Montag, 6. Juni 2022

Die Kutsche pausiert

 

Jetzt sind wir wieder in der Region von Zürisee. So schön wie es im Appenzellerland war, so schnell hat es uns auch wieder ausgespuckt. Wirklich groß sind die Halbkantone ja nicht. Es war geprägt von einem stetigen auf und ab auf kleinen Seitenstraßen und fast ausschließlich behornten Kühen neben dran. Da hat es in mir aufgeatmet. Es gibt sie noch. Und eben die Menschen dazu, die den Umgang mit ihnen wissen und sich nicht auf ein Enthornen einlassen um ein paar Tiere mehr im Stall halten zu können. Das hatte ich ehrlich gesagt schon kaum mehr vermutet.

Um den Zürisee sind wir ja im 2019 schon mal gelaufen. Und auch zwangsweise an einem Ort hängen geblieben, weil es Milan nicht gut ging. Damals hatten wir ja das Glück an einem Ort zu stranden, wo ein Bauer war, der spontan helfen wollte und auch Freude daran hatte uns bei sich zu haben, egal wie lange. In einer Situation, wo ich nicht bleibe, weil es mir gefällt oder sich die Gelegenheit bietet, sondern weil wir bleiben MÜSSEN, ist das von unbeschreiblichem, unbezahlbaren Wert.

Natürlich habe ich mich jetzt bei ihm gemeldet als wir in die Region einfuhren, eigentlich um kurz „Hallo“ zu sagen. Aus dem „Hallo“ sind jetzt schon eineinhalb Wochen geworden. Denn diesmal habe ich gemerkt, dass ich etwas zurück geben kann. Leider ist der Bauer seid einem halben Jahr gesundheitlich angeschlagen und mit der Arbeit dadurch im Verzug. Zum Beispiel mit dem Zäunen auf der Alp. Deshalb helfen wir jetzt. Fahren fast täglich mit oder ohne ihm auf seine Alp und ziehen Meter um Meter Zaun. Max und Milan haben derweil Pause. Fressen sich voll. Und ich kann nebenher etwas Alpluft schnuppern. Was ich ja sowieso so gerne mache. Und eigentlich den ganzen Sommer über tun würde, wenn es nicht noch schöner wäre, mit den Ochsen zu reisen.

Die Alp ist ziemlich nass, sehr verwinkelt und ohne Zufahrt. Dh nur um zum Arbeiten anfangen zu können muss man nach der Anfahrt, noch mindestens eine halbe Stunde steil den Berg hoch. Oder mehr, je nachdem. Es gibt viel Gras und viele Bremern. Mehr als hier am See. Viele Bäume, selbst Ahorn (die Alp liegt denke ich in Schnitt auf 1300m), viel Sumpf, viel matschverschmierte Kleidung, schöne behornten Rinder. Alles unter einen großen Felswand, bzw einen Berg, der steht's zu wachen scheint über alles was passiert.

Derweil sind die Ochsen ja im Dorf kaum zu übersehen. Da ich so viele Tage da bin, entsteht ein Kontakt mit ganz vielen Leuten. Und wir werden versorgt, von links und von rechts und von überall. Mit Leckereien, Brennholz, Hundefutter, Waschmaschine… und ganz viel Gesprächen. Das ist so nett zu erleben! Dankeschön!

Der Bauer bedankt sich auch viel. Es scheint, dass ihm gar nicht bewusst ist, was für ein großes Geschenk er mir vor drei Jahren gemacht hat.


7 Kommentare:

  1. Toll zu hörebn das es Euch gut geht. Viele Grüsse Emanuel

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  2. Ganz liebe Grüße aus der Steiermark - schön zu sehen, das es euch gut 😊😊🙌

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    1. Hallo Margit. Freut mich von dir zu hören. Weißt du, dass wir unsere 10. Saison haben? Und in der 1. waren wir bei euch 🤗

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    2. Wow - 10 Jahre schon - unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Ich kann mich so sehr gut an diese Wochen erinnern - schön war‘s! Habe auch noch herrliche Erinnerungsfotos.😊🙌

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  3. Hallo Eva Scheinst, du bist ja momentan gerade unter uns. Brauchst du noch Hunde Futter, dass mein Hund nicht mehr fressen möchte?

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    1. Sch... Wörterbuch, ich meinte natürlich Scheinrost und nicht Scheinst. Kannst dich gerne bei mir melden, wenn du Hunde Futter brauchst.

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    2. Hallo. Wir sind mittlerweile weiter gezogen und auf der Sattleg. Und das fast immer ohne Empfang. Aber danke fürs Angebot!

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