Freitag, 18. Juli 2014

Traurige Tage


Gleich nach meinem Diplom als Bildhauerin habe ich mich auf Wanderschaft begeben. Zunächst noch ohne Tiere, nur mit einem kleinen Wägelchen, auf den mein Rucksack geschnürt war. Diese Reise hat mich u.a. durch Österreich, ein bisschen Slowenien und dann Ungarn geführt. Dort hatte ich dann einen Platz und Menschen getroffen, der für die nächsten 7 Jahre mein Ankerpunkt wurde.

Wirklich sesshaft war ich auch in diesen Jahren nicht. Immer ein paar Monate da, dann wieder dort.
Ein paar Monate im Jahr aber sicher immer in Ungarn und dort habe ich eine kleine Landwirtschaft mit aufgebaut. Das gute an dem Platz war, dass ich mich ziemlich ausprobieren konnte im Bauen mit Holz, ob Unterstände für die Tiere oder eine Sauna, im Umgang mit Pferden, Schafen, Ziegen und Schweinen, meinen Ochsen natürlich und auch im Bereich der eigenen Nahrungsherstellung, ob Käsen, im grossen Gemüsegarten oder im späteren Verlauf dann im Schlachten von eigenen Tieren. Alles Abgerundet vom Leben in der Jurte. So schön wie das alles klingt und äusserlich auch war, war es aber von der menschlichen Seite her nie einfach und innerlich fühlte ich mich immer so, als würde ein wichtiger Teil von mir verkümmern.

Aber egal wie es mir ging, ich wusste die ganzen Jahre, dass egal wo ich mich mal wieder aufhalte um was anderes zu lernen: nach Ungarn kann ich immer kommen, bin willkommen und kann dort sein und arbeiten.

In dieser Zeit wuchs auch der Wunsch nach einer mehrjährigen Wanderschaft mit einem Ochsen bis er schlussendlich gross genug war, alles was ich in den letzten Jahren mit aufgebaut hatte zurückzulassen.

Noch im ersten Jahr meiner, nein da wars ja schon unsere Wanderschaft, also Lothars, Piz‘s und meiner, hätte ich noch dorthin zurück können, obwohl ich für mich die Abreise von dort immer als endgültigen Abschied gesehen habe, auch wenn die ungarische Seite sich geweigert hat es so zu sehen.

Seid drei Wochen weiss ich jetzt, dass eine Rückkehr auf diesen Platz auch von dortiger Seite nicht mehr möglich ist.
Das heisst also, das es diesen Anker, der mich auch 7 Jahr mit getragen hat durch all meine Projekte, jetzt entgültig nicht mehr gibt. Ohne kleinstes Hintertürchen.
Und das macht die Tage im Moment nicht wirklich einfach für mich. Nochmal Abschied zu nehmen - entgültig - von diesem Anlaufpunkt zu dem ich nicht mehr zurück wollte, der mich aber so lange begleitet hat.

Aber auch hier lässt mich das Leben nicht im Stich. Es lässt alles so passieren dass ich mich getragen und umsorgt fühle und nicht wütend sein muss, sondern eigentlich nur in Ruhe traurig sein darf.
Und so kann ich auch allen Beteiligten, ob Mensch oder dem Platz dort aus tiefem Herzen alles gute Wünschen.

Aber trotzdem tuts ganz schön weh.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen