Montag, 15. Juli 2019

Eingelaufen


Für die ersten Wochen in der Schweiz habe ich mich ja aufs - für die Schweiz eher flache - Unterland festgelegt, um uns zusammen warm zu laufen. Und herauszufinden, wie die Jungs unter unterschiedlichsten Bedingungen reagieren und wie belastbar sie schon sind.
Da ich mittlerweile doch schon erstaunlich viele Leute im Norden der Schweiz kenne, habe ich einfach die Route nach ihnen grob orintiert. Und je nach Witterung sind wir zu den verschiedenen Anlaufstellen über die Hügel gelaufen oder haben uns eher an die Täler gehalten. Denn bis auf 1000 Meter geht es auch schon nördlich des Zürisees hoch und solche Steigungen sind bei 30 Grad nicht anzustreben.
So liefen wir erstmal ziemlich hoch und runter an der deutschen Grenze entlang Richtung Osten bis nach Kirchberg SG, um dann runter in Richtung Zürisee abzudrehen.
Mit den Steigungen konnten Max und Milan anfangs nicht so viel anfangen. Wieder mal ging viel Energie nur dadurch verloren, dass sie untereinander ausdiskutieren mussten, wer und ob überhaupt die Steigung angegangen wird. Schön, war es Anfang Juni noch recht kühl, so konnte ich sie auf einige «Berge» hoch schicken. Das spielte sich aber alles noch unter 700m ab. Also super zum trainieren. Den einen Hügel hoch und auf der anderen Seite wieder runter und dann wieder hoch.
Das Ausdiskutieren hat sich jetzt -toitoitoi- gelegt. Ich muss ihnen am Anfang vom Berg ihre Zeit lassen, dass sie sich ihm stellen, dh am Anfang gehts ewig langsam. Doch dann zieht -mein ehemals so fauler - Max an und gibt «Tempo» (falls man dieses Wort bei Ochsen überhaupt benutzen darf) und Motivation vor. Milan zieht mit, aber weniger motiviert (mit Ausnahmen. Er kann sich auch ins Geschirr legen!).
Unseren ersten «Pass», auf immerhin knapp 1000 Meter, hab ich mich letzte Woche aber trotzdem nur getraut zu laufen, da ein kühler Tag war. Er lag mir im Vorfeld nämlich ziemlich im Magen! Ich werde nie Lothars Zeit der Verweigerung am Berg vergessen. Diese Erlebnisse haben sich mir in jede Zelle eingebrannt.
Für uns hiess der «Pass», dass wir zum ersten Mal 200 Höhenmeter am Stück laufen müssen.
Aber Max und Milan haben ihn gezogen ohne zu murren!
Also habe ich sie am nächsten Tag gleich noch einen hoch geschickt. Nochmal 200 Höhenmeter, aber diesmal steiler (das war nicht geplant, aber kaum der Karte zu entnehmen). Da hat Max wieder den Zug angegeben und es bis oben geschafft (mit zweimal 5 Minuten Pausen in einer Kurve mit Platz).
Das praktische bei Max ist, dass man ihm sofort ansieht, ob er sich gut fühlt oder nicht. Wenn er erschöpft ist, oder es ihm zu heiss wird (STEPPENrind Max ist ein Sensiebelchen mit Hitze), werden seine Augen klein. Und am Ende dieser Steigung, anders wie am Vortag, war es dann auch so weit. Da hab ich dann, obwohl wir erst zwei Stunden an diesem Tag gelaufen waren, einfach eine Wiese gesucht. Eine lange Pause hätte auch gereicht, aber da es da gerade eh so wunder wunder schön mit Blick in die Alpen war und auch noch super nette Bauern am Wegesrand standen, habe ich ersteres gemacht.
In solchen Momenten bin ich immer so glücklich Zeit zu haben. Sind wir erst zwei Stunden gelaufen? Ist es irgendwo besonders schön? Habe ich den Eindruck eins meiner Tiere  ist nicht 100% fit? Wir halten! Total egal. Auch wenn wir  keine Kilometer schaffen, die schafft man mit Ochsen eh nicht.
Und wenn es auch jeweils «nur» 200 Höhenmeter am Stück waren, so zeigt mir die Kraft und Motivation schon, dass sich in den letzten Wochen was getan hat.

Jetzt laufen wir erstmal noch auf die Südseite vom Zürisee zu meiner letzten Anlaufstelle. Und dort werde ich dann Karten um Karten welzen und überlegen, in welche Richtung wir uns als nächstes orientieren. Ob ich mich schon in die Berge wage, oder lieber noch im Unter und Mittelland bleibe?
Das ist dann nochmal ein Schritt tiefer in das Reisen, wenn es keine Anlaufpunkte mehr gibt.
Und dadurch nochmal ein Loslassen.

2 Kommentare:

  1. Hallo, ja ich habe viele schöne Bilder gesehen von Euch (die Freunden von mir gemacht haben, dä im Tösstal und später als über den Seedamm gelaufen seit). Finde ich toll was Du machst und ich wünsche Dir weiterhin eine schöne und tolle Reise mit Deinen Jungs. Grüessli Conny aus Steg im Tösstal

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