Montag, 17. Mai 2021

Fußweh trifft auf Hüftweh

 

Gezwungenermaßen lehre ich Max und Milan, sich von hinten fahren zu lassen. Freiwillig hätte ich das nicht gemacht, weil ich finde, dass meine Position an der Seite von den Ochsen und somit vorne ist. Zufuss. Wie sie auch. Zum einen bleibe ich da wach, auf der Kutsche selber werde ich gerne schläfrig, erarbeite mir alles Distanzen selber und kann noch mein Gewicht als zusätzlichen Luxus auf der Kutsche verstauen.

Seid letztem Herbst habe ich aber Probleme mit meiner rechten Ferse. Schon als wir über den Gotthard gezogen sind, habe ich mich gewundert, wieso ich so früh immer müde werde. Bis mir aufgefallen ist, dass nicht mein Körper müde wird, sondern nur der Fuss.

Über den Winter wurde es stärker, bis ich anfing Dehnübungen gegen Fersensporn zu machen. Dadurch habe ich es ziemlich gut in den Griff bekommen. Solange ich die Übungen regelmäßig zweimal am Tag machte hatte ich meine Ruhe.

Jetzt mit Beginn der Tour und der damit verbundenen stärkeren Beanspruchung des Beines ist alles wieder da und noch verstärkt.

Die Freude an Touren in die Berge ist dieses Frühjahr gar nicht vorhanden. Auch bin ich mehr im Camp als die Sommer davor. Meist unbewusst, bin einfach gern„zuHause“, aber wenn ich genauer darüber nachdenke, dann ist es der Fuss. Nur in Ruhe geht es ihm nämlich richtig gut. Ansonsten habe ich meist nach höchstens einer Stunde starken Druckschmerz in der Ferse, wenn ich den Fuß belaste, wehe Fersenknochen, entzündete Sehnenansätze und Knacken im Gelenk.

Doch wenn ich keine Lust mehr habe zu laufen, wird ja auch mein Zugang versperrt zu dem Weg, der mir soviel Glück und Frieden bringt. Was soll nun das schon wieder. 

Ich werde mal wieder gezwungen noch langsamer zu machen. Umso dankbarer bin ich, dass ich gerade so viele Möglichkeiten zum Verweilen mit den Ochsen habe. Zumindest bin ich da nicht im Weiterziehzwang.

Zu was mich das Leben damit auffordern will, weiss ich noch nicht und sperre mich auch noch dagegen. Ich hoffe sehr, dass ich mit mehr Dehnübungen, Einlagen und Salben, den Sommer genauso zu Fuss erlaufen werde, wie die letzten auch. Und für den Fall, dass es zu weh tut, müssen Max und Milan halt lernen, mich doch mit zu ziehen.

Doch nicht nur ich schwächle dieses Frühjahr, auch Max scheint Probleme mit einem Bein zu haben. Wenn er müde ist, schleift er mit der Klauenspitze über den Boden. Und auch er hat dieses Jahr gar kein Interesse an unseren Touren in die Berge ohne Kutsche. Da sind wir uns leider einig. Letztes Jahr hatte er so Freude daran. Genauso wie ich. Das Problem scheint mir aber nicht im Bein zu liegen, sondern eher aus der Hüfte zu kommen. Diese ist auch sehr verspannt, auch sein Schwanzansatz. Er hat sich ja eigentlich schon immer sein eines Bein nach aussen aus der Hüfte heraus gedehnt, ganz von selber. Vielleicht als Folge seines Senkrückens. Seid diesem Winter macht er es aus beiden heraus. Die einzige Chiropraktikerin, die sich ins Tessin aufmacht, ist aber noch im Mutterschutz. Das habe ich schon im Januar herausgefunden, als ich beiden Ochsen ihre jährliche chiropraktische Wellnesskur gönnen wollte.

Die drei Regentage vor zwei Wochen habe ich genutzt, mich in ein englischsprachiges e-book über Chiropraktik am Pferd einzuarbeiten.. Das ist sehr interessant und ich lerne dadurch, Max‘ Verspannungen besser spüren zu können. An das eigentliche Einrenken traue ich mich aber nicht heran. Aber ein paar Dehnübungen übernehme ich aus dem Buch und andere aus dem Internet. Sie sind Max zwar erstmal fremd, doch dann lernt er sie zu schätzen. Und wird auch so immer weniger verspannt. Laufen wir im Flachen, auch längere Strecken, merke ich schon nichts mehr. Aber so ein bisschen bleibt ein mulmiges Gefühl für künftige Steigungen.


abendliche Trinkrunde an den Ticino


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