Freitag, 6. Juni 2014

Zum ersten Mal unfreundlich

Vorbemerkung zu meiner Geschichte: Ich weiss nicht, ob man es sich - ohne es erlebt zu haben - vorstellen kann was es bedeutet mehrmals täglich ungefragt fotografiert zu werden, Tag für Tag, Monat für Monat. Und wie es sich anfühlt, wenn man das „Klick“ vom Auslöser hört, obwohl man vorher gerade höflich drum gebeten hat nicht fotografiert zu werden.


Hier die Geschichte:


Ich persönlich bin der Meinung, ein sehr höflicher Mensch zu sein. Ich hoffe das stimmt auch in Wirklichkeit. Aber ich glaube schon, denn um mich dazu zu bekommmen wirklich unhöflich zu sein und ein böses Wort zu sagen, braucht es einiges.  Ein Mann am Wegesrand hat dies nun neulich geschafft.
In letzter Zeit fahre ich manchmal hinten auf der Kutsche mit. Den Anstoss gab Lothars erstaunliche schnelle Geschwindigkeit dank seiner Hufschuhe - nur bei kalten Temperaturen versteht sich. So kam ich doch auch auf den Geschmack dieser neuen Perspektive.
Egal, auf jeden Fall sass ich auch mal wieder auf der Kutsche an dem Tag, an dem die Passauer Neue Presse einen grossen Artikel über mich gedruckt hatte, mit viel Offenheit über mein Leben meinerseits und zwei wirklich schönen Fotos. Die PNP scheint in dieser Region JEDEr zu lesen und so war die Aufmerksamkeit recht gross und das Bedürfnis ein Foto zu schiessen noch grösser als sonst (was ja eigentlich kaum möglich ist). Auf jeden Fall sah ich es persönlich nicht ein für noch mehr Fotos zur Verfügung zu stehen, wenn doch ein so Schönes an diesem Tag in der Zeitung veröffentlicht war.
Als nun wieder ein Mann am Strassenrand stand und seine Kamera schon parat hatte, rief ich ihm entgehen, er solle sich das Foto BITTE aus der Zeitung ausschneiden, ich möchte nicht noch mehr fotografiert werden. Darauf erwiederte er, es sei so jetzt aber viel schöner. Weiter sah ich es in seinem Gesicht arbeiten und arbeiten, er hebt die Kamera an sein Gesicht und schiesst ein Foto von uns. Danach sagte er: „Na schau, is scho vorbei, war doch gar net so schlimm...“
Dieser letzte Satz hat mich dazu gebracht ihn nüchtern als „Arschloch“ zu betiteln. Fremd klang das Wort aus meinem Mund.


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