er auf dem Weg dorthin geschenkt bekommen hat. Damit war der Rucksack schon wieder halb leer. Für mich kam noch 1 TShirt, 1 Pulli, meine blaue Wolljacke, 2 paar Socken und ein paar Unterhosen hervor. Aber immerhin.
Alles andere wartet im Tälchen auf mich und harrt der Dinge. Wenn ich an meinen «Kühlschrank» denke, also ein Fass im Bach, in dem manche Dinge sicher schon ihren Aggregatzustand geändert. Aber das kann ich auch nicht ändern. Und so ist auch mein Lederbearbeitungszeug noch hinten um Piz ein neues Halsband zu machen und der Schulranzen meines Patenkindes, der ein paar neue Nähte braucht.

Ich nehm alles so hin wie es ist und geniesse die Zeit. Lass mich ein auf das was ist. Auf die neuartige, andersartige Langsamkeit und die Stille, die Natur die ich spüre wenn ich aus dem Haus rolle und das Geschenk des Windes, wenn er über mich drüber streicht.
Es in meiner Verantwortung was passiert ist und damit meine ich nicht die äusserlichen Umstände.

4 Tage muss ich noch liegen und dann bekomme ich für 14 Tage einen Vorderfussentlastungsschuh. Mit dem darf ich dann auch wieder stückweise belasten. Und wenn ich damit schmerzfrei laufen kann ohne Krücken, dann kommt ein Leben mit Ochsen wieder in Frage, denn dann komm ich auch wieder hinter in mein Tälchen und kann ihnen Wasser schleppen. Ob sich dies vor meiner Winterpause noch rentiert, weiss ich nur noch nicht.
Anfang Oktober stall ich die Ochsen ja in der Regel ein um die Kutsche und alles was dazugehört winterfest zu machen. Und um zwei Wochen vor der Winterarbeit noch Zeit für Program ohne Ochsen zu haben. Für das brauch ich aber auch einen gesunden Fuss, kanns also nicht in die jetzige Zeit legen.

Lothar, Max und Milan haben den Ortswechsel so hingenommen, als wär es das Normalste von der Welt gewesen und haben sofort ihre alten Muster wieder aufgenommen. Max und Milan liegen im Stall und geniessen es bei Regen nicht draussen sein zu müssen. Und Lothar liegt auf seinem Stammplatz und schaut pünktlich zu Fütterungszeit im Stall vorbei. Eigentlich haben Max und Milan für dieses Jahr auch schon
genug gelernt. Das alles ist beruhigend zu wissen.

nach dem Fädenziehen gestern. Äusserlich hält der Zeh nun wieder von allein. Aber innerlich muss er noch weiter zusammenwachsen

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