Donnerstag, 19. Mai 2022

So gleich und doch so anders: Hühnchen Generation #2

Über den Winter hatte ich fünf Hühner in Pflege. Meine zwei Reisehühner und drei frisch von der Alp. Da den Oktober über zwar die Hühner, aber nicht die Hunde auf dem Betrieb in Prato waren, waren es bei eintreffen der Hunde nur noch drei. Und der Fuchs war satt. Mein eines Reisehuhn, welches eh schon so lange Wassereinlagerungen hatte (und bei Aufregung einen blauen Kamm), war eines der beiden die fehlte. Ende Februar ist dann auch mein zweites Reisehuhn an Altersschwäche gestorben. Da bis zum losreisen nicht mehr viel Zeit war um junge Hühner an mich zu gewöhnen, habe ich mich entschieden, die restlichen zwei, aber eben schon Alten, mitzunehmen. Zumindest kannten sie mich und ließen sich einfangen (zur Not).

Ich bezeichne ja die Hühner immer als die "am einfachsten in meine Reise einzugliedernden Wesen", doch wusste ich ja nicht, ob ich nicht mit meinen Letzten einfach nur Glück gehabt habe. Also war schon etwas Spannung dabei, die neue Generation Huhn dieses Jahr einzupacken.

Aber sie sind einfach nur: genauso wie die Letzten. Sie sind dort zu Hause wo ihre Box steht und leben fröhlich ihr Leben dort wo sie gerade sind. Sie lassen sich morgens einpacken und bis wir Mittagspause machen ist das Ei gelegt.

Vier mal konnte ich genussvoll auf dem Boden kochen, ohne von Hühnern terrorisiert zu werden. Aber eben nur vier mal. Schnell haben auch diese Damen realisiert, dass mein Essen besser ist als ihres. Genauso schnell haben sie realisiert, dass das klicken der Tupperdose mittags bedeutet, dass es genau das Leckere von gestern Abend nochmals in Angebot gibt.

Und doch sind sie sich irgendwie anders, im Detail. Sie sind viel schneller und mehr auf mich fixiert. Mir scheint, sie wissen immer wo ich bin und es ist ihnen wichtig zu wissen. Ihre Blicke und Köpfe folgen mir oft. Sie fressen Haferflocken nur als Brei und nicht einfach so, dafür picken sie die Paprikakerne vom Strunck und Essen Kartoffel roh, was den anderen nie eingefallen wäre. Sie kommen NICHT wenn ich sie rufe (auch wenn sie wissen, was ich von ihnen will), sie lassen sich aber gnädigerweise von mir dort abholen wo sie gerade sind um in ihre Box zu bringen. Und schon nach nur zwei Wochen reisen kuschelt sich eine zum schlafen an meine Seite und hat dadurch mein Herz sofort wieder erobert.

Den ganzen Winter habe ich es nicht geschafft die zwei Damen auseinander zu halten. Es war mir aber auch nicht wichtig, weil die ja noch nicht Reisehühner waren. Doch auch später konnte ich es nicht, bis mich eine junge Frau auf ein Detail in der Federfarbe am Hals hingewiesen hat. Danach ging es und jetzt ist es gar nicht mehr schwer, weil sich das eine Huhn total verändert hat, seitdem sie zum Reisehuhn aufgestiegen ist (oder schon länger nur mehr alle zwei Tage Eier legt und dadurch mehr Energie hat?). Sie ist groß geworden und hat einen sehr ausgeprägten Kopf bekommen. Jetzt kann jede sie leicht auseinander halten.

Meine erste Generation Huhn habe ich für einzigartig und unersetzbar gehalten. Aber ich muss gestehen, dass ich die neuen schon genauso in Herzen trage wie die Alten. Aber keine Sorgen, ihr erste-Generation-Hühner, vergessen hab ich euch nicht.

Ein Huhn macht Mittag am Rheindamm

Ein Huhn macht Mittag im Schatten

Ein Huhn welches soeben 108 Spirelli Nudeln gegessen hat. Ich hab gezählt.

Ein Huhn bereit los zu fliegen über das Rheintal von St Anton aus




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