Dienstag, 11. August 2020

Hühnergeschichten

Es reist sich sehr schön in Begleitung von Hühnern. Unkompliziert und nett.  

Und sie sind gar nicht dumm. Machen wir nur eine Frühstücks- oder Mittagspause auf Tour und sie sehen die Ochsen angebungen an einem Baum, bleiben sie immer in der Nähe und lassen sich ohne Schwierigkeiten wieder einpacken und verladen.
Sehen sie jedoch, dass die Ochsen auf einer Wiese grasen, machen sie sich vom Acker und ich sehe sie für 2 Stunden nicht mehr. Dann meinen sie die Welt gehört ihnen, alle Höfe gehören ihnen und alle Gärten. Gestern musste ich sogar mit Erschrecken feststellen, dass sie selbst befahrene Strassen überqueren um noch mehr Höfe besuchen zu können. Nicht, dass nicht auf unserer Strassenseite genug gewesen wären...
Da es in dieser Zeit sinnlos ist sie zu suchen, habe ich mittlerweile aufgehört ihnen hinterher zu spionieren.

Nur einmal bin ich dann doch los, als sie nach einer Stunde nicht zurück waren. Da habe ich beim Wasserholen beobachtet, dass sich eine Gruppe Mädchen daran erfreut hat, sie reihum im Arm zu halten. Das fand ich schön und habe sie machen lassen. Aber irgendwann kamen mir Zweifel, ob sie durch das viele Rumgetrage nicht doch eventuell die Orientierung verloren haben könnten und machte machte mich auf die Suche.

Aber selbst nach mehreren Rundgängen, war von ihnen keine Spur zu finden. Sie konnten sich eigentlich nur auf diesem einen Hof aufhalten, alles andere drumherum war zu weit weg (obwohl ich mittlerweile das auch schon besser weiss).
Auch das Nachfragen bei den im Stall ein und ausgehenden Menschen hat nichts gebracht. Niemand hat sie gesehen. 

Erst die letzte Person fragte mich, wie lange sie schon verschwunden seien und bestätigte mir nach der von mir genannten Zeitspanne, dass jemand sie gefunden und zu den andern Hühnern hinterm Stall gepackt hätte. 

Also los.
Die hinter dem Hof sich befindenen Hühner waren schon für den Abend eingesperrt und als ich durch die Tür blickte, war ich dann doch sprachlos. Drinnen befanden sich lauter braune Hühner, der selben Rasse wie meiner. Sie sahen erstmal ALLE aus wie meine! Wie sollte ich sie da herausfinden?
Beim genaueren hinsehen fiel mir aber ein kleiner Unterschied auf. Die Kämme der Hühner in diesem Stall waren nicht so schön rot, wie die der meinen. Immerhin ein Anhaltspunkt.
Also fing ich an zu rufen. «pieppieppiep», der Essensruf.
Sofort kam eines zur Tür geschossen, ich erkannte es auch als meines, weil es ein kleines bisschen heller ist und so zielgerichtet angeschossen kam. Ich öffnete die Tür und lies das sichtlich erleichterte Huhn raus.
Aber wo war das Andere?
Ich rief und rief. Nichts tat sich. Da mein Zweites auch noch die exakt selbe Farbe hat wie die anderen war es schwieriger. Sollte nur eines hergebracht worden sein? Wo steckt dann das andere?
Irgendwann viel mir auf, dass sich im Hühnerhaus eine Wand mit einem gekippten Fenster befand und ein Gang nach hinten in einen weiterern Raum führte. Dort könnte es also stecken, aber wieso kommt es nicht? Und im Gang in den hinteren Raum sass natürlich ein fetter Hahn. 

Nachdem ich vor 4 Jahren mal mehrmals von einem Hahn angegriffen worden bin, weiss ich, dass das nicht lustig ist. Und jetzt wieder einem in einem engen Gang begegnen? Nein danke!
Also weiter rufen.
Und auf einmal flog ein Huhn durch das gekippte Fenster zu mir. Ich packte es ohne zu überlegen und floh mehr oder weniger aus dem Hühnerhaus. 

Doch war es wirklich meines? Es hatte eben kein besonderes Merkmal, aber einen schönen roten Kamm. Also musste es es ja eigentlich sein. Ich klemmte es mir mit meinem anderen Huhn unter den Arm und machte einfach die Probe, ob es sich bei der Kutsche zuhause fühlt. Und das tat es fraglos! Also war ich richtig gelegen.
War ich glücklich, meine geliebten Hühner wieder zu haben!
Und sie waren auch glücklich, wieder in Freiheit zu sein.

Die zwei sind mittlerweile nach einem Jahr Entlassung aus ihrem Legebetrieb und drei Monaten auf Reisen so freiheitsliebend, dass sie total unglücklich sind, mal in einem Zaun bleiben zu müssen. Mein neulicher Versuch das auszuprobieren endete in unglücklichen Hühnern, die wie Tiger im Zoo stetig die Zaungrenzen abschreiten und bald darauf glücklichen Hühner, als sie gemerkt haben, dass sie Zäune überfliegen können.

Mit ruhigem Essenkochen und Essen ist es jetzt vorbei, da sie immer mitmischen und mitessen wollen. Auch meinen Vorratskisten werden regelmässig inspiziert, ob nicht doch was ausgelaufen ist. Aber so egal. Das ist auch nett.


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