Sonntag, 20. September 2020

7 Jahre ohne Polizei

….und jetzt gleich zweimal innert einer Woche.

Ich muss zugeben, die Wahl, nach Andermatt hoch zu laufen an einem Sonntag, war nicht die klügste Entscheidung. Va wenn man noch hinzu bedenkt, dass es erstmal das letzte schöne warme Wochende sein wird. Eigentlich wollte ich dort auch erst morgen, also am Montag laufen, aber dann sind die Jungs gestern so gut gelaufen, dass es doch auf Sonntag viel.

Von unserer letzten Wiese bis nach Andermatt hoch, sind es wahrscheinlich nur acht Kilometer. In denen windet sich die Straße aber kontinuierlich den Berg hoch. Von Andermatt aus hat man dann die Qual der Wahl aus drei Pässen: über den Gotthard ins Tessin, die Furka ins Wallis, oder den Oberalppass nach Graubünden. Und all die Autos die dort hin wollen oder her kommen sammeln sich auf der Straße, die jetzt von einer ewig langsamen Ochsenkutsche blockiert wird. Es hat wirklich viel Verkehr.

Nach der ersten Galerie, noch nicht weit oben, schaltet ein überholendes Polizeiauto die Warnlichter an und fährt vor mir an den Straßenrand. Aus steigen zwei Polizisten mit dem üblich höflichen freundlichen Gesichtsausdruck. « Finden sie es wirklich eine gute Idee, hier hoch zu fahren?», fragt der eine.

Ich antworte, wenn er mir eine andere Straße anbieten kann, nehme ich sie gerne. Ich könne hier nicht weiter fahren, wird mir erklärt, sondern müsse vorne auf den Fahrradweg.

Auf meine Frage, ob er sich sicher sei, dass wir da überhaupt durch passen, antwortet er mit »ja».

Und darauf, ob er denn mit seinem Auto durch passe, mit « nein». Dann passen wir da auf keinen Fall durch! Der Polizist fügt aber an, dass erst gestern ein Mann mit drei Eseln und Kutsche durchgepasst hat. Auf meine Nachfrage entpuppt sich die «Kutsche» aber als kleines Wägelchen. Weiter sagt er, ich müsse hoch und mir das anschauen.

Schlussendlich, nach gefühlten 20 Minuten, in denen der eine Polizist dem anderen innert zu erklären scheint, wie wir fahren müssten, und dass wir da durch passen, entscheiden sie sich hoch zu fahren und es sich anzuschauen. Und Max und Milan, Piz und Pepe, die Hühner und ich treu hinterher.

Auf den ersten Blick ist Gott sei Dank auch ihnen klar: wir passen da nie hinein.

Während ich meine ruhige Miene weiter aufrecht erhalte, bin ich innerlich nicht so ruhig. Wenn die Polizei wirklich will, kann sie einen Grund finden, um mich an der Weiterfahrt zu hindern. Der eine Polizist fängt doch glatt auch noch an, in einem Rechtsbuch/Straßenverkehrsordnung? zu blättern. Auf der Suche nach was??

Währenddessen unterhalte ich mich mit dem anderen Polizisten. Erzähle über die Länge meiner Reise, die Pässe, die wir schon gelaufen sind, und auf Nachfrage auch über die Bremsen und die Beleuchtung der Kutsche. Genau in dem Moment fällt mir ein, dass mein eines Hinterlicht (es handelt sich ja eh nur um kleine Fahrradrückleuchten, ich weiß ja nicht, ob sie das nicht nur zum Lachen bringt) seid kurzem kaputt ist. Aber schon sehe ich den Polizisten nach hinten gehen…

Erstaunlicherweise kommt er zufrieden mit seiner Inspektion zurück und sagt etwas zu seinen Kollegen, von dem ich nur: »sie hat sogar…» verstehe. Meine Güte, hab ich ein Glück!!! Was es wohl war? Mein schönes großes Dreieck hinten drauf? Daraufhin klappt der andere Polizist auf jeden Fall sein Buch zu und sie einigen sich darauf, mich weiter ziehen zu lassen. Natürlich mit der Auflage aufzupassen!!

So schnell, wie es unserer 2 km/h zulassen, machen wir uns vom Acker.

Die Polizisten überholen uns noch zwei Mal. Jeweils habe ich wieder Glück. Einmal stehe ich gerade neben der Straße und habe vor kurzem schon alle Autos vorbei gelassen, lasse die Jungs gerade noch ein bisschen rasten. Ein anderes Mal sind nur zwei Autos hinter mir. Die Kolonne, die sich während der langgezogenen Rechtskurve aufbaut, bekommen sie Gott sei Dank nicht mit.

Insgesamt bin ich aber überrascht, wie wenig ich an die Seite fahren muss, weil sich hinter uns zu viele Fahrzeuge anhäufen. Trotz dem vielen Verkehr können sie immer überholen (auch, weil Max gerade rechts läuft und wir deshalb schön rechts an der Straßenkante kleben). Das sage ich mir immer zwischen rein. Und natürlich auch, dass wir jedes Recht haben diese Straße zu benutzen. Und dass sich wegen des vielen Verkehrs auch auf der Gegenfahrbahn Kolonnen bilden, ohne dass wir was damit zu tun haben.

Einmal rieche ich dann aber doch die Kupplung eines vorbei fahrenden Autos und nehme mir vor, das nächste Mal besser auf den Wochentag zu achten.

Aber trotzdem: Polizei? Bei den vorbeifahrenden Autofahrerrinnen und-Fahrern sehe ich zu 95% nur sehr freudige Gesichter. Das muss uns die Polizei erstmal nachmachen.


1 Kommentar:

  1. Ja, die Polizei hätte dich ja eskoretieren können! Du hast genauso das Recht auf der Strasse zu sein wie alle andern Sonntagsausflügler. Man sieht halt keine Fuhrwerke mehr auf unseren Strassen. Eigentlich schade, entschleunigen tut ja so gut. Herzliche Grüsse, Markus

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