Montag, 1. August 2022

Horizonte

 

Als ich Kind war, wusste ich nicht, dass man mit Kutsche und Tieren auf der Straße ein Leben auf Reisen führen kann und wie glücklich das macht. Es hat ganz viel dazu gebraucht, dass ich überhaupt auf die Idee gekommen bin: Viel Reisen, schon eine etwas andere Familiengeschichte, ganz viel aufs Maul fliegen und Auseinandersetzung, ein Studium der Bildhauerei und viele viele Unfälle, die mich immer mehr auf diesen Kurs gebracht haben. Und dann natürlich die richtigen Menschen zur richtigen Zeit. Anders gesagt: um auf diese Idee zu kommen ist schon viel Energie „umgesetzt“ worden und Zeit vergangen, meinen Horizont so weit zu erweitern. Und nochmal mehr Jahre, es umzusetzen und zu sehen, dass es funktioniert und was es für einen Menschen aus mir macht.

Jetzt reise ich seid 10 Jahren. In diesen 10 Jahren habe ich ungemein viele Kinder kennen gelernt. Kinder der Bauersfamilien, bei denen ich nach einer Wiese gefragt habe, Kinder von FreundInnen von mir. Sie haben uns gesehen und erlebt. Alle Tiere und mich. Diese Kinder haben jetzt schon in diesen jungen Jahren diese Möglichkeit zu Leben innerhalb ihres Horizonts.

Wie oft habe ich mittlerweile von Eltern den Satz gehört, dass ihre Kinder jetzt auf die Frage, was sie später mal machen wollen, antworten: mit Pferden und Kutsche zu reisen. Selten mit Ochsen, aber das kam auch schon vor. Letzte Woche habe ich jetzt von einer Bauerstochter gehört, deren Eltern ihr tatsächlich ein Kalb kastrieren lassen mussten und sie eine Weile mit ihm immer spazieren gegangen ist.

Das hat nicht lange angehalten. Ist aber gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass dieses Mädchen ihren Horizont jetzt schon so weit gesteckt hat, dass ein solches Leben im Rahmen des Möglichen liegt. Ohne diese Kämpfe, die ich dafür austragen musste. Wenn jetzt dieses Mädchen im Laufe ihres Lebens durch ihr eigenes Schicksal ihren Horizont erweitert, wie weit ist der dann erst draußen?


2 Kommentare:

  1. Hallo Eva es ist immer wider schön von Dir zu hören, ja das Reisen ist etas sehr schönes. Hoffe es geht dir gut und auch Max und Milan und Hunde und Hüner, das Ihr nicht zu viel leidet an der Werme. Also viele Liebe Grüsse Emanuel

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  2. Liebe Eva!

    Wahnsinn - 10 Jahre schon. Ich finde es so toll, dass wir uns kennen gelernt haben.
    Es hat sicher viel Energie und Mut gebraucht, diesen Lebensweg zu gehen. Und es ist sehr wichtig zu zeigen, dass es viele verschiedene Arten gibt, das Leben zu leben. Danke für deine Freundschaft.
    Ganz herzliche Grüße von Margit

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