Sonntag, 30. Juni 2019


Jetzt sind wir seid 6 Wochen unterwegs. Eigentlich keine lange Zeit, aber es fühlt sich viel länger an auf eine positive Art und Weise.
Und wir sind wieder voll eingereist. Die Routine des Unterwegsseins war ziemlich schnell einfach wieder da, als wäre die Reise nie unterbrochen gewesen. So schön!
Die Aufregung und Ängste der Vorbereitungszeit und der ersten Reisewoche haben sich ziemlich bald beruhigt. Das ist auch gut so. Das war erstmal genug auch noch für die nächsten Jahre.
Es ist aber nicht wie mit Lothar. So verlässlich sind die zwei jungen Kerle noch nicht. Aber sie machen ihre Sache so gut dafür, dass sie erst drei sind und Steppenrinder und pubertär.

Deshalb bin ich richtig stolz auf meine Jungs.

Warten, das ist immer noch nicht ihre Stärke und ob ich sie jemals unbeaufsichtigt einfach auf der Strasse stehen lassen kann, wage ich zu bezweifeln. Früher oder später boxt einer den anderen immer an. Aber sie stehen schon viel ruhiger als noch am Anfang, wo es keine Minute ging bis einer das Horn im Geschirr des anderen eingehakt hatte. Aber wenn ich in Ruhe nach einer Wiese fragen und eventuell gleich noch die Wasservorräte auffüllen möchte, spanne ich sie doch besser aus und binde sie einzeln an einen Baum.
Der Versuch einen, oder gar beide an der Kutsche eingespannt am Baum angebunden zu lassen, resultierte in einer komplett verbogenen Deichsel und anderen Desastern und wird deshalb nicht weiter angewandt..
Aber wenn es nicht anders geht, lass ich sie schon auf der Strasse stehen mit angezogener Bremse. Wenn kaum Verkehr ist und ich sie im Blick habe und jederzeit zurückspurten kann, dann geht das schon auch (solange es kein verführerisches Gras in nasenweite gibt).

Meine neueste Errungenschaft mit Max und Milan ist, dass ich ihre Seite wechseln kann und sie trotzdem ohne Umgewöhnungszeit sicher im Strassenverkehr laufen.
Wird ein Ochse, oder Pferd o.ä. auf der für ihn ungewohnte Seite eingespannt, ist das für ihn erstmal eine grosse Herausforderung. Es ist komischerweise wie nochmal von Anfang an alles lernen. Der Lernprozess geht dann zwar um ein vielfaches schneller, aber starten tut man erstmal bei fast null. Max und Milan hatten von Anfang an ihre Schokoladenseiten, also Seiten die sie bevorzugen (Milan links und Max rechts), aber ich habe sie in den letzten zwei Jahren immer auch mal wieder anders herum eingespannt. Nur dieses Frühjahr habe ich es schleifen lassen, weil eh so viel neu war und gelernt werden musste.
Die Wartezeit vor der Grenze habe ich dann dafür genutzt es mal wieder auszuprobieren und die ersten Meter waren...spannend...schnell...gefährlich... Max wusste nicht, dass er, wenn er links läuft, tatsächlich auch zu bremsen hat und es ging gleich bergab. Aber dann hat er es schnell begriffen. Trotzdem blieb die neue Position für ihn die ersten Tage aufregend.
Doch mittlerweile wechsle ich einmal die Woche die Seiten. Und ausser dem Punkt, dass Max viel lieber am Strassenrand läuft egal auf welcher Seite er eingespannt ist und ich ihn deshalb viel korrigieren muss wenn er auf der dem Verkehr zugewandten Seit läuft, laufen sie mittlerweile gleich gut.
Mir ist es deshalb so wichtig sie auf beiden Seiten laufen zu lassen, da ich den Eindruck habe, dass sie nicht immer 100% gerade ausgerichtet ziehen, z.B. viel die Köpfe beieinander haben und das scheint mir auf lange Frist nicht gesund. So kann sich die Muskulatur
entspannen nach dem Wechsel.

Das eigenständige Bremsen der Kutsche durch ihr Hintergeschirr war ja auch so ein schwieriger Punkt dieses Frühjahr. Aber auch das läuft mittlerweile phasenweise fantastisch, so dass ich gar nicht mehr zubremsen muss. In Ortschaften hingegen helfe ich eigentlich immer noch mit der Kurbelbremse, einfach sicherheitshalber. Auf Waldwegen schon konsequent nicht mehr, ausser es ist richtig steil.
Und das Anhalten....klappt auch, da ich immer genug Puffer einbaue. An der Tatsache, dass sie immer ein paar Schritte brauchen bis zum Halt hat sich nichts geändert, da jeder auf den anderen wartet, dass dieser doch endlich den endgültigen Stopp mache (ausser einer muss dringend pinkeln, dann klappst sofort).

In Ortschaften laufen sie sehr sehr vorbildlich, teils besser wie draussen, aber das liegt dann wohl daran, dass ich fokussierter bin. Wir sind auch schon durch mehrere Kleinstädte problemlos durch, wenn man von dem Stau hinter uns absieht (obwohl ich regelmässig auf die Seite fahre und anhalte [ausser es geht bergauf]).

Die neueste Herausforderung sind die Bremsen. Ab dem Moment wo sie da sind, müssen wir aufhören zu laufen, denn dann gibt es nur noch ein Gewirr aus fliegenden Hörnern, schlagenden Köpfen, tretenden Beinen und ich irgendwo hoffentlich davor und nicht zwischendrin.
Glücklicherweise kamen sie eh spät dieses Jahr und nur weil sie an einem Ort in Unmengen auftreten, kann es trotzdem sein, dass ein paar Kilometer weiter die Lage wieder «entspannt» ist. Auf jeden Fall heisst es ab dem Auftreten: sofort Wiese suchen und mich in Sicherheit begeben.
Irgendein Mittel aufsprühen, das habe ich schon mit Lothar aufgegeben, da bei einem arbeitenden, sprich konstant schwitzenden Tier, nichts hilft.

Aber obwohl es so gut läuft, ist es doch immer noch eine Erleichterung, wenn ich Max und Milan auf eine Wiese entlassen kann, weil dann klar ist, dass der Stromzaun auf sie aufpasst und nicht ich.

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