Tomtes Fuss ist wieder gesund! Nach sieben Wochen Zwangspause, zweimal Antibiotika, viel schmieren mit Zugsalbe und zweimaligen Austreten von Eiter, ist der Hinterfuss jetzt komplett abgeschwollen, verheilt und endlich wieder genauso warm wie sein anderes Bein. Und somit ist Tomte wieder einsatzbereit.
Als nächstes hätte ich zwei Projekte für ihn, die ich gerne angehen möchte. Entweder ihn reiten oder einspännig an der Kutsche anlernen. Aber erstmal schaue ich, ob das bis jetzt Gelernte noch sitzt: Schuhe anziehen, Geschirr anziehen und ihn laufen lassen mit etwas Gewicht zum ziehen (im jetzigen Fall mit meiner Mutter an den Zugsträngen hängend).
Es zeigt sich: er hat gar nichts verlernt! Gar nichts! Es scheint sich eher in seinem Kopf nochmals gefestigt zu haben über die Zwangspause hinweg. Beim ersten bergauf ziehen mit Gewicht will er noch ausweichen, doch dann schaltet er im Kopf um und ist nur noch fleissiger, konzentrierter Zugochse. Das ist wirklich eine Augenweide zu sehen. Er scheint einfach wieder Freude daran zu haben, dass ich etwas mit ihm mache.
Da Lucia am Wochenende kommt und dann vielleicht erstmal nicht mehr, entschliesse ich mich spontan, ihn für das einspännig Fahren vorzubereiten. Denn dabei kann sie helfen.
Was für Vorbereitungen braucht es? Die Kutsche muss mit einer Einspännerdeichsel ausgerüstet werden, der Schere, und die muss Tomte kennen lernen. Er muss ungestresst schön in ihr stehen können, allein deshalb, weil das Geschirr und die Zugstränge für diesen Deichseltyp anders eingestellt werden müssen. Mit ihm drin stehend, damit die Masse stimmen.
Das erstmalige hinein treten lassen in eine Schere und dann stehen bleiben im richtigem Moment ist wirklich Geduldssache.
Also ist die erste Trainingseinheit eigentlich nur: stehen bleiben in Ruhe. Nicht schon das Aufheben der Deichsel, nicht schon das Anpassen des Geschirrs. Einfach nur ruhig stehen. Das habe ich ganz klar im Kopf. Und wie es manchmal so ist im Training mit Tieren: je einfacher und klarer du selbst in deinen Gedanken bist über das was du tun willst, desto besser und schneller funktioniert es. Es ist eigentlich der erste Trainingsschritt für DAS TIER, dass der/die TrainerIn klar und ruhig in ihren Gedanken ist.
Und Tomte in seiner neuen Freude, dass sich wieder mit ihm beschäftigt wird, macht auf Anhieb das stehen bleiben richtig. Also zB durch den Zaun führen, Strick an Boden fallen lassen, ihm das Signal zum stehen geben und dann allein zurück gehen und den Zaun wieder schliessen ohne dass er sich in der Zwischenzeit bewegen darf. Oder in die Schere mit den Vorderbeinen rein treten und dann erstmal stehen bleiben. In etwas Neuem, an einem unbekannten Ort. Das klingt nach wenig, bedeutet aber viel. Das stehen bleiben war vor und während dem Reisen nie seine Stärke. Aber jetzt geht es. Er bekommt so viel Lob. Das ist wirklich Höchstleistung für seine Konzentration!!
In den nächsten zwei Tagen kann ich dann die Deichsel an ihm dran befestigen und das Geschirr einstellen. Und einfach das ruhige Stehen üben mit allem drum und dran befestigt. Damit als aller Erstes der Akt des Stehens in seinem Kopf mit der neuen Deichsel verbunden wird und nicht das Laufen.
Als dann am Samstag Lucia da ist zum helfen klappt erstmal nichts mehr so gut wie die Tage vorher. Liegt es daran, dass Tomte durch die Anwesenheit seiner wirklich geliebten Lucia abgelenkt ist, oder liegt es daran, dass ich durch die Anwesenheit einer weiteren Person nicht mehr so fokussiert bin? Auf jeden Fall braucht es wirklich viel Zeit, bis er überhaupt angespannt ist. Doch dann steht er drin und darf wieder erstmal nur stehen. Und dann wird aus einem ersten Schritt als Zugtier mit Kutsche, wieder warten, und schrittweise immer weiter, ein flüssiges ruhiges Ziehen….Durch die Baustelle neben unserer Wiese hindurch und auf kleinen Strässchen weiter. Tomte hat wirklich einen guten Willen und Talent. So beschleunigt er, wenn es etwas bergauf geht und verlangsamt, wenn es etwas bergab geht. Von sich aus !! Genau so wie ein gut ausgebildetes Zugtier es tun würde. Er ist so ein Streber, dass ich es sogar wage ganz am Schluss noch eine 360 Grad Kehrtwendung mit ihm zu machen, die er einfach nur perfekt meistert. Und das ist schwierig, weil er seinen Körper durch die Deichsel nicht so in einer engen Kurve drehen kann, wie er es natürlicherweise tun würde.
So ein Training macht Spass!!